Havenhurst - Haus meiner Ahnen
Verhalten Frauen gegenüber.“
„An Elizabeth Cameron ist nichts Gewöhnliches.“
„Da bin ich mit dir vollkommen einer Meinung.“ Der Vikar klappte sein Buch zu und legte es aus der Hand. „Ferner glaube ich, daß sie dir sehr zugeneigt ist und daß das auf -Gegenseitigkeit beruht. Das ist sehr offensichtlich.“
„Dann sollte es für einen Menschen deiner Urteilskraft ebenso offensichtlich sein, daß wir in keiner Weise zueinander passen“, erklärte Ian leise und unversöhnlich. „Abgesehen davon ist es vollkommen müßig, darüber nachzudenken. Ich heirate schließlich eine andere Frau.“
Dazu wollte Duncan noch etwas sagen. Als er indessen Ians ablehnenden Gesichtsausdruck sah, gab er es auf.
16. KAPITEL
Bereits bei Anbruch des nächsten Tages verließ Ian das Haus, um auf die Jagd zu gehen. Duncan benutzte die Abwesenheit seines Neffen dazu, aus Elizabeth herauszubekommen, wie ihr Leben in England aussah, unter welchen Umständen sie und Ian sich kennengelernt hatten und dergleichen mehr. Er erhielt indessen nur oberflächliche Antworten.
In der Hoffnung, Elizabeth würde sich ihm mehr anvertrauen, wenn sie Ian besser verstand, ging Duncan so weit, ihr von dessen Verhalten nach dem Tod seiner Familie und der damit zusammenhängenden Verbannung seiner treuen Hündin Shadow zu erzählen.
Elizabeth zeigte zwar aufrichtiges Mitgefühl und ehrliche Erschütterung, aber über sich selbst und ihr eigenes Leben gab sie trotzdem nicht mehr preis.
Um den bohrenden Fragen des Vikars zu entkommen, flüchtete sie gleich nach dem Frühstück in den Garten, wo auch Duncan einige Minuten später erschien.
„Ihr Kutscher ist hier“, teilte er ihr besorgt mit. „Er bringt eine dringende Nachricht von Ihrem Onkel.“
Unheil ahnend eilte Elizabeth sofort ins Haus, wo Aaron bereits auf sie wartete. „Was ist geschehen, Aaron?“ fragte sie. „Wie um alles in der Welt bist du denn mit der Kutsche hier heraufgekommen?“
Als Antwort auf ihre erste Frage reichte Aaron ihr einen zusammengefalteten Brief. Auf die zweite Frage sagte er mürrisch: „Ihr Onkel Julius befahl uns, anzumieten, was immer wir benötigten, um Sie so schnell wie möglich nach Haus zurückzubringen. Also befindet sich da draußen ein Pferd für Sie und eines für Miss Throckmorton-Jones, und unten auf der Straße steht ein Wagen bereit, der uns zu dem Gasthof bringt, wo Ihre eigene Kutsche wartet.“
Elizabeth nickte, faltete den Brief auseinander und starrte dann entsetzt auf das, was da stand.
„Elizabeth“, hatte ihr Onkel geschrieben, „kehre sofort heim. Belhaven hat seinen Heiratsantrag gestellt. Du brauchst also keine Zeit mehr in Schottland zu verschwenden. Belhaven hätte ich ohnehin diesem Thornton vorgezogen, wie du dir denken kannst.“ Und damit sich Elizabeth nicht etwa irgendwelche Ausflüchte einfallen ließe, hatte Julius Cameron hinzugefügt: „Wenn du innerhalb einer Woche zurückkehrst, kannst du selbst an den Verlobungsverhandlungen teilnehmen. Andernfalls führe ich sie ohne dich, wozu ich als dein Vormund berechtigt bin.“
Elizabeth zerknüllte den Brief in ihrer Hand. Sie fühlte sich so geschlagen, so elend. Blicklos starrte sie auf das Papierknäuel in ihrer Faust.
Eine Bewegung auf dem freien Platz vor der offenen Haustür ließ sie aufschauen. Lucinda Throckmorton-Jones und Jake Wiley waren zurückgekehrt.
Sofort eilte sie hinaus und lief auf Lucinda zu, wobei sie dem schwarzen Hengst tunlichst weit auswich, der seine Ohren schon wieder drohend flachgelegt hatte. „Lucy!“ rief sie, während diese gelassen darauf wartete, daß Mr. Wiley ihr beim Absitzen helfen möge. „Lucy, das Urteil hat erbarmungslos zugeschlagen!“
„Wenn Sie sich bitte einen Augenblick gedulden wollen, Elizabeth“, sagte die unerschütterliche Frau. „Das Urteil wird sicherlich warten können, bis wir im Haus sind, wo wir es etwas bequemer haben. Ich versichere Ihnen, ich fühle mich, als wäre ich auf diesem elenden Pferderücken geboren worden. Sie können sich nicht vorstellen, wie schwierig es ist, für uns passendes Personal..
Elizabeth hörte sich den Rest nicht mehr an. Hilflos mußte sie warten, bis Miss Throckmorton-Jones abgesessen und ins Haus gehumpelt war und sich dann aufs Sofa gesetzt hatte.
„So“, sagte Lucinda und schnippte sich ein Stäubchen vom Rock. „Was also ist geschehen?“
Ungeachtet des Vikars, der einigermaßen ratlos beim Kamin stand, händigte Elizabeth Lucinda den eben erhaltenen
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