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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Herzoginwitwe. „Das wird jedoch niemand mehr glauben, wenn Sie jetzt nicht das angemessene Werbungsritual einhalten, auf das Elizabeth zweifellos ein Anrecht hat.“ „An welche Zeit dachten Sie?“ fragte Ian.
    „An einen Monat“, antwortete die Herzoginwitwe sofort. „Einen Monat lang werden Sie ihr Aufwartungen machen, sie zu den üblichen Veranstaltungen begleiten und so weiter.“ „Zwei Wochen“, entgegnete Ian mühsam beherrscht. „Sehr wohl“, stimmte die alte Dame zu, und Ian erkannte, daß sie vermutlich gar keine längere Zeitspanne erwartet hatte. „Danach können Sie Ihre Verlobung bekanntgeben und nach ... zwei Monaten heiraten.“
    „Nach einem Monat“, sagte Ian und griff nach der Teetasse, die Bentner gerade vor ihn hingestellt hatte.
    „Wie Sie wollen“, sagte die Dowager Duchess, und dann passierten zwei Dinge gleichzeitig: Miss Lucinda Throckmorton-Jones gab ein Geräusch von sich, das Ian mit viel Phantasie als ein Lachen deutete, und Elizabeth nahm Ian die Teetasse unter der Hand fort.
    „Da ... da schwimmt ein Fussel drin“, erklärte sie und gab dem Butler die Teetasse mit einem höchst tadelnden Kopfschütteln zurück.
    Ian griff nach dem Sandwich auf seinem Teller.
    Elizabeth sah Bentners überaus zufriedene Miene und nahm Ian auch den Sandwich weg. „Da ... sitzt eine kleine Fliege drauf, sagte sie.
    „Also, ich sehe nichts“, meinte Ian ein wenig verwirrt. Da er seines Tees und seines Sandwiches beraubt war, griff er nach dem Weinglas, das vor ihm stand, trank aber nicht selbst, sondern bot es der offenkundig doch sehr mitgenommenen jungen Dame an.
    „Vielen Dank“, sagte Elizabeth seufzend und nahm es entgegen, doch schon riß Bentner es ihr wieder aus der Hand. „Noch eine Fliege“, erklärte er.
    „Bentner!“ rief Elizabeth empört, doch ihre erhobene Stimme ging in Alexandras Lachanfall unter. Ian zog die einzig plausible Schlußfolgerung: Jedermann litt hier unter den akuten Auswirkungen zu großer Anspannung.
    ★
    Die Dowager Duchess bestand nun darauf, daß das Ritual des Freiens gleich anläßlich eines heute abend stattfindenden Balls beginnen sollte, doch Elizabeth meinte, sie wolle lieber Havenhurst vorführen; an Bällen könnten sie später noch immer teilnehmen.
    Ian verstand das nicht ganz. Erstens befand sich Havenhurst nur eine halbe Fahrstunde von London entfernt, so daß das eine das andere nicht auszuschließen brauchte, und zweitens hätte er gedacht, Elizabeth, die so lange von der Gesellschaft ausgeschlossen war, würde Bälle jetzt erfreut genießen.
    Er befand sich schon auf dem Heimweg, als ihn plötzlich die Erkenntnis traf: Elizabeth, die jeden Penny umdrehen mußte, fürchtete sich vor den Kosten, die ein solcher Ball zweifellos für sie bedeutete.
    Ian gab seinem Kutscher also eine Anweisung. Wenige Minuten später hielt der Wagen vor dem Etablissement von Madame Lasalle, der gesuchtesten und verschwiegensten Modeschneiderin Londons.
    „Das geht auf gar keinen Fall“, wehrte die Dame ab, als Ian ihr mitteilte, er wünschte innerhalb einer Woche ein Dutzend Ballkleider und eine komplette Garderobe für Lady Elizabeth Cameron, deren Maße in der Promenade Street Nummer vierzehn genommen werden könnten. „Dazu würden zwanzig erfahrene Näherinnen mindestens zwei Wochen benötigen!“
    „Dann stellen Sie vierzig Näherinnen ein, und Sie schaffen es in einer Woche“, setzte Ian ihr auseinander. Unterdessen schreib er eine Bankanweisung aus, die die Augen der Frau glänzen ließ. Mit dem Federkiel deutete er auf einen Ballen smaragdfarbener, mit Goldfäden bestickter Seide. „Fertigen Sie das erste Ballgewand aus diesem Stoff hier an. Es muß am Neunzehnten fertig sein.“
    „Sehr wohl, Monsieur“, sagte die Geschäftsinhaberin im Hinblick auf die Höhe der Bankanweisung. „Aber den Stoff kann ich Ihnen wirklich nicht geben. Den habe ich bereits Lady Margaret Mitcham zugesagt.“
    Ian hatte nicht die geringste Ahnung, wer Lady Margaret Mitcham war. „Ich bin überrascht, daß Sie es zulassen, daß die Lady diesen Stoff trägt, Madam“, sagte er mild tadelnd. „Der wird ihren Teint fahl aussehen lassen. Teilen Sie ihr mit, daß ich das gesagt habe.“
    Damit war für ihn — und für die Inhaberin des Modesalons - die Angelegenheit erledigt.
    ★
    Havenhurst war, wie Ian fand, durchaus ein hübsches Anwesen, jedoch nicht halb so imposant, wie Elizabeths Beschreibung es dargestellt hatte. Am Portal war der Verputz abgeplatzt,

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