Havenhurst - Haus meiner Ahnen
wer weiß, wie weit ich es dann heute schon gebracht hätte“, scherzte er, als er mit ihr den kleinen Salon verließ.
21. KAPITEL
Mit einiger Mühe hatte Duncan versucht, ein unbeschwertes Gespräch im Salon aufrechtzuerhalten, aber er war doch sehr erleichtert, als er Elizabeth und Ian zurückkehren sah und somit seinen Vortrag über die Möglichkeit des frühen Schneefalls in diesem Winter abbrechen konnte. Noch wesentlich erleichterter war er, als er Ians sehr sanften und leicht amüsierten Gesichtsausdruck sah.
„Elizabeth und ich haben zu einem Übereinkommen gefunden“, teilte Ian den im Salon Anwesenden ohne jede Vorrede mit. „Volkommen zutreffend ist sie der Meinung, daß sie allein das Recht hat, sich als Ehefrau zu vergeben. Deshalb besteht sie auf gewissen Bedingungen, die in den Verlobungsvertrag aufgenommen werden müssen. Duncan, würdest du freundlicherweise aufschreiben, was sie festsetzt?“ Verblüfft hob Duncan die Augenbrauen, begab sich jedoch sofort an den Schreibtisch. Ian wandte sich an Julius Cameron. „Haben Sie eine Ausfertigung des Verlobungsvertrages bei sich?“ fragte er.
„Gewiß.“ Julius’ Gesicht wurde zornrot. „Aber Sie werden kein Wort daran ändern! Und ich werde keinen einzigen Schilling zurückerstatten.“ Er drehte sich zu Elizabeth um. „Er hat gutes Geld für dich bezahlt, du eingebildetes, hochnäsiges Frauenzimmer, du ..."
„Hinaus!“ Ians Stimme klang wie das Knallen einer Peitsche.
„Hinaus?“ wiederholte Julius Cameron empört. „Mir gehört dieses Haus. Sie haben es nicht zusammen mit meiner Nichte gekauft!“
Ohne Elizabeth anzusehen, richtete Ian eine kurze Frage an sie: „Wollen Sie es haben?“
Im Gegensatz zu Julius erkannte Elizabeth Ians unheilverkündende Wut. „Will ich — was?“
„Das Haus.“
Jetzt wußte sie nicht, welche Antwort er von ihr erwartete, und sie hatte Angst, daß sie vielleicht genau das Falsche sagen würde.
Zu jedermanns — mit Ausnahme Ians — Verblüffung ergriff Lucinda Throckmorton-Jones das Wort. „Jawohl“, sagte sie. „Lady Elizabeth will es haben.“
Dies akzeptierte Ian als Elizabeths Antwort. Er durchbohrte Julius mit einem mörderischen Blick. „Gehen Sie morgen früh zu meinem Bankier“, befahl er. „Und nun — hinaus!“
Nun schien Julius Cameron endlich zu erkennen, daß er hier in Lebensgefahr schwebte. Rasch nahm er seinen Hut und ging zur Tür. „Das wird aber nicht billig!“ Und als er Ians Blick sah, zog er es dann doch vor, ohne jede weitere Diskussion den Salon zu verlassen.
„Ich glaube, jetzt wäre eine kleine Erfrischung angebracht“, meinte Elizabeth, nachdem die Haustür krachend ins Schloß gefallen war.
„Eine ausgezeichnete Idee, meine Liebe“, bekräftigte der Vikar.
Auf Elizabeths Klingelzeichen hin erschien Bentner, der den Auftrag erhielt, Tee und einen kleinen Imbiß zu servieren.
„Ja, also ...“ Duncan rieb sich die Hände. „Sollte ich nicht einige ... äh ... neu aufgesetzte Bedingungen zum Verlobungsvertrag niederschreiben?“
Während der nächsten zwanzig Minuten formulierte Elizabeth Ansprüche und Zugeständnisse, Ian stimmte zu, Duncan schrieb, und die Dowager Duchess of Hawthorne hörte mit unverhohlener Schadenfreude zu.
Ian selbst stellte nur eine einzige Bedingung: Keine der Elizabeth zugestandenen Freiheiten sollten Gerüchten Nahrung geben, daß sie ihm Hörner aufsetzte.
Die Herzoginwitwe und Miss Throckmorton-Jones zeigten sich ob einer solchen vor ihren Ohren geäußerten Formulierung leicht schockiert. Elizabeth indessen nickte dem Vikar nur hoheitsvoll zu. „Ich bin einverstanden. Sie können es aufschreiben.“
Ian grinste sie vergnügt an. Etwas unsicher erwiderte sie sein Lächeln. Soweit sie wußte, bedeutete „Hörner aufsetzen“, daß eine Frau sich im Schlafzimmer mit einem Herrn sehen ließ, der nicht ihr Ehemann war. Jedenfalls hatte ihr Lucinda das einmal so erklärt.
„Wäre da sonst noch etwas?“ erkundigte sich Duncan. „Jawohl“, antwortete die Dowager Duchess und wandte sich an Ian. „Falls Sie daran gedacht hatten, morgen Ihre Verlobung bekanntzugeben, dürfen Sie sich das aus dem Kopf schlagen.“
Ian war drauf und dran, die Damen ebenfalls des Hauses zu verweisen, aber dann erkannte er die Weisheit ihrer Worte.
„Gestern haben Sie es unter größter Mühe erreicht, daß jedermann dachte, vor zwei Jahren sei zwischen Ihnen und Elizabeth nichts weiter als ein kleiner Flirt vorgefallen“, sagte die
Weitere Kostenlose Bücher