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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Entgegnung auf die Äußerung erspart, denn sogleich kam eine weitere Gruppe von Personen heran, die ihm unbedingt vorgestellt werden wollten, und wie schon während des ganzen Abends ertrug er jede Menge raschelnde Hofknickse, kokettes Lächeln, einladend Blicke sowie übereifriges Händeschütteln und ergebene Verbeugungen.
    „Wie fühlt man sich eigentlich, wenn man über Nacht zu England begehrtestem Junggesellen geworden ist?“ erkundigte sich Roddy, nachdem die nächste Gästegruppe höflich abgefertigt worden war.
    Ian antwortete ihm kurz und bündig und ging dann davon, womit sich die Hoffnungen einer weiteren Gruppe zerschlugen, die ihn schon angesteuert hatte. Roddy schaute ihm hinterher und bewunderte seinen hervorragend geschneiderten weinroten Gehrock sowie die perfekt sitzende Hose.
    Der Herr neben ihm beugte sich an ihn heran und erhob die Stimme, damit Roddy ihn bei dem Lärm auch hören konnte. „Was hat Kensington Ihnen denn eben geantwortet, als Sie ihn fragten, wie er sich als unser Begehrtester fühlt?“
    „Er hat gesagt, es hinge ihm zum Hals raus.“ Mit einem raschen Blick auf seinen erschütterten Gesprächspartner fügte Roddy hinzu: „Da Hawthorne verheiratet ist und Kensington es meiner Meinung nach bald sein wird, bleibt als einziger Junggeselle mit einem Herzogtum im Angebot jetzt nur noch Clayton Westmoreland übrig. Nach dem Aufruhr, den sowohl Hawthorne als auch Kensington als Freier erzeugt haben, kann man ja nur mit Schadenfreude auf das gespannt sein, was der gute Westmoreland anstellt.“
    ★
    Ian brauchte zwanzig Minuten, um zu seinem nur zehn Schritt entfernt stehenden Großvater zu gelangen, weil immer wieder jemand in einem Hofknicks vor ihm versank oder ein paar freundliche Worte mit ihm wechseln wollte.
    Die folgende Stunde verbrachte er auf der Tanzfläche, ebenso wie Elizabeth, die mit ihren eigenen Partnern tanzte. Ian stellte fest, daß sie jetzt genauso begehrt war wie er selbst, und daß sie die ihr geschenkte Aufmerksamkeit genoß wie eine junge Königin, die hofhielt. Obwohl er immer wieder zu ihr hinüberschaute, schien sie für ihn keinen einzigen Blick übrig zu haben.
    Als der ihm zustehende Walzer bevorstand, hielt sich Ian an die Rolle, die er später zu spielen hatte, und begab sich zu der Gruppe um die Townsendes. Vorschriftsgemäß wandte er sich zunächst Matthew zu, der sofort begriff und Elizabeth aus dem Kreis ihrer Bewunderer herauszog.
    „Lady Elizabeth“, sagte er wie ein geübter Schauspieler und deutete mit dem Kopf auf Ian. „Sie erinnern sich an unseren Freund, den Marquess of Kensington?“
    Elizabeth lächelte unschicklich strahlend. „Gewiß erinnere ich mich an Sie, Mylord.“ Anmutig bot sie ihm ihre Hand.
    „Ich glaube, dieser Walzer steht mir zu“, sagte Ian so laut, damit es ihre aufmerksamen Anbeter auch hörten, und führte Elizabeth zur Tanzfläche. „Sie scheinen sich heute abend sehr gut zu unterhalten“, meinte er dann ein wenig sanfter.
    „Ja, das tue ich auch“, antwortete sie und schaute zu ihm hoch. Sein Blick erschien ihr recht kühl. Sie lächelte schwach, und in diesem Moment begann der Walzer. Ian legte den Arm um ihre Taille, und seine Finger schlossen sich um ihre rechte Hand.
    Tausend Kerzen brannten in den Kronleuchtern an der Saaldecke, aber Elizabeth war in Gedanken wieder in der nachtdunklen Gartenlaube, wo Ian sich vor langer Zeit mit ihr auch im Walzertakt gedreht hatte. Erinnerte er sich überhaupt noch daran? Würde er ihr jetzt vielleicht etwas Zärtliches sagen wie damals?
    „Belhaven hat Sie heute während des ganzen Abends mit den Blicken verschlungen“, stellte er fest. „Wie die Hälfte der anderen Männer in diesem Ballsaal übrigens. Das zurückhaltende Benehmen, auf das die Engländer so stolz sind, erstreckt sich offensichtlich nicht auf den Umgang mit den schönen Frauen dieser Gesellschaft.“
    Das war nun nicht gerade die Gesprächseröffnung, die Elizabeth sich vorgestellt hatte. Also würde sie selbst den Vorstoß einleiten müssen. „Ian, haben Sie jemals etwas begehrt, das durchaus in Ihrer Reichweite war, und dennoch nicht gewagt, danach zu greifen?“
    Erstaunt über diese so ernste Frage und über die Tatsache, daß Elizabeth ihn beim Vornamen genannt hatte, versuchte er, seine Eifersucht zu unterdrücken, die den ganzen Abend an ihm genagt hatte. „Nein“, antwortete er nicht allzu freundlich. „Warum fragen Sie? Gibt es etwas, das Sie begehren?“ Schweigend senkte sie

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