Havenhurst - Haus meiner Ahnen
das wissen?“ Sie richtete sich auf.
„Weil dies hier ein ganz gewöhnlicher Garten war, ehe Sie ihn betreten haben“, antwortete er leise.
Sie neigte den Kopf zur Seite. „Und was ist es jetzt?“
„Das Himmelreich.“
Sie hörte seine leise, rauhe Stimme, erkannte sein Verlangen in seinem Blick, und ihr Herz schlug schneller. Er streckte ihr seine Hand entgegen, sie legte ihre hinein, trat ohne jeden bewußten Gedanken dicht an ihn heran und schmiegte sich in seine Arme.
Einen Moment lang betrachtete er forschend ihr Gesicht, und dann neigte er den Kopf zu einem zärtlichen, gefühlvollen Kuß, während er die Hände sehnsüchtig an den Seiten ihrer Brüste hinuntergleiten ließ. Elizabeth spürte, daß ihr Widerstand, ihr eigener Wille zu schwingen begann.
Sie legte ihre ganze Liebe, die sich während der einsamen Jahre ihrer Kindheit in ihr aufgestaut hatte, in diesen Kuß, und Ian spürte das. Ihre Lippen öffneten sich willig für seine Zunge, und ihre Hände glitten zärtlich in sein Nackenhaar. Sie bot sich ihm vorbehaltlos dar, und seine Freude darüber war grenzenlos. Diese Frau war für ihn die Erfüllung aller seiner Wünsche und noch mehr.
Widerstrebend hob er den Kopf, hielt Elizabeth jedoch weiterhin an seinen erregten Körper gepreßt. Sie wehrte sich nicht, und seine Erregung zu fühlen, schien sie weder zu verängstigen noch zu beleidigen. „Ich liebe Sie“, flüsterte er und rieb sein Kinn an ihrer Schläfe. „Und Sie lieben mich. Das kann ich fühlen, wenn ich Sie in den Armen halte.“
Elizabeth erstarrte ein wenig und holte zitternd Luft, aber sprechen konnte und wollte sie nicht. Also redete Ian weiter, während er sanft ihren Rücken streichelte. „Ja, ich fühle es, Elizabeth, aber wenn Sie es nicht bald selbst zugeben, verliere ich noch den Verstand. Ich kann nicht arbeiten. Ich kann nicht denken. Ich treffe Entscheidungen und stoße sie gleich wieder um.“
Dann fiel ihm ein Thema ein, das ganz bestimmt ihr Interesse wecken mußte. „Und das ist ja alles nichts gegen das Geld, das ich verschwende, solange ich unter dieser Anspannung stehe“, sagte er. „Ich habe ja nicht nur diese Ballkleider und das Haus in der Promenade Street gekauft...“
Er hob ihr Gesicht an, sah die Leidenschaft in ihrem Blick und übersah den leichten Zweifel darin. „Wie gesagt, wenn Sie es nicht bald gestehen, verschleudere ich am Ende noch Haus und Hof.“
Verwirrt zog Elizabeth die Brauen zusammen. Ian schmunzelte. Von ihr unbemerkt hielt er den schon in London gekauften, sündhaft teuren Verlobungsring in der Faust. „Wenn ich unter solcher Anspannung stehe“, redete er weiter, nahm Elizabeths Hand von seiner Brust und steckte ihr den Ring an den Finger, „dann kaufe ich alles, was ich sehe. Es hat mich große Beherrschung gekostet, diesen hier nicht in jeder vorhandenen Farbe zu erstehen.“
Bisher hatte Elizabeth nur auf Ians lächelnde Lippen geschaut; jetzt ließ sie den Blick zu dem riesigen Smaragdring an ihrem Finger sinken, und dann erstarrte sie. „O nein!“ rief sie aus. „Er ist herrlich, wirklich, aber ich kann ihn doch nicht... Nein, das kann ich auf gar keinen Fall, Ian.“
Ian durchfuhr es heiß, als er seinen Namen von ihren Lippen hörte.
„Nein“, sagte sie mit Bestimmtheit, „das kann ich Ihnen nicht gestatten. Sie waren schon großzügig genug.“ Beinahe andächtig berührte sie das unvergleichlich schöne Schmuckstück, und dann schüttelte sie energisch den Kopf.
„Ich brauche keine Juwelen. Das haben Sie nur getan, weil ich behauptet habe, jemand habe mir faustgroße Edelsteine geboten, was selbstverständlich nur eine dumme Bemerkung war. Und jetzt haben Sie einen gekauft, der tatsächlich faustgroß ist.“
„Nun ja, so groß ist er nun auch wieder nicht.“ Ian lachte leise.
„Mit dem Geld, das dieser Stein kostet, würde man die ganze Bewässerungsanlage für Havenhurst und die Löhne für die Bediensteten auf Jahre hinaus bezahlen können und dazu noch viele Scheffel...“ Sie wollte sich den Ring vom Finger ziehen.
„Nicht doch!“ protestierte Ian lachend. „Außerdem könnte ich ihn ja auch gar nicht zurückgeben. Er gehört nämlich zu einer Garnitur ...“
„Soll das heißen, er ist kein Einzelteil?“
„So ist es leider. Eigentlich war es ja als Überraschung für den morgigen Ball bei den Townsendes gedacht. Zu dem Ring gehören noch ein Armband, ein Halsband und Ohrringe.“ „Ach so“, sagte sie und bemühte sich, nicht
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