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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Summen, von denen sie selbst nur träumen konnte. Sie kam jedoch nicht mehr zu einem Kommentar dazu.
    „Oh, jetzt geht er durch den Garten - genau auf uns zu!“ flüsterte Penelope aufgeregt. „Und er ist allein! Das ist unsere einzige Chance, seine Aufmerksamkeit zu erregen!“
    „Jawohl, und das wirst du für uns erledigen“, sagte Valerie übermütig, aber entschlossen zu Elizabeth.
    „Wieso denn ich?“
    „Weil du diejenige bist, die bereits vierzehn Heiratsanträge bekommen hat und deshalb als die Erfolgreichste gelten kann. Im übrigen wird dein Viscount Mondevale beeindruckt sein, wenn er hört, daß der rätselhafte Ian Thornton, dem sich alle Frauen vergeblich an den Hals werfen, dir seine Aufmerksamkeit schenkt und dich zum Tanz bittet. Also tust du es nun?“ fragte Valerie, während Penelope und Georgina sich schon in Richtung auf das Haus zurückzogen.
    Elizabeth zögerte. „Nun gut, ich tue es“, versprach sie schließlich lachend.
    „Großartig! Und vergiß nicht: Er muß heute abend mit dir tanzen, oder wir verlieren unsere Bezüge!“ Lachend gab Valerie ihr noch einen ermutigenden Stoß, und dann folgte sie rasch ihren kichernden Freundinnen.
    ★
    Im Sichtschutz der Hecke setzte sich Elizabeth rasch auf eine kleine weiße Gartenbank. Schon hörte sie die Schritte auf den Terrassenstufen, und dann sah sie ihn.
    Ian Thornton bemerkte sie indessen nicht gleich. Er blieb stehen und zog einen Zigarillo aus der Jackentasche.
    Klopfenden Herzens betrachtete Elizabeth den Mann, den sie sich ganz anders vorgestellt hatte. Sie schätzte ihn auf mindestens siebenundzwanzig Jahre. Er war erstaunlich groß und breitschultrig, und seine Beine waren lang und muskulös. Er hatte dichtes, leicht welliges schwarzbraunes Haar. Er trug nicht den üblichen grellfarbenen seidenen Gehrock und die weiße Kniehose, sondern war mit Ausnahme des schneeweißen Hemds und des ebenfalls weißen Halstuchs von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet.
    Jetzt wollte er sich seinen Zigarillo anzünden. Dazu neigte er den Kopf und hielt die Hand um die Flamme, in deren Schein Elizabeth sah, daß seine Hände und sein Gesicht tief gebräunt waren. Sie hatte unwillkürlich den Atem angehalten; nun stieß sie ihn aus, und bei diesem kleinen Geräusch hob Ian Thornton sofort den Kopf.
    Elizabeth fühlte sich ertappt, und deshalb sagte sie das erste - und das Schwachsinnigste — das ihr einfiel: „Ich habe noch nie zuvor einen Mann Zigarre rauchen sehen. Es ... die Herren ziehen sich dazu sonst immer in ein anderes Zimmer zurück...“
    Er hob kaum merklich die Augenbrauen. „Stört es Sie?“ fragte er und fuhr fort, seinen Zigarillo anzuzünden.
    Zwei Dinge fielen ihr auf: Seine Augen hatten die Farbe dunklen Bernsteins, und seine Stimme war ungewöhnlich klangvoll und tief. „Stören?“ fragte sie dumm.
    „Meine Zigarre.“
    „Oh ... nein. Nein, es stört mich nicht“, versicherte sie hastig. Aus ungefähr fünfzig Schritt Entfernung kam mädchenhaftes Lachen, und als sie unwillkürlich den Kopf wandte, sah sie im Fackelschein Valeries lavendelfarbenes und Georginas gelbes Ballkleid aufleuchten, bevor sich die beiden jungen Damen hinter eine Hecke flüchteten.
    Das Benehmen ihrer Freundinnen war Elizabeth peinlich, zumal Ian Thornton — die Hände in den Hosentaschen, den Zigarillo zwischen den weißen Zähnen — sie jetzt eindringlich musterte.
    „Ihre Freundinnen?“ erkundigte er sich, und sie hatte das schreckliche Gefühl, als wüßte er längst, daß dies alles eine abgekartete Sache war.
    „Ja“, antwortete sie leise, weil sie nicht lügen wollte. Sie ordnete die Falten ihrer rosa Röcke möglichst vorteilhaft, hob den Kopf und lächelte verschämt. Dann fiel ihr ein, daß sie einander ja nicht vorgestellt waren, und da niemand zur Hand war, der das der Etikette entsprechend hätte erledigen können, tat sie es eben selbst. „Ich bin Elizabeth Cameron“, sagte sie schlicht und einfach.
    Er deutete eine spöttische Verbeugung an. „Miss Cameron.“
    „Und Sie?“
    „Ian Thornton.“
    „Guten Abend, Mr. Thornton“, sagte sie, wie es sich gehörte, und reichte ihm gesittet die Hand hin.
    Diese Geste brachte ihn zum Lächeln. Ihm blieb nichts weiter übrig, als einen Schritt näher zu treten und Elizabeths Hand zu ergreifen. „Sehr erfreut“, sagte er, aber durch die Höflichkeit klang ein wenig Spott durch.
    Elizabeth tat es längst leid, daß sie sich auf diese lächerliche Sache eingelassen hatte, und

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