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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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die Pflasterung mußte dringend ausgebessert werden, und die stattlichen alten Bäume mußten beschnitten und ausgeputzt werden.
    Als die Kutsche vor den Eingangsstufen des Herrenhauses hielt, wurde die Tür geöffnet, und ein schmächtiger Bediensteter musterte den Ankömmling mit einem ziemlich beleidigenden Blick. Dergleichen war Ian ja von Elizabeths Personal bereits gewohnt.
    „Deine Herrin erwartet mich“, sagte er. „Teile ihr mit, daß ich angekommen bin.“ Er schaute an dem Diener vorbei und sah die holzgetäfelte Decke der Halle ebenso wie die hellen Stellen an der Tapete, wo ursprünglich einmal Gemälde gehangen hatten. Er sah, daß der blanke Fußboden nicht mit kostbaren Teppichen bedeckt und die Eingangshalle selbst fast bar jeden Mobiliars und erst recht jeglicher Kunstgegenstände war.
    „Ich komme schon, Aaron.“ Das war Elizabeths scharfe Stimme, die er vernahm.
    Ian drehte sich zu ihr um, und schon waren der unverschämte Diener sowie der beklagenswerte Zustand des Anwesens vergessen.
    In einem einfachen Kleid aus himmelblauem Batist und mit blauen Schleifchen in den Locken stand Elizabeth da. Ihre Haltung war die einer Königin und ihr Lächeln das eines Engels. „Nun, was halten Sie davon?“ fragte sie erwartungsvoll.
    „Wovon?“ Ian trat auf sie zu und mußte sich sehr beherrschen, um sie nicht gleich auf der Stelle zu umarmen.
    „Von Havenhurst selbstverständlich.“
    Er hätte jetzt sagen können, daß der Besitz verhältnismäßig klein und dringend reparaturbedürftig war, aber viel lieber hätte er Elizabeth in die Arme genommen und sie um Vergebung gebeten für alles, was er ihr angetan hatte. Das jedoch hätte sie wiederum beschämt und verletzt. Also antwortete er wahrheitsgemäß: „Was ich bisher davon gesehen habe, ist wirklich sehr malerisch.“
    „Möchten Sie den Rest auch noch sehen?“
    „Sehr gern.“
    Elizabeth veranstaltete für ihn eine Führung durch das alte Herrenhaus, die sie durch lustige Geschichten über die Vorbesitzer auflockerte, und ging dann mit ihm hinaus in die parkartige Anlage, die das Gebäude umgab. Vor einem alten, ausladenden Baum blieb sie stehen, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und sah aus wie ein entzückendes kleines Mädchen, das dabei war, ein Geheimnis zu verraten. „Und jetzt schauen Sie einmal hoch.“
    Ian legte den Kopf zurück und lachte dann. Über ihm befand sich ein großes und ziemlich ungewöhnlich gebautes Baumhaus. „Ihres?“ erkundigte er sich.
    „Selbstverständlich“, antwortete sie. „Und nun möchte ich Ihnen noch etwas zeigen.“ Sie umrundeten das Hauptgebäude, und an seiner Rückseite angekommen, deutete Elizabeth mit einer ausholenden Armbewegung auf das, was es hier zu sehen gab. „Das meiste hiervon ist mein persönlicher Beitrag zu Havenhurst“, erklärte sie stolz.
    Ian war aufrichtig beeindruckt. In unbeschreiblicher Farbenpracht vor ihm ausgebreitet waren die schönsten und größten Blumenbeete, die er jemals gesehen hatte. Elizabeth schaute über die wunderschöne Gartenlandschaft hinüber zu den sanften Hügeln dahinter. „Als ich jung war“, gestand sie, „habe ich immer gedacht, so ungefähr würde das Himmelreich aussehen.“ Verlegen lächelnd blickte sie zu Ian hoch. „Wie haben Sie sich denn das Himmelreich vorgestellt?“
    Ian löste den Blick von der vor ihm ausgebreiteten Schönheit und schaute statt dessen auf die Schönheit an seiner Seite. „So wie Sie“, antwortete er leise und sah, daß sie daraufhin vor Freude errötete. Als sie jedoch wieder sprach, klang ihre Stimme ganz sachlich.
    „Solche Komplimente brauchen Sie mir nicht zu machen“, erklärte sie. „Ich werde mich auch so an unsere vertraglichen Vereinbarungen halten.“
    „Das weiß ich.“ Wie gern hätte er jetzt von seiner Liebe gesprochen, doch das hätte sie ihm nicht abgenommen. „Was übrigens unsere Abmachung betrifft“, fügte er lächelnd hinzu, „so bin ich von uns beiden wohl eher derjenige, dem die meisten Bedingungen zur Last fallen.“
    Sie warf ihm einen verschmitzten Seitenblick zu. „Sie waren in verschiedenen Punkten tatsächlich viel zu nachgiebig. Gegen Ende unserer Verhandlungen habe ich auf Zugeständnissen bestanden, nur um einmal zu sehen, wie weit zu gehen Sie bereit sein würden.“
    Ian, der sein Vermögen in den letzten vier Jahren mittels Reederei-, Import-Export- und diversen anderen Geschäften vervielfältigt hatte, galt als ein besonders geschickter

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