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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Brief aus. „Lesen Sie das. Es hört sich an, als hätte Onkel Julius Belhaven bereits akzeptiert.“
    Während Lucinda die Nachricht las, wurde ihr Gesicht aschfahl, und zwei feuerrote Flecken erschienen an ihren hohlen Wangen. „Mr. Cameron würde das Angebot des Teufels annehmen“, zürnte sie, „solange dieser nur einen Adelstitel vorzuweisen hätte. Das überrascht mich nicht.“
    „Ich war doch so sicher, daß ich Belhaven von unserer Unvereinbarkeit überzeugt hatte“, jammerte Elizabeth. „Ich habe wirklich alles getan, Lucy!“ Sie sprang auf. „Wenn wir uns beeilen, könnten wir vielleicht noch innerhalb der angegebenen Frist daheim sein.“
    Lucy sprang nicht auf wie Elizabeth; sie rannte auch nicht die Treppe hinauf und schlug nicht die Tür hinter sich zu wie diese. Miss Lucinda Throckmorton-Jones erhob sich vielmehr äußerst gemessen, richtete sich kerzengerade auf und drehte sich zu dem Vikar um. „Wo ist er?“ verlangte sie energisch zu wissen.
    „Wer? Ian?“ fragte Duncan erschrocken. „Er ist auf der Jagd.“
    Um ihre eigentliche Beute betrogen, ließ Lucinda nun ihre Wut an dem unglücklichen Vikar aus. Als sie ihre Tirade beendet hatte, schleuderte sie die zerknüllte Note in den kalten Kamin und sagte mit zornbebender Stimme: „Wenn dieser Abschaum der Hölle zurückkehrt, teilen Sie ihm folgendes mit: Falls er jemals meinen Pfad kreuzt, sollte er dies besser nicht ohne eine eiserne Rüstung tun!“ Damit machte sie kehrt und schritt die Treppe hinauf.
    ★
    In der Abenddämmerung kehrte Ian von der Jagd zurück. Im Haus war es unnatürlich still. Duncan saß beim Kamin und blickte seinem Neffen halb ärgerlich, halb fragend entgegen.
    Ian hängte sein Gewehr in den Waffenhalter über der Kamineinfassung und erkundigte sich so ganz nebenbei: „Wo sind denn die anderen?“
    „Falls du Jake meinst“, antwortete Duncan, der sich darüber ärgerte, daß Ian ganz absichtlich nicht nach Elizabeth fragte, „der hat sich einen großen Krug Bier mit in den Stall genommen, weil er, wie er sagte, so lange trinken will, bis er die letzten beiden Tage für immer aus seinem Gedächtnis gelöscht hat.“
    „Sie sind also zurück?“
    „Jake ist zurück“, berichtigte der Vikar, während sich Ian ein Glas Madeira einschenkte. „Die Mägde werden morgen früh kommen. Elizabeth Cameron und Miss Throckmorton-Jones sind fort.“
    „Fort?“ Ian warf einen Blick zur Tür hinüber. „Wohin sind sie denn zu dieser späten Stunde noch gegangen?“
    „Zurück nach England.“
    Ians Hand mit dem Madeiraglas erstarrte mitten in der Bewegung. „Weshalb?“
    „Weil Miss Camerons Onkel einen Antrag auf ihre Hand angenommen hat.“ Mit grimmiger Zufriedenheit beobachtete der Vikar, daß sein Neffe die Hälfte des Madeiras hinunterschüttete, als wollte er die bittere Nachricht fortspülen.
    „Wer ist denn der glückliche Bräutigam?“ fragte Ian dann spöttisch.
    „Sir Francis Belhaven, glaube ich.“
    Angewidert verzog Ian das Gesicht.
    „Du scheinst den Mann nicht gerade zu bewundern.“
    Ian zuckte die Schultern. „Belhaven ist ein alter Lüstling, dessen sexueller Geschmack bekanntermaßen zum Grotesken neigt. Außerdem ist er dreimal so alt wie sie.“
    „Wie bedauerlich.“ Vergeblich bemühte sich der Vikar um Gelassenheit. Er lehnte sich zurück, streckte die langen Beine aus und legte die Füße auf das Bänkchen vor seinem Sessel.
    „Zu schade, daß diesem schönen, unschuldigen Kind gar nichts anderes übrigbleibt, als diesen alten - wie sagtest du? - Lüstling zu heiraten. Tut sie es nämlich nicht, entzieht ihr Onkel die finanzielle Unterstützung, und sie verliert die Heimstatt ihrer Vorfahren, an der sie so hängt. Julius Cameron ist vollkommen zufrieden mit der Wahl, denn Sir Francis Belhaven besitzt Vermögen und Titel.“
    „Das ist doch lächerlich!“ Ian leerte sein Madeiraglas. „Elizabeth Cameron wurde vor zwei Jahren als der große Erfolg der Saison angesehen. Es war allgemein bekannt, daß sie mehr als ein Dutzend Angebote hatte.“
    „Das war, bevor sie dich bei irgendeiner Gesellschaft kennenlernte“, bemerkte Duncan mit ungewohntem Sarkasmus. „Seitdem war allgemein bekannt, daß sie eine gebrauchte Ware ist.“
    „Was zum Teufel soll das heißen?“
    „Das weißt du sicherlich besser als ich, Ian. Ich kenne diese Geschichte nur aus dem Mund der verehrten Miss Throckmorton-Jones. Als diese Dame mir den ersten Teil lieferte, stand sie unter Laudanum, und

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