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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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einen Schluck Champagner und blickte dabei zu dem großen, gebräunten Mann hinüber, der ihre Gedanken entschieden zu viel beschäftigte und der ihr als ein absolut perfekter, zurückhaltender und eleganter Gentleman erschien.
    Sein weinroter Gehrock und die gleichfarbige Hose betonten seine breiten Schultern beziehungsweise die Länge seiner muskulösen Beine in einer Weise, die die feinste Londoner Schneiderkunst nicht verleugnen konnte. Sein schneeweißes Halstuch war perfekt geschlungen und sein dunkles Haar makellos frisiert. Seine Gesichtszüge zeigten die kühle Arroganz des Adels.
    „Ist er so schlimm?“ fragte Elizabeth, nachdem sie endlich den Blick von ihm gerissen hatte.
    „Noch viel schlimmer“, antwortete Lord Everly vernichtend. „Dieser Mann ist ein ganz gewöhnlicher Spieler, ein Pirat, ein Schuft und noch Übleres.“
    Elizabeth war zu erschüttert und zu enttäuscht, um darauf zu schweigen. „Das vermag ich einfach nicht zu glauben“, erklärte sie.
    Lord Howard warf Everly einen strafenden Blick zu und lächelte dann der schockierten Elizabeth aufmunternd zu, weil er deren Bestürzung falsch deutete. „Hören Sie nicht auf Lord Everly. Er ist nur verärgert, weil Thornton ihn vor zwei Wochen in einem Spielsalon um zehntausend Pfund erleichtert hat. Still, Thom!“ befahl er, weil Everly protestieren wollte. „Lady Elizabeth wird ja heute nacht vor Angst nicht schlafen können.“
    Inzwischen hatten die drei die Gruppe der jungen Damen erreicht, mit denen sich Elizabeth angefreundet hatte.
    „Ach Elizabeth!“ rief Valerie aus. „Da bist du ja. Wir dachten, du würdest mit Lord Howard tanzen.“
    „Eine exzellente Idee“, meinte der Lord. „Ich hätte sie zwar um den nächsten Tanz gebeten, Lady Elizabeth, aber wenn Sie auch mit diesem hier einverstanden wären ...“
    „Bevor Sie Miss Cameron ganz mit Beschlag belegen“, sagte Lord Everly und bedachte Lord Howard mit einem feindseligen Blick, weil er ihn irrtümlich für seinen Rivalen um Elizabeths Hand hielt. Dann wandte er sich an Elizabeth. „Für morgen ist ein ganztägiger Ausflug zum Dorf angesetzt. Frühmorgens soll es losgehen. Würden Sie mir die Ehre erweisen, als Ihr Begleiter fungieren zu dürfen?“
    Vergnügt akzeptierte Elizabeth Lord Everlys Angebot und folgte dann Lord Howards Aufforderung zum Tanz.
    ★
    Eine Stunde später fiel es Elizabeth auf, daß Lord Howard kaum jemals von ihrer Seite wich und sich offensichtlich als ihr Beschützer bei dieser Veranstaltung fühlte. Außerdem merkte sie, daß die männlichen sowie auch einige der weiblichen Gäste sich nach und nach in den an den Ballsaal grenzenden Spielsalon zurückzogen.
    Normalerweise war das Spielzimmer eine rein männliche Domäne. Es wurde von den Gastgeberinnen für jene - meist verheirateten und im fortgeschrittenen Alter befindlichen — Herren eingerichtet, die zwar zur Anwesenheit auf Bällen verpflichtet waren, aber nicht die geringste Lust verspürten, an dem gesellschaftlichen Theater teilzunehmen.
    Wie Elizabeth wußte, war Ian Thornton schon seit langem im Spielsalon verschwunden, und jetzt blickten auch ihre Freundinnen sehnsüchtig in diese Richtung. „Geht da drinnen etwas Besonderes vor?“ fragte sie Lord Howard.
    Er nickte grimmig. „Thornton verliert Unsummen, was für ihn sehr ungewöhnlich ist.“
    „Ja“, fügte Penelope eifrig hinzu, „Lord Tilbury hat uns eben gesagt, daß Mr. Thorntons gesamtes Vermögen auf dem Spieltisch liegt.“
    Elizabeth erschrak. „Soll das etwa heißen, daß er alles eingesetzt hat?“ fragte sie ihren selbsternannten Beschützer. „Auf sein Glück beim Kartenspiel? Weshalb sollte er denn so etwas tun?“ Ihr wurde ganz übel bei dem Gedanken.
    „Wegen des Nervenkitzels, vermute ich. Spielsüchtige tun so etwas.“
    Elizabeth hatte noch nie begriffen, weshalb es Männern wie ihrem Vater und ihrem Bruder Vergnügen bereitete, riesige Geldsummen bei etwas so Bedeutungslosem wie dem Kartenspiel zu riskieren. Sie kam indessen nicht mehr dazu, etwas in dieser Richtung zu äußern, weil Penelope sich an Lord Howard wandte und süß lächelnd auf Georgina, Valerie und sogar auf Elizabeth deutete.
    „Wir alle würden ja so gern Zusehen, Lord Howard! Ach bitte, begleiten Sie uns doch in den Spielsalon!“
    Gegen weiblichen Charme war der Lord nicht immun, und so stimmte er schließlich zu. Mit Elizabeth am Arm und dem restlichen Damenflor im Gefolge betrat er das eigentlich den Herren der Schöpfung

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