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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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heute stand sie unter dem Einfluß eines überaus beachtlichen Wutanfalls. Wenn nur die Hälfte von dem wahr ist, was ich von ihr gehört habe, dann mußt du ein herzloser Mensch ohne jedes Gewissen sein. Mir selbst bricht es das Herz, wenn ich mir das Leid vorstelle, das Elizabeth erlitten hat. Und wenn ich mir weiterhin vorstelle, wie verzeihend sie sich dir gegenüber..."
    „Was hat diese Frau dir alles erzählt?“ unterbrach Ian ihn grob, wandte sich dann ab und schlenderte zum Fenster hinüber.
    Dieser so zur Schau gestellte Mangel an Besorgnis regte den Vikar so auf, daß er sich erhob, neben Ian trat und dessen Profil anstarrte. „Miss Throckmorton-Jones hat mir erzählt, daß du Elizabeth Camerons Ruf unwiderbringlich ruiniert hast“, antwortete er wütend. „Sie hat mir erzählt, daß du dieses unschuldige Mädchen, das erst vor ein paar Wochen zum ersten Mal vom Land in die große Stadt gekommen war, dazu veranlaßt hast, sich mit dir erst in einer einsamen Waldhütte und später in einem Gewächshaus zu treffen.“
    Duncan redete sich in immer größeren Zorn. „Sie hat mir ferner berichtet, daß die Szene im Gewächshaus von Personen beobachtet wurde, die sich nach Kräften bemühten, das Ereignis weiterzuerzählen, so daß es innerhalb von wenigen Tagen in der ganzen Stadt bekannt war. Elizabeths Verlobter hörte davon und zog deinetwegen seinen Heiratsantrag zurück. Nachdem er das getan hatte, war die feine Gesellschaft vollends davon überzeugt, daß Elizabeth ein absolut charakterloses Geschöpf sein mußte, und so ließ alle Welt sie fallen. Ferner erfuhr ich, daß Elizabeths Bruder wenige Tage darauf vor seinen Gläubigern aus England geflohen ist, deren Forderungen bezahlt werden sollten, nachdem Elizabeth eine vorteilhafte Heirat eingegangen wäre. Ihr Bruder ist bis heute nicht zurückgekehrt.“
    Mit finsterer Genugtuung beobachtete der Vikar, daß ein Muskel an Ians Wange zu zucken begann. „Miss Throckmorton-Jones erzählte mir, daß Elizabeth überhaupt nur nach London gereist war, um eine solche notwendige Heirat zu erreichen, und daß du ihr alle diesbezüglichen Möglichkeiten zunichte gemacht hast. Und deshalb muß dieses Kind nun einen Mann heiraten, den du als einen alten Lüstling bezeichnest.“
    Zufrieden stellte Duncan fest, daß dieser Beschuß mit Worten genau ins Ziel zu treffen schien, und deshalb ließ er noch die letzte, tödliche Salve folgen. „Als Folge von allem, was du ihr angetan hast, mußte die tapfere, schöne Kleine wie eine Ausgestoßene in der Einsamkeit leben. Die Gläubiger haben ihr geliebtes Heim aller Wertgegenstände beraubt. Ich gratuliere dir, Ian. Du hast aus einer unschuldigen jungen Frau eine verarmte Aussätzige gemacht. Und alles nur, weil sie sich auf den ersten Blick in dich verliebt hatte. Nach allem, was ich jetzt von dir weiß, kann ich mich nur fragen, was sie eigentlich in dir gesehen hat.“
    Ian starrte aus dem Fenster. Er machte keinen Versuch, sich vor seinem aufgebrachten Onkel zu rechtfertigen, doch die Enthüllungen trafen ihn wie tausend Hämmer, und dazu kam noch die Erkenntnis, wie grausam er während der vergangenen beiden Tage zu Elizabeth gewesen war. Er hatte sie geschmäht und mißachtet, und was hatte sie getan? Sie hatte ihr damaliges Benehmen als das einer „schamlosen Dirne“ bezeichnet und versucht, damit sein eigenes Verhalten zu rechtfertigen und zu entschuldigen.
    Schweigend beobachtete der Vikar seinen Neffen, der mit geschlossenen Augen am Fenster stand und den Eindruck eines Gefolterten machte.
    Endlich sprach Ian, und seine Stimme klang gequält. „Hat die Frau das gesagt, oder war das dein eigener Eindruck?“ fragte er.
    „Was meinst du?“
    „Hat Miss Throckmorton-Jones dir gesagt, Elizabeth habe mich vor zwei Jahren geliebt, oder war das nur dein eigener Rückschluß aus ihrer Geschichte?“
    Die Antwort darauf bedeutete Ian offenkundig so viel, daß Duncan beinahe gelächelt hätte. Im Augenblick kam es dem Vikar aber mehr auf die beiden Dinge an, die er erreichen wollte. Erstens wollte er, daß sein Neffe Elizabeth heiratete, um den angerichteten Schaden wiedergutzumachen. Zweitens wollte er, daß Ian sich mit seinem Großvater versöhnte.
    Das war schon deshalb unerläßlich, weil Elizabeths Onkel darauf bestand, seine Nichte nur an einen Mann von Geld und Adel zu vergeben.
    „Miss Throckmorton-Jones äußerte dies, als sie unter Laudanum stand“, antwortete er ehrlich. „Es ist jedoch auch

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