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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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begeben. Inzwischen wird Curbes Ihnen Ihre Räume zeigen.“
    Mit der blassen Berta an ihrer Seite stieg Elizabeth die lange Treppe hinauf. Ihr entging nicht, daß der dunkelrote Teppich unter ihren Füßen zwar ursprünglich einmal dick, weich und teuer gewesen sein mußte, jetzt jedoch abgetreten war und ersetzt werden sollte. Vergoldete Leuchter mit Kerzen darin befanden sich an den Wänden, aber die Kerzen brannten nicht. Auf dem oberen Flur war es dunkel wie in einer Grabkammer, und dasselbe galt auch für den Schlafraum, in den der Diener sie führte.
    „Lady Bertas Zimmer befindet sich hinter dieser Tür“, sagte er und deutete in die Dunkelheit.
    „Hier ist es ja stockfinster“, beschwerte sich Elizabeth. „Würden Sie bitte die Kerzen anzünden? Vorausgesetzt, hier gibt es welche.“
    „Sehr wohl, Mylady. Sir Francis besteht jedoch darauf, daß in den Schlafgemächern niemals mehr als zwei Stück angezündet werden. Es sei eine Verschwendung von Bienenwachs, sagte er.“ In der entferntesten Ecke des großen Raums steckte der Diener zwei winzige Lichter an, verließ dann das Schlafzimmer und schloß die Tür hinter sich.
    „Mit den Kerzen ist es hier auch nicht heller“, stellte Berta fest. „Lady Elizabeth, wo sind Sie?“ fragte sie ängstlich.
    „Hier drüben. Warte, ich komme.“ Elizabeth ging auf Berta zu, stieß indessen im Dunkeln gegen eine Art Säule mit einer Marmorbüste darauf, die daraufhin ins Schwanken geriet. Erschrocken schlang Elizabeth die Arme um die Säule samt Kunstwerk. „Berta, komm her, hilf mir! Ich glaube, hier direkt vor mir befinden sich Vorhänge. Ziehe sie auf, damit wir endlich etwas sehen können.“
    Tapfer befolgte Berta den Befehl, und nachdem es ihr gelungen war, die schweren doppelten Samtvorhänge zurückzuschieben, fiel die strahlende Nachmittagssonne durch das große Fenster herein.
    Elizabeth blinzelte gegen die plötzliche Helligkeit, sah dann, daß die Säule auch ohne fremde Hilfe stehen konnte, und wollte gerade die Büste wieder daraufstellen, als Bertas Aufschrei sie erschreckte.
    „Die Heiligen stehen uns bei!“    
    Mit der zerbrechlichen Büste in den Armen drehte sich Elizabeth um, und was sich ihrem Blick darbot, war der schockierendste Raum, den sie jemals gesehen hatte: Sechs große goldene Amor-Figuren schienen über einem riesigen Bett zu schweben. In ihren Fäusten hielten sie die Bettvorhänge aus dunkelrotem Samt sowie Pfeile und Bögen. Weitere Liebesgötter schmückten das Kopfteil des Betts.
    Nach der ersten Verblüffung mußte Elizabeth lachen. „Nun sieh dir das an, Berta!“ Über dem Kamin befand sich das Gemälde einer Dame, die nichts anhatte außer einem Stückchen durchsichtiger roter Seide, das malerisch um ihre Hüften drapiert war. Es gab wohl keinen Winkel in diesem Zimmer, in dem sich kein goldener Amor befand, der nicht irgendeine Funktion zu erfüllen hatte, sei es als Kerzenleuchter, als Spiegelhalter oder als Kamineinfassung.
    „Das ist ja... das ist ja...“ Berta fand keine Worte, und dann löste sich die Anspannung der beiden Frauen in einem wahren Lachanfall, daß ihnen die Tränen über die Wangen rollten.
    So kam es, daß sie es nicht bemerkten, als Sir Francis das Zimmer betrat.
    „Lady Elizabeth und Lady Berta!“ grüßte er begeistert.
    Berta hielt sich rasch ein Taschentuch vor den Mund. Elizabeth warf einen Blick auf den Mann im Seidenanzug, der eine große Ähnlichkeit mit den Amor-Figuren hatte, und das genügte, um sie zu ernüchtern und sie an ihre mißliche Lage zu erinnern. Ihr Plan mußte einfach gelingen, denn sonst würde dieser dickliche Lüstling womöglich noch ihr Ehemann werden.
    „Meine lieben, lieben Ladys!“ Entzückt trat Sir Francis auf die beiden zu. Wie es die Höflichkeit befahl, wandte er sich zuerst an die ältere Berta und hob sich ihre Hand zum Kuß an die Lippen. „Erlauben Sie, daß ich mich Ihnen vorstelle. Ich bin Sir Francis Belhaven.“
    Ohne nun ihrerseits etwas zur Begrüßung zu sagen, starrte Berta ihn furchtsam an, preßte ihr Taschentuch weiter auf ihren Mund und vollführte einen Hofknicks.
    „Aber das ist doch nicht nötig, Mylady“, versicherte Sir Francis ein wenig gequält. „Ich bin doch nur ein einfacher Ritter — kein Herzog, nicht einmal ein Graf.“
    „Meine Tante ist ein wenig gehemmt in Gegenwart Fremder“, erläuterte Elizabeth rasch.
    Beim Klang der so melodiösen Stimme wandte sich Sir Francis sofort an seine künftige Braut und sah zu

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