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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Augenwinkel sah Ian sie herankommen und drehte sich zu ihr um.
    „Haben Sie Ihr Ziel getroffen?“ fragte sie und schämte sich ein bißchen wegen ihrer Neugier.
    „Ja.“ Ian hielt es für höflich, ihr ein wenig Unterhaltung anzubieten, zumal sie ja anscheinend wußte, wie man mit einer Pistole umging. „Möchten Sie es auch einmal probieren?“
    „Das kommt auf die Größe des Ziels an.“ Elizabeth beschleunigte ihren Schritt. Sie war ausgesprochen glücklich, daß sie hier noch etwas anderes tun konnte, als Briefe zu schreiben. Daß sie sich in Ians Gegenwart immer wohler fühlte, wurde ihr nicht bewußt.
    „Wer hat Sie eigentlich schießen gelehrt?“ erkundigte er sich, als sie herangekommen war.
    „Unser Kutscher.“
    „Nun besser als Ihr Bruder.“ Ian reichte ihr die geladene Waffe. „Das Ziel ist der dürre Zweig dort. Der mit dem einen Blatt daran.“
    Die Anspielung auf das Duell mit Robert war ihr peinlich. „Ich bedaure dieses Duell aufrichtig“, sagte sie, und dann konzentrierte sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf den kleinen Zweig.
    Ian lehnte sich mit der Schulter gegen einen Baumstamm und beobachtete amüsiert, wie sie die schwere Pistole in beiden Händen hielt und hochhob. „Ihr Bruder war ein armseliger Schütze“, bemerkte er.
    Elizabeth schoß und traf das Blatt an seinem Stengel. „Im Gegensatz zu mir“, sagte sie mit keckem Lächeln. Weil sie jedoch gerade beim Thema Duell waren und Ian offenkundig darüber scherzen wollte, redete sie weiter. „Wenn ich dabeigewesen wäre, hätte ich mit Sicherheit...“
    „... das Kommando abgewartet, will ich doch hoffen, oder?“
    „Nun ja, das auch.“ Ihr Lächeln verschwand, weil sie erwartete, daß Ian ihre Worte bezweifelte.
    Das tat er indessen nicht. Nach dem, was er inzwischen über sie wußte, und wenn er sie jetzt so ansah, dann glaubte er durchaus, daß sie eine solche Situation mit Mut und Anstand meistern würde.
    Er wechselte das Thema. „Ihr Schuß war eben nicht übel.
    Allerdings war nicht das Blatt, sondern der Zweig das Ziel. Genauer gesagt, die Zweigenspitze“, fügte er hinzu.
    „Dann müssen Sie das Ziel auch verfehlt haben, denn die Zweigspitze ist ja noch da.“ Sie hob die Waffe und zielte sehr sorgfältig.
    „Das stimmt, aber der Zweig ist kürzer geworden, seitdem ich darauf geschossen habe.“
    Elizabeth traf den Zweig, wenn auch nicht seine Spitze. „Sie sind wirklich nicht schlecht“, lobte Ian. Natürlich war sie eine ganz ausgezeichnete Schützin, aber das sagte er nur mit seinem Lächeln, als er ihr die frisch geladene Waffe wieder hinreichte.
    Elizabeth schüttelte den Kopf. „Ich möchte lieber zuschauen, wie Sie es versuchen.“
    „Bezweifeln Sie meine Worte?“
    „Sagen wir, ich erlaube mir eine gewisse Skepsis.“
    Ian hob die Waffe und drückte ab, ohne erst lange zu zielen. Ein zwei Zoll langes Stück von der Zweigspitze platzte ab und fiel zu Boden.
    Elizabeth war so beeindruckt, daß sie laut lachte. „Wissen Sie was? Bis jetzt hatte ich nicht recht geglaubt, daß Sie die Quaste von Roberts Stiefelschaft wirklich mit Absicht abgeschossen haben.“
    Er reichte ihr die neu geladene Waffe. „Ich war tatsächlich sehr versucht, auf etwas Empfindlicheres zu zielen.“
    „Aber getan hätten Sie es nicht.“
    „Woher wollen Sie das so genau wissen?“
    „Sie haben mir selbst gesagt, daß Sie nichts davon halten, einen Menschen wegen einer Meinungsverschiedenheit zu töten.“ Elizabeth zielte und schoß — leider total daneben. „Ja, ich habe ein sehr gutes Gedächtnis.“
    Ian nahm eine andere Pistole auf. „Das überrascht mich aber. Als wir uns kennenlernten, hatten Sie nämlich vergessen, daß Sie bereits verlobt waren. Wer war eigentlich der Trottel?“ Er zielte, schoß und traf wieder haargenau.
    Elizabeth beschloß, darauf in demselben leichten Ton zu antworten, in dem Ian gefragt hatte, obgleich es ihr doch reichlich komisch erschien, ein solches Thema abzuhandeln und dabei Zielschießen zu veranstalten. „Viscount Mondevale ist alles andere als ein Trottel“, sagte sie und zielte.
    „Ach, Mondevale war es?“
    „Ja.“ Elizabeth traf die Zweigspitze und lachte vor Freude. „Getroffen! Drei Volltreffer für Sie, einer für mich.“
    „Ich hatte schon einen Treffer Vorsprung.“
    „Von mir aus. Aber ich hole auf, also Vorsicht!“ Sie zielte mit der neu geladenen Waffe.
    „Warum haben Sie die Verlobung abgeblasen?“
    „Viscount Mondevale hatte etwas verkrustete Ansichten

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