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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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vergossen werden müßte. Das war das Verfahren, das die Gentlemen heutzutage anwendeten — gewöhnlich. Aber würde sich Robert an dieses Verfahren halten?
    ★
    Irgendwann in dieser Nacht sank Elizabeth schließlich in einen unruhigen Schlaf, nur um kurz darauf wieder aufzuwachen. Jemand ging durch das Haus. Wahrscheinlich ein Diener, vermutete sie und blickte zum Fenster hinüber, durch das das erste graue Tageslicht hereinkam. Unten fiel die Haustür ins Schloß.
    Morgengrauen ... Duelle!
    Noch nie war Elizabeth so flink aus dem Bett gesprungen wie jetzt. Sie rannte die Treppe hinunter, riß die Haustür auf und sah gerade noch Roberts Kutsche um die Ecke biegen.
    „O Gott!“ sagte sie zu der leeren Eingangshalle, und weil sie viel zu aufgeregt war, um abzuwarten und zu beten, ging sie wieder nach oben, um die einzige Person aufzuwecken, auf deren Urteil sie sich verlassen konnte, gleichgültig, welches Chaos auch sonst in der Welt herrschen mochte. Lucinda Throckmorton-Jones war gestern nacht bei ihrer Heimkunft noch wach gewesen und war informiert über das, was sich an diesem Wochenende zugetragen hatte — mit Ausnahme der Geschehnisse in der Waldhütte natürlich.
    „Lucinda“, flüsterte Elizabeth, woraufhin sich die Augen der grauhaarigen Frau öffneten und sofort vollkommen klar in den Morgen blickten. „Robert ist eben aus dem Haus gegangen. Ich bin mir fast sicher, daß er sich mit Mr. Thornton duellieren will.“
    Miss Lucinda Throckmorton-Jones, deren Kariere als Anstandsdame bisher makellos verlaufen war und die Töchter von drei Herzogen, elf Earls und sechs Viscounts einschloß, richtete sich in ihrem Bett auf und lehnte sich gegen die Kissen. Sie betrachtete die junge Dame, die diese brillante Laufbahn gerade erst verdorben hatte.
    „In Anbetracht der Tatsache, daß Robert kein Frühaufsteher ist“, sagte Lucinda, „scheint mir diese Schlußfolgerung auf der Hand zu liegen.“
    „Was soll ich denn jetzt nur tun?“
    „Zunächst einmal empfehle ich, daß Sie damit aufhören, Ihre Hände in dieser unschönen Weise zu ringen. Als nächstes empfehle ich, daß Sie in die Küche gehen und Tee zubereiten.“
    „Ich will aber keinen Tee.“
    „Ich dagegen werde Tee benötigen, wenn wir unten auf die Rückkehr Ihres Bruders warten sollen, was, wie ich annehme, Ihr Wunsch sein wird.“
    „O Lucy!“ Voller Liebe und Dankbarkeit blickte Elizabeth die mürrische alte Jungfer an. „Was sollte ich nur je ohne Sie tun?“
    „Sie würden in erhebliche Schwierigkeiten geraten, was Ihnen jedoch auch jetzt schon gelungen ist.“ Da sie Elizabeths gequälte Miene sah, wurde sie selbst ein wenig milder und stieg aus dem Bett. „Die Sitte erfordert es, daß Thornton sich stellt und damit Ihrem Bruder die Genugtuung gibt, dies zur Kenntnis zu nehmen. Anschließend muß Ihr Bruder auf den direkten Schuß verzichten. Mehr kann nicht geschehen.“
    Dies sollte das erste Mal in Elizabeths Bekanntschaft mit der unerschütterlichen Anstandsdame sein, daß Miss Lucinda Throckmorton-Jones sich irrte.
    Die Uhr schlug gerade die achte Morgenstunde, als Robert in Begleitung von Lord Howard zurückkehrte. Als er am Salon vorbeikam und dort Elizabeth auf dem Sofa zusammengekauert und Miss Lucinda Throckmorton-Jones bei der Nadelarbeit vorfand, blieb er stehen.
    „Weshalb bist du schon so früh aufgestanden?“ fragte er seine Schwester.
    „Weil ich auf dich warten wollte.“
    Lord Howards Anwesenheit irritierte sie, doch dann begriff sie: Zu einem Duell brauchte man einen Sekundanten! „Du hast dich mit Ian Thornton duelliert, nicht wahr, Robert?“ „Ja“, antwortete er kurz.
    „Ist er tot?“ fragte sie angstvoll.
    Robert schenkte sich einen Whisky ein.
    Elizabeth packte ihren Bruder am Arm. „Robert! Was ist geschehen?“
    „Ich habe ihn in den Arm geschossen“, antwortete er grimmig. „Ich hatte auf sein elendes Herz gezielt und habe es verfehlt. Das ist geschehen.“ Wütend schüttelte er ihre Hand ab, stürzte den Whisky hinunter und schenkte sich nach.
    Elizabeth spürte, daß das noch nicht die ganze Geschichte war. „Ist das alles?“
    „Nein, verdammt! Nachdem ich ihn verwundet hatte, hob dieser Bastard seine Pistole. Er stand einfach still da, bis mir der Angstschweiß ausbrach, und dann schoß er die gottverdammte Quaste von meinem Stiefelschaft!“
    „Er — was?“ Elizabeth verstand nicht, warum Robert so wütend war. „Du bist doch sicherlich nicht böse darüber, daß er dich verfehlt

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