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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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über das, was seine Verlobte in Holzfällerhütten und Gewächshäusern mit einem anderen Mann getrieben hatte.“ Sie schoß — daneben.
    „Wie viele Freier gibt es in dieser Saison?“
    Der Stolz verbot es Elizabeth, zu sagen, daß es schon seit langem für sie überhaupt keine Freier mehr gegeben hatte. „Nun, da wäre zum Beispiel Sir Belhaven...“
    „Belhaven ist ein alter Mann.“ Ian schoß, und die Zweigspitze brach ab. „Und wer sonst noch?“
    „Lord John Marchman, Earl of Canford.“ Sie feuerte.
    Ians Lachen übertönte beinahe den Schuß. „Marchman! Sie müssen scherzen!“
    „Keineswegs. Lord Marchman ist ein sehr netter Mensch.“ „In der Tat, nur daß er mit Gewehren und Angelruten schläft. Für den Rest Ihres Lebens werden Sie durch Wälder schleichen und an allen möglichen Gewässern hocken müssen.“
    „Zufällig mag ich Fisch.“ Elizabeth fiel es immer schwerer, Haltung zu bewahren. „Und Sir Francis ist vielleicht tatsächlich ein wenig älter als ich, aber ältere Ehemänner sind meistens freundlicher und toleranter als jüngere.“
    „Sir Francis Belhaven wird entweder ungewöhnlich tolerant oder aber ein sehr guter Schütze sein müssen.“ Ian konzentrierte sich auf den nächsten Schuß.
    Sein inzwischen gar nicht mehr leichter und scherzhafter Ton ärgerte Elizabeth. So aristokratisch und so strafend wie möglich blickte sie Ian an. „Sie haben nicht das Recht, so zu tun, als hätte ich etwas Böses getan, wo Sie selbst das Geschehene nur als bedeutungslose Tändelei betrachtet haben. Das haben Sie selbst gesagt. Leugnen Sie es nicht.“
    Sehr bedächtig lud Ian seine Waffe nach. „Mein Gedächtnis ist anscheinend nicht ganz so gut wie Ihres. Zu wem soll ich das gesagt haben?“
    „Zu meinem Bruder zum Beispiel“, antwortete sie gereizt.
    " Ach ja, der ehrenwerte Robert.“ Ian schoß, und zwar meilenweit daneben.
    „Sie haben ja nicht einmal den richtigen Baum getroffen“, stellte Elizabeth überrascht fest. Ian schien sie nicht mehr zu beachten, sondern schob die Waffen in ihre Lederhüllen zurück. „Ich dachte, Sie wollten sie noch reinigen“, sagte sie erstaunt.
    „Das erledige ich morgen.“ Damit machte er kehrt und ging ins Haus, wo er zunächst die Pistolen und Gewehre wieder an ihren Platz räumte und dann zu der Flasche Madeira griff. Er schenkte sich ein Glas voll und blickte finster in die dunkle Flüssigkeit.
    Nein, es kümmerte ihn nicht, was Elizabeth empfunden haben mußte, als ihr Bruder eine solche Unwahrheit gesagt hatte, und außerdem hatte sie ja selbst geäußert, ihre Beziehung sei nur eine „Tändelei“ gewesen. Im übrigen war er selbst so gut wie verlobt, und zwar mit einer schönen Frau, die es nicht verdiente, daß er sich in Gedanken unausgesetzt mit Elizabeth Cameron beschäftigte.
    Mit dem Glas in der Hand ging er im Zimmer auf und ab. Dabei fiel sein Blick auf den auf dem Tisch liegenden, angefangenen Brief, den Elizabeth geschrieben hatte.
    „Liebste Alexandra“, begann die Note, aber es waren nicht die Worte, bei denen Ian erstarrte; es war die Handschrift, die saubere, schulmäßige, beinahe kunstvolle Handschrift. Sie hatte nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit dem beinahe unleserlichen Gekritzel auf dem verdammten Zettel, mit dem er ins Gewächshaus bestellt worden war.
    Ian stürzte den Madeira hinunter, als könnte er damit die bitteren Schuldgefühle fortspülen. Dann stellte er das Glas ab und ging zur Tür hinaus.

13. KAPITEL
    Elizabeth stand an der Kante des grasbewachsenen Plateaus. Der Wind fuhr in ihr herrliches Haar und blies es ihr wie einen goldenen Schleier um die Schultern. Ian holte tief Luft und schob die Hände in die Hosentaschen, um sie nicht nach ihr auszustrecken, als er herangekommen war.
    „Ich möchte etwas klären“, sagte er ohne jede Vorrede. „Weshalb waren Sie in diesem Gewächshaus?“
    Elizabeth, die jetzt etwas anderes erwartet hatte, unterdrückte ihre Enttäuschung. „Sie wissen doch ganz genau, weshalb ich dort war. Sie hatten mir eine Note geschickt. Ich dachte zunächst, sie wäre von Valerie Jamison, und bin ins Gewächshaus gegangen.“
    Er rieb sich die Muskeln in seinem Nacken. „Elizabeth, ich habe keine Note geschickt, sondern ich habe eine erhalten.“ Sie seufzte. „Ich weiß nicht, warum wir das alles noch einmal durchnehmen müssen. Sie glauben mir nicht, und ich kann Ihnen nicht glauben.“
    „Ich glaube Ihnen“, erklärte er zu ihrer Verblüffung. „Ich habe den

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