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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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ihre Antwort darauf hatte er noch Wort für Wort im Gedächtnis: „Und womit wollen Sie mich versorgen, Sir?“ hatte sie gefragt und dann von den Juwelen und Pelzen gesprochen, welche ihr die anderen Freier angeboten hatten.
    Eines muß man ihr lassen, dachte er, sie hat ehrlich gesagt, worauf es ihr ankam. Er rang seine eigene Abscheu vor einer solchen Heirat nieder und sagte sich, daß er soviel Mut doch eigentlich bewundern sollte.
    Er blickte auf sie hinab und sah, daß sie sein Mienenspiel beobachtet hatte. Ihre Augen wirkten sanft und trügerisch unschuldig. „Keine Sorge“, sagte er scheinbar munter, legte ihr den Arm um die Schultern und trat mit ihr den Rückweg zum Haus an. „Ich werde Ihnen diesmal nicht den rituellen Heiratsantrag machen wie nach unserem letzten Zusammensein. Eine Heirat kommt nicht in Frage. Außerdem bin ich in dieser Saison ein wenig knapp an faustgroßen Rubinen und teuren Pelzen.“
    Trotz seines scherzhaften Tons wurde es Elizabeth bei der Erinnerung an ihre eigenen Worte ganz übel. Wie häßlich sie jetzt klangen!
    „Welcher Freier hat denn in dieser Saison bei Ihnen die besten Aussichten?“ erkundigte sich Ian in derselben munteren Tonlage, als das Haus wieder in Sicht kam. „Es gibt doch bestimmt noch andere außer Belhaven und Marchman.“ Elizabeth ertrug diesen Spott nicht. Trotzig hob sie das Kinn. „Gewiß gibt es die“, antwortete sie. ,Aber ich befinde mich im Augenblick nicht auf dem Heiratsmarkt. Falls ich meinen Onkel nicht ausmanövrieren kann, werde ich vielleicht zu einer Ehe gezwungen werden, aber dann will ich mir einen möglichst alten Mann aussuchen.“
    „Vorzugsweise einen Blinden“, höhnte er. „Der bemerkt dann die eine oder andere kleine Affäre nicht.“
    Elizabeth bedachte ihn mit einem finsteren Blick. „Was ich damit ausdrücken will, ist, daß ich meine Freiheit haben will, meine Unabhängigkeit. Das wird mir ein jüngerer Mann kaum bieten, ein älterer dagegen schon.“
    „Unabhängigkeit ist aber auch das einzige, das Ihnen ein alter Mann zu bieten hat“, gab Ian zurück.
    „Das genügt mir auch vollkommen. Ich bin es satt, mein ganzes Leben lang von irgendwelchen Männern herumgestoßen zu werden. Ich will mich um Havenhurst kümmern und im übrigen das tun können, wonach mir der Sinn steht.“ „Heiraten Sie einen alten Mann“, meinte Ian lässig, „und Sie werden die Letzte vom Stamm der Camerons sein.“ Verständnislos blickte sie ihn an.
    „Ein alter Mann wird Ihnen keine Kinder mehr geben können.“
    „Ach, das“, sagte Elizabeth wegwerfend. „Das Problem werde ich auch noch irgendwie lösen.“
    „Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie es geschafft haben.“ Ian war nicht mehr in der Verfassung, sie erheiternd oder bewundernswert zu finden. „Eine solche Lösung kann ein Vermögen wert sein.“
    Elizabeth überhörte das. Sie hatte dieses „Problem“ noch nicht gelöst, weil sie zu dieser unerhörten Entscheidung erst gekommen war, nachdem Ian sie in einem Moment zärtlich umarmt und im nächsten ohne ersichtlichen Grund zuerst wie eine amüsante Unterhaltung und dann wie etwas Verachtenswertes behandelt hatte. Es war alles ziemlich verwirrend, sehr rätselhaft und recht schmerzlich.
    Sie hatte so gut wie gar keine Erfahrung mit dem männlichen Geschlecht, aber eines wußte sie: Männer waren ein höchst unberechenbares und unzuverlässiges Volk. Der einzige Mann, auf den sie sich verlassen konnte, war ihr Onkel. Der war immer und unveränderlich herzlos und kalt.
    In ihrem Bestreben, sich so schnell wie möglich in ihr Schlafzimmer zurückzuziehen, wo sie mit sich allein sein konnte, wünschte Elizabeth Ian eine gute Nacht, sobald sie die Schwelle der Eingangstür überschritten hatte. Sie ging an dem großen Ohrensessel vorbei, ohne zu bemerken, daß der Vikar darin saß und sie besorgt beobachtete.
    „Ich hoffe, ihr beide hattet einen angenehmen Spaziergang“, sagte Duncan, sobald er gehört hatte, daß sich oben die Tür geschlossen hatte. Ian, der gerade dabei war, sich den noch übriggebliebenen Kaffee einzuschenken, schaute über die Schulter zurück. Ein Blick auf den Gesichtsausdruck seines Onkels sagte ihm, daß der Vikar genau wußte, daß das Verlangen und nicht der Wunsch nach frischer Luft Ian veranlaßt hatte, Elizabeth spazierenzuführen.
    „Was glaubst du denn?“
    „Ich glaube, du hast Elizabeth wiederholt und mit voller Absicht verärgert, und das entspricht nicht deinem gewöhnlichen

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