Havenhurst - Haus meiner Ahnen
Verhandlungspartner. Elizabeths Einschätzung hörte er mit großer Erheiterung.
„Ich stand bei jedem einzelnen Vertragspunkt unter dem Eindruck, als käme es Ihnen ganz besonders gerade auf diese Einzelheit an, und als würden Sie die ganze Sache platzen lassen, falls ich nicht zustimmte.“
Sie nickte zufrieden. „Ich hatte mir gedacht, daß ich es so würde machen müssen. Weshalb lachen Sie?“
„Weil ich gestern anscheinend nicht in Höchstform war. Einmal ganz abgesehen davon, daß ich Ihre Absicht nicht durchschaut habe, ist es mir anscheinend gelungen, ein Haus an der Promenade Street zum Fünffachen seines tatsächlichen Handelswertes zu kaufen.“
„Ach, das würde ich nun nicht sagen.“ Verlegen wandte Elizabeth den Blick ab. „Beim Verhandeln halte ich es mit vernünftigen Argumenten. Mein Onkel hingegen hätte zweifellos versucht, Sie zu betrügen. So ist der Mann nun einmal, wenn es um Geld geht.“
Wenn Ian an die Beträge dachte, die Julius Cameron ihm für den Verlobungskontrakt aus der Tasche gezogen hatte, konnte er das nur bestätigen.
„Und deshalb“, fuhr Elizabeth mit in den blauen Himmel gerichtetem Blick fort, „habe ich ihm nach Ihrem Fortgang eine Note geschickt, in der ich den beklagenswerten Zustand des Gebäudes beschrieben und sämtliche Reparaturen aufgeführt habe, die an dem Haus vorzunehmen sind.“
„Und?“
„Und ich habe geschrieben, daß Sie die Kosten für diese Reparaturen von dem Kaufpreis abziehen und keinen Schilling mehr bezahlen würden.“
„Und?“ fragte Ian noch einmal.
„Und er hat sich mit der von mir errechneten Summe einverstanden erklärt.“
Ian erlitt einen wahren Lachanfall. Er riß Elizabeth in die Arme. „Elizabeth“, sagte er zärtlich, als er wieder Luft bekam, „sollten Sie mich doch nicht heiraten wollen, so versprechen Sie mir wenigstens, daß Sie niemals meine Gegnerin in einer Verhandlung sein werden. Ich wäre ja restlos verloren.“
Die Versuchung, sie zu küssen, war groß, aber er hatte vorhin die Kutsche der Townsendes auf der Auffahrt gesehen und wußte nicht, wo sich Alexandra und Matthew, die bei seinem Besuch als "Aufpasser“ fungieren sollten, jetzt befanden.
Elizabeth hatte offenkundig den gleichen Gedankengang, denn sie trat den Rückweg zum Haus an. Plötzlich blieb sie stehen und schaute ernst zu Ian hoch. „Diese Gewänder ... ich wollte Ihnen gleich bei Ihrem Eintreffen für Ihre Großzügigkeit danken, aber ich war so glücklich, Sie ... Also ich meine...“
„Nur zu“, forderte Ian sie auf. „Sie waren so glücklich, mich wiederzusehen, daß Sie ...“
„Daß ich es vergessen habe. Und Sie hätten auch nicht gleich so viel bestellen sollen. Madame Lasalle ist irrsinnig teuer, wie ich anläßlich meines Debüts gehört habe.“
„Das soll nicht Ihre Sorge sein“, entgegnete Ian mit Nachdruck.
„Ich meine ja nur... Können Sie nicht ein bißchen überlegter mit dem Geld umgehen?“ fragte sie vorsichtig. „Ich könnte zum Beispiel einen Kostenetat aufstellen. Darin bin ich wirklich ganz groß ..
Ian konnte sich nicht helfen. Er unterdrückte einen weiteren Lachanfall und tat das, was er schon hatte tun wollen, als er Elizabeth in der Halle hatte stehen sehen: Er zog sie in die Arme und küßte sie mit der ganzen Leidenschaft, die sie immer in ihm erweckte. Und Elizabeth erwiderte diesen Kuß mit aller Hingabe.
Als Ian sie widerstrebend freigab, war ihr Gesicht gerötet und ihre schönen Augen strahlten. Er verflocht seine Finger mit ihren, und so gingen die beiden langsam auf die Eingangstür zu. Da es ihn nicht drängte, sich zu den „Aufpassern“ zu gesellen, zögerte er die Begegnung hinaus, indem er Elizabeth nach einem besonders interessanten Busch, einer ungewöhnlichen Blume und sogar nach einer ganz normalen Rose befragte.
★
Matthew und Alexandra Townsende standen am Fenster und beobachteten das Paar, das auf das Haus zukam.
„Wenn ich dir den Namen des Mannes hätte nennen sollen, von dem ich es am wenigsten erwartete, daß er Hals über Kopf für ein kleines Mädchen entbrennt, dann hätte ich behauptet, es sei Ian Thornton“, sagte Matthew.
Alexa warf ihm einen höchst erheiterten Blick zu. „Wenn du mich das gefragt hättest, dann würde ich wohl gesagt haben, das seist du.“
„Aber gewiß doch.“ Matthew legte seiner Gemahlin den Arm um die Taille und sorgte sich dann sofort darum, ob die Schwangerschaft ihr vielleicht Schwierigkeiten machte. „Ist mit dir und
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