Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
dabei nicht töten konnte, versuchte er es noch zweimal auf offener Straße. In beiden Fällen hätte er beinahe sein Ziel erreicht. Da ließ ich ihn an Bord der ,Arianna‘ verschleppen und ihn auf die karibischen Inseln bringen.“
    Der Vikar wurde blaß. „Wie konntest du so etwas tun!“ Dieser ungerechte Tadel ärgerte Ian. „Mir blieben nur zwei weitere Alternativen. Ich hätte zulassen können, daß er mir bei nächster Gelegenheit eine Kugel in den Rücken jagt, oder ich hätte ihn der Polizei ausliefern können. Ich wollte ihn aber nicht dafür hängen sehen, daß er sich mit zuviel Eifer als Rächer seiner Schwester aufspielte. Ich wollte ihn einfach nur aus dem Weg haben.“
    „Ganze zwei Jahre lang!“
    „Er hätte schon vor Ablauf eines Jahres wieder zurücksein können, aber die ,Arianna‘ wurde bei einem Sturm beschädigt und mußte zwecks Reparatur San Delora anlaufen. Dort sprang er von Bord und verschwand. Ich dachte, er sei inzwischen längst wieder zu Hause aufgetaucht. Daß das nicht der Fall ist, höre ich jetzt zum ersten Mal.“
    „Großer Gott!“ rief der Vikar aus. „Ich würde es Elizabeth nicht verdenken, wenn sie dich dafür haßt.“
    „Dazu werde ich ihr keine Gelegenheit geben“, erklärte Ian entschlossen. „Ich werde einen Detektiv beauftragen, Robert Cameron aufzuspüren, und Elizabeth werde ich informieren, wenn ich weiß, was mit ihrem Bruder geschehen ist.“ Damit drehte er sich um und wollte die Treppe hinaufsteigen.
    Duncans gesunder Menschenverstand rang mit seinem Gewissen, und diesmal verlor das Gewissen. Er wußte, wie schwer es für Elizabeth zweifellos sein würde, Ian für eine zweite Sünde gegen sie zu vergeben.
    „Wahrscheinlich ist das tatsächlich der beste Weg“, stimmte er zögernd zu. ,Alles hätte viel einfacher sein können, wenn du früher erfahren hättest, was mit Elizabeth geschehen ist.“ Er seufzte. „Du hast doch so viele Bekannte in der englischen Gesellschaft. Wie kommt es, daß dir niemand etwas erzählt hat?“
    „Erstens war ich nach den Ereignissen fast während eines ganzen Jahrs nicht in England. Und zweitens wirst du niemals erleben, daß die sogenannte feine Gesellschaft mit dir Dinge bespricht, die dich betreffen. So etwas wird mit jedem anderen diskutiert, und zwar wenn möglich direkt hinter deinem Rücken.“
    Ian bemerkte, daß sein Onkel unverständlicherweise die Andeutung eines Lächelns auf den Lippen hatte.
    „Wenn man einmal ihre Freude an Klatsch, Tratsch und Gerüchten beiseite läßt“, sagte Duncan, „dann ist diese adlige Gesellschaft doch eine Ansammlung ungewöhnlich stolzer, aristokratischer, sehr von sich selbst überzeugter Menschen, nicht wahr?“
    „Größtenteils, ja.“ Ian drehte sich um und stieg nun endgültig die Treppe hinauf.
    „Ian“, sagte der Vikar leise lachend zu dem leeren Raum. „Du solltest den Titel ruhig akzeptieren. Die dazugehörigen Charaktereigenschaften besitzt du ja bereits.“
    Nach einem Moment wurde er wieder ernst. Er hob den Blick an die Decke, und sein Gesicht war das eines zufriedenen Menschen. „Ich danke dir, Herr“, sprach er in Richtung Himmel. „Du hast zwar eine ganze Weile gebraucht, um mein erstes Gebet zu erhören“, sagte er und bezog sich dabei auf Ians Versöhnung mit seinem Großvater. .Aber du warst wunderbar schnell, was das Gebet für Elizabeth betraf.“

17. KAPITEL
    Vier Tage später gegen Mitternacht traf Ian beim Gasthof „Zum weißen Hengst“ ein. Er überließ sein Pferd dem Stallknecht und betrat das Haus.
    Der Gastwirt, ein dicker Mann mit schmutziger Schürze, warf einen Blick auf Mr. Thorntons offensichtlich teure dunkelgraue Jacke und die taubengraue Reithose, auf sein hartes Gesicht und seine kräftige Gestalt und beschloß weise, den Herrn nicht um eine Vorauszahlung zu bitten; so etwas nahmen die vornehmen Leute meistens übel. Eine Minute später beglückwünschte er sich zu seiner Klugheit, denn Mr. Thornton erkundigte sich nach dem herrlichen Anwesen, das einem hochvornehmen Adligen gehörte.
    „Wie weit ist es bis Stanhope Park?“
    „Ungefähr eine Stunde zu Pferd, Herr.“
    , Ian überlegte. „Ich werde morgen früh eine Botschaft dorthin schicken müssen“, sagte er dann.
    „Mein Sohn wird sie persönlich hinbringen. Wann soll sie Stanhope erreichen?“
    „Um zehn Uhr.“
    Am nächsten Morgen stand Ian allein im Privatsalon des Gasthofs und blickte zum wiederholten Mal auf die Uhr. Seit drei Stunden war der Bote nun

Weitere Kostenlose Bücher