Havenhurst - Haus meiner Ahnen
müssen.“
Sie öffnete die Augen und schaute Alexa an. „So ist es eben, und ich kann es ebensowenig verhindern, wie ich das verhindern konnte, was vor zwei Jahren geschah.“ Sie lächelte ihre Freundin an. „Und deshalb wäre es um vieles leichter für mich, wenn du ihn auch ein ganz klein bißchen mögen würdest.“
Alexa nahm Elizabeths Hände in ihre. „Wenn du ihn liebst, muß er ein guter Mann sein. Von jetzt an werde ich mich bemühen, nach seinen guten Seiten Ausschau zu halten.“ Sie zögerte einen Moment und wagte dann die Frage: „Elizabeth, liebt er dich?“
Elizabeth schüttelte den Kopf. „Er begehrt mich, sagt er, und er will Kinder.“
Alexa lachte verlegen. „Was will er?“
„Mich und Kinder.“
Erst lächelte Alexa, dann errötete sie ein wenig. „Das ist möglicherweise nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu sprechen, aber... hat Lucinda dir erklärt, wie Kinder... äh... zustande kommen?“
„Ja, selbstverständlich.“
„Gut, sonst hätte ich es dir erklärt. Ich erinnere mich noch zu genau an meine eigene Reaktion, als ich dahinterkam. Ich war nämlich entsetzt.“ Sie lachte. „Aber du bist ja schon immer klüger als ich gewesen.“
„Nicht unbedingt“, widersprach Elizabeth, obwohl sie sich wirklich nicht vorstellen konnte, was es da zu erröten gab. Lucinda hatte ihr auf ihre entsprechende Frage geantwortet, daß Kinder empfangen wurden, wenn ein Mann seine Gattin im Bett küßte, und daß es beim erstenmal weh täte. Ians Küsse taten immer ein bißchen weh, aber richtig verletzt hatte er sie, Elizabeth, dabei eigentlich nie, und Spaß gemacht hatte es ihr schließlich auch.
★
Nachdem Elizabeth mit Alexandra offen über ihre Gefühle gesprochen hatte, war es ihr, als könnte sie nun viel problemloser mit ihnen umgehen. Das erleichterte sie so sehr, daß sie vermutete, Ian würde ihr ihre Unbeschwertheit auf der Stelle ansehen, als er und Matthew sich etwas später zu den beiden jungen Damen gesellten.
Die vier setzten sich zum Kartenspiel zusammen, und dabei fiel Ian tatsächlich die gelöste Haltung der Frauen ihm gegenüber auf.
„Möchten Sie mischen und geben?“ fragte Elizabeth. Ian nickte, sie händigte ihm den Pack aus und beobachtete dann fasziniert, wie die Karten in seinen Händen lebendig zu werden schienen. Sie rauschten zusammen, schoben sich ineinander, teilten sich in saubere kleine Stapel und flogen anschließend wieder ineinander.
„Was möchten Sie denn spielen?“ erkundigte er sich.
„Ich möchte Sie gern mogeln sehen“, sagte Elizabeth lächelnd und ohne nachzudenken.
Seine Hände erstarrten. „Wie bitte?“
Als sie seinen Blick sah, wußte sie, daß sie eben etwas Falsches gesagt hatte. „Was ich meinte ...“ erklärte sie hastig. „Ja, also an jenem Abend im Spielzimmer in Charises Haus war von jemandem die Rede, der ein Blatt vom Boden des Kartenpacks statt von oben abziehen konnte. Ich habe mich immer gefragt, ob so etwas möglich ... ob Sie so etwas können...“
Zu spät merkte sie, daß sie ihn beleidigte, weil sie so sprach, als glaubte sie wirklich, er betrüge beim Spiel. „Ich bitte um Vergebung“, sagte sie leise und zerknirscht. „Das war tatsächlich sehr ungehörig von mir.“
Ian akzeptierte ihre Entschuldigung mit einem kurzen Nicken, und als Alexa hastig vorschlug, man könne doch Spielmarken statt Schillingstücke einsetzen, teilte er sofort und ohne weitere Bemerkung die Karten aus.
Zu verlegen, um auch nur zu wagen, ihn anzuschauen, nahm Elizabeth ihr Blatt auf. Es enthielt vier Könige. Sie blickte zu Ian hoch, aber er hatte sich zurückgelehnt und betrachtete seine eigenen Karten. In dieser Runde gewann Elizabeth drei Spielmarken und freute sich sehr darüber.
Ian schob ihr den Kartenpack zu, doch sie schüttelte den Kopf. „Ich gebe nicht gerne“, gestand sie. „Ich lasse immer die Karten fallen, und Celton meint, das sei sehr ärgerlich. Würden Sie für mich geben?“
„Von mir aus“, sagte er, und sie merkte, daß er noch immer böse auf sie war.
„Wer ist übrigens Celton?“ wollte Matthew wissen.
„Ein Pferdeknecht, mit dem ich Karten spiele“, antwortete Elizabeth unglücklich und nahm ihr Blatt auf. Es enthielt vier Asse.
Jetzt wußte sie Bescheid. Erleichtert lachte sie auf und schaute ihren Verlobten an. Der jedoch zuckte nicht mit der Wimper und deutete auch sonst mit nichts an, daß hier irgend etwas Ungewöhnliches vorging. Eher uninteressiert saß er da, hob eine
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