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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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seinem Entzücken, daß diese sich die Büste, welche ihn selbst darstellte, ungeheuer liebevoll an die Brust drückte. Vorsichtig nahm er sie ihr aus den Händen.
    „Meine Liebste“, sagte er beglückt, „Sie brauchen doch kein Stück kalten Marmor zu umarmen, wenn ich hier in Fleisch und Blut vor Ihnen stehe.“
    Erst jetzt erkannte Elizabeth, wen die Büste darstellte und daß der Dargestellte erwartete, sie würde nunmehr seinen Kopf an ihre Brust ziehen. Verzweifelt suchte sie nach einer Ausrede.
    „Ich ... ich würde mich so gern vor dem Abendessen noch ein wenig ausruhen.“
    Enttäuscht trat Sir Francis zurück, besann sich jedoch sofort auf sein gutes Benehmen. „Aber gewiß, meine Liebe. Serviert wird um halb neun Uhr.“ Erst jetzt fiel ihm auf, wie sehr sich die entzückende, jugendfrische Elizabeth Cameron seit ihrer letzten Begegnung vor zwei Jahren verändert hatte. Das schlichte, unattraktive Kleid, der strenge Nackenknoten, das häßliche Kruzifix um den Hals ...
    „Ich habe einige Gäste zum Abendessen eingeladen.“ Mit dem Blick deutete er auf Elizabeths Gewand. „Vielleicht möchten Sie sich unter diesen Umständen angemessener kleiden.“
    Mit einer absichtlichen Verspätung von zwei Stunden erschien Elizabeth im Speisesaal.
    „Meine Liebe, Sie haben sich beträchtlich verspätet.“ Enttäuscht stellte Sir Francis fest, daß sie noch immer wie eine Nonne gekleidet war. „Was hat Sie denn so aufgehalten?“
    „Ich war in meinem Gebet versunken“, antwortete sie und schaffte es, ihm dabei direkt in die Augen zu blicken.
    Sir Francis erholte sich von seiner Bestürzung und stellte Elizabeth den anderen Gästen vor — zwei Herren, die ihm in Alter und Aussehen ähnlich waren, und zwei Damen um die Vierzig, die die schockierendsten Gewänder trugen, die Elizabeth je gesehen hatte.
    „Sie haben da ein höchst ungewöhnliches Kleid an“, bemerkte eine der Damen. „Ist es in Ihrer Heimat Sitte, sich so schlicht zu kleiden?“
    Elizabeth ließ sich eine Scheibe kalten Braten servieren. „O nein“, antwortete sie. „Ich mißbillige jedoch zuviel persönliches Schmuckwerk.“ Mit höchst unschuldiger Miene wandte sie sich zu Sir Francis um. „Gewänder sind teuer. Ich betrachte sie als reine Geldverschwendung.“
    Das fand Sir Francis selbstverständlich auch, zumal er Elizabeth am liebsten völlig unbekleidet gesehen hätte. „Ganz meine Meinung“, pflichtete er ihr strahlend bei. „Geldausgaben sind immer Verschwendung.“
    „Genau.“ Elizabeth bedachte ihn mit einem anerkennenden Blick. „Ich ziehe es vor, jeden Schilling, den ich erhalten kann, für wohltätige Zwecke zu spenden.“
    „Spenden?“ Sir Francis verschluckte sich beinahe. Ihm verschlug es die Sprache, und er begann daran zu zweifeln, ob es wirklich ein weiser Entschluß wäre, diese Frau zu heiraten. Nun ja, ihre Mitgift war annehmbar, und ihr Körper unter diesem unförmigen Kleid ... oder sollte sich der in den vergangenen zwei Jahren auch zum Schlechteren geändert haben?
    „Ich hatte gehofft, meine Liebe, Sie würden meiner Empfehlung folgen und sich zum Dinner etwas Hübscheres anziehen“, sagte er und drückte liebevoll ihre Hand.
    Elizabeth blickte ihn ganz arglos an. „Dies ist alles, was ich mitgebracht habe.“
    „Das ist alles? Aber ich habe meine Diener doch mehrere Reisetruhen hinauftragen sehen.“
    „Die gehören meiner Tante. Nur eine davon gehört mir, und sie enthält etwas von unschätzbarem Wert.“
    Alle Augen waren jetzt interessiert auf sie gerichtet, besonders die des habgierigen Sir Francis. „Spannen Sie uns nicht auf die Folter, meine Liebe. Worum handelt es sich?“
    „Um die sterblichen Überreste des Heiligen Jakob.“
    Lady Eloise und Lady Mortand schrien gleichzeitig auf, die beiden Gentlemen verschluckten sich gleichzeitig an ihrem Wein, und Sir Francis schien wie vom Donner gerührt. Elizabeth war indessen noch nicht am Ende. Sie hielt eine flammende Predigt wider die Sinneslust in der Welt und schlug dann die Augen zu einem stummen Gebet nieder. Sie betete sogar mit aufrichtiger Inbrunst, und zwar für das Gelingen ihres Plans.
    Ihr Gebet wurde erhört. Nach dem Abendessen begleitete Sir Francis sie zu ihrem Zimmer und teilte ihr höflich mit, er fürchte, sie seien füreinander nicht geeignet. Und zwar ganz und gar nicht.
    Bereits im ersten Morgengrauen des nächsten Tages brachen Elizabeth und Berta auf.
    Sir Francis stand am Fenster seines Schlafgemachs und

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