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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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fühlten sich verpflichtet, den glücklichen Bräutigam über die kursierenden Gerüchte im Zusammenhang mit seiner Verlobten zu informieren.
    Am nächsten Morgen erschien er in dem angemieteten Haus in der Rippel Street und zog seinen Heiratsantrag und sein Angebot zurück.
    Da Robert abwesend war, mußte Elizabeth den Viscount empfangen.
    „Ich glaube, wir können diese Angelegenheit ohne eine unerfreuliche Szene beenden“, sagte er ohne Vorrede.
    Die Tränen der Scham machten Elizabeth unfähig, etwas darauf zu erwidern. Sie nickte nur stumm.
    Der Viscount wollte sofort wieder zur Tür hinaus gehen, blieb jedoch noch einmal stehen und faßte Elizabeth bei den Schultern. „Warum?“ fragte er böse und traurig zugleich.
    Sagen Sie mir, warum. Sagen Sie wenigstens das.“
    „Warum?“ fragte sie und hätte sich dem Viscount am liebsten um Vergebung flehend in die Arme geworfen.
    „Ja, warum? Ich würde es durchaus verstehen, wenn Sie diesen Thornton rein zufällig in der Waldhütte getroffen hätten“, antwortete er. „Aber warum haben Sie ihm schriftlich mitgeteilt, daß Sie ihn im Gewächshaus erwarteten?“
    „Das habe ich doch nicht getan!“ rief sie.
    „Sie lügen.“ Der Viscount ließ die Hände sinken. „Valerie hat die Mitteilung ja gesehen, nachdem er sie fortgeworfen hatte.“
    „Valerie irrt sich!“ widersprach Elizabeth, aber da hatte Viscount Mondevale schon kehrtgemacht und war zur Tür hinausgegangen.
    Es kam noch schlimmer. Daß Viscount Mondevale sie verlassen hatte, wurde von der Gesellschaft als Beweis ihrer Verfehlung angesehen, und fortan erhielt sie keine Einladungen und keine Kavaliersbesuche mehr. In den Augen der Gesellschaft war Elizabeth Cameron eine schamlos lüsterne Frau, beschmutzt, nicht mehr jungfräulich und nicht mehr dazu geeignet, sich in adligen Kreisen zu bewegen. Belastend hinzu kam, daß sie nicht nur die üblichen Anstandsregeln gebrochen, sondern dies auch noch mit einem Mann zweifelhafter Herkunft getan hatte.
    Eine Woche nach dem Duell verschwand Robert ohne die geringste Vorankündigung. Die Nachricht über sein Verschwinden breitete sich in der Stadt aus, und schon erschienen die Gläubiger an Elizabeths Tür und verlangten die Begleichung der enormen Schulden, die nicht nur wegen des Debüts entstanden waren, sondern die Robert — und vor ihm ihr Vater — im Laufe der Jahre in Form von Spielschulden angesammelt hatte.
    Drei Wochen nach Charises Gesellschaft auf dem Land verließ Elizabeth mit Lucinda endgültig das Stadthaus und stieg in die Kutsche. Als sie am Park vorbeifuhr, kehrten ihr Menschen, die ihr zuvor geschmeichelt hatten, den Rücken. In ihrer Demütigung sah sie in einem der Wagen einen schönen jungen Mann und ein hübsches Mädchen: Viscount Mondevale führte Valerie in seiner Kutsche aus. Die junge Frau warf Elizabeth einen Blick zu, der wohl Mitleid ausdrücken sollte, doch in ihrem eigenen Kummer meinte Elizabeth nichts als Triumph darin zu erkennen.
    Sie kehrte nach Havenhurst zurück und verkaufte alles von Wert, um Roberts und ihres Vaters Spielschulden sowie die offenen Rechnungen für ihr eigenes Debüt bezahlen zu können. Danach nahm sie ihr eigenes Leben in die Hände. Mit Mut und Entschlossenheit widmete sie sich nun nur noch der Aufgabe, Havenhurst zu erhalten und für die achtzehn ihr noch verbliebenen Dienstboten zu sorgen.
    Mit der Zeit verblaßten die Scham- und Schuldgefühle, und das Lächeln kehrte zurück. Im Alter von knapp achtzehn Jahren war Elizabeth zu ihrer eigenen Herrin geworden und führte dort, wo sie immer daheim gewesen war, ein Leben voller Arbeit, Freude und Herausforderungen.
    Sie nahm das Schachspielen mit Bentner und die Schießübungen mit Aaron wieder auf, sie verschenkte ihre ganze Liebe an ihre merkwürdige „Familie“ und an Havenhurst, und sie wurde dafür reichlich belohnt.
    Nicht ein einziges Mal in mehr als einem Jahr hatte sie bis heute an Ian Thornton und die Ereignisse gedacht, die zu dem selbstgewählten Exil geführt hatten. Jetzt zwangen die Aktionen ihres Onkels sie dazu, an diesen Mann nicht nur zu denken, sondern ihn auch noch wiederzusehen.
    Ohne die spärliche finanzielle Unterstützung durch ihren Onkel jedoch hätte sie Havenhurst aufgeben müssen, und wenn sie nicht genügend Geld für die dringend benötigte Bewässerung der Ländereien zusammenbekam, würde das Gut auch in Zukunft keine Pächter mehr anziehen und sich deswegen nicht selbst erhalten können.
    Seufzend

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