Havoc - Verwüstung - Thriller
nicht zum Einsturz zu bringen. Es war wie bei einem Mikado-Spiel. Schon ein einziger Fehler konnte sie unter Tonnen von Müll begraben.
Mercer hörte den Detektor knistern, ehe Cali verkünden konnte, dass sie eine Kiste gefunden hatten. Die Kiste bestand aus dem gleichen Holz, das die Wetherby als Fracht transportiert hatte. Höchstwahrscheinlich hatte Bowie an Ort und Stelle ein paar Bretter gekauft und die Kisten von einem Schreiner in Brazzaville zusammenzimmern lassen. Die Kiste hatte eine Seitenlänge von einem Meter und war zusammengenagelt worden. Die Fugen, wo die Bretter zusammenstießen, waren außerdem mit einer Teerschicht abgedichtet worden, die im Laufe der Jahre hart geworden war, so dass die Kiste aussah, als besäße sie einen Rahmen aus Obsidian.
»Was sagt Ihr Detektor?«, wollte Mercer wissen.
»Alles im grünen Bereich. Ich vermute, dass Bowie die Kisten innen mit Metall auskleiden ließ.«
Da sie nun wussten, nach was sie Ausschau halten mussten, war die Suche und das Auffinden der anderen drei Kisten lediglich ein Kinderspiel. Gemeinsam bugsierten sie die schweren Kisten in die Nähe des Schotts, das in den angrenzenden Frachtraum führte.
»Wir haben für den Fall, dass die Kisten völlig verrottet sind, Schutzsäcke mitgebracht«, erklärte Cali keuchend, »aber wir werden sie wohl erst brauchen, wenn wir die Dinger endgültig aus dem Wasser holen. Wenn ich mit Jesse hierher
zurückkomme, hängen wir die Kisten direkt an den Kran und ziehen sie aus dem Schiff heraus. Und jetzt sollten wir allmählich wieder aufsteigen.«
Sie schwammen in den offenen Frachtraum, lösten ihre Leinen, die sie vorher befestigt hatten, und wagten sich in den Fluss hinaus. Die Strömung traf sie wie ein Orkan und hatte sich in den zwanzig Minuten, die sie sich im Wrack aufgehalten hatten, offenbar verdoppelt. Sie mussten mühsam dagegen ankämpfen, schoben sich auf der Wetherby dorthin, wo die Leinen an einem Poller befestigt waren, und hangelten sich dann Hand über Hand aufwärts zum Tauchboot. Sie brauchten allerdings länger dafür, als sie erwartet hatten, und Mercers Luftflaschen waren schon lange auf Reserve geschaltet, als sein Kopf endlich die Wasseroberfläche durchbrach.
Jesse und Stan hatten sich bereitgehalten, um ihnen auf die Tauchplattform zu helfen und sie von der achtzig Pfund schweren Ausrüstung zu befreien. »Und?«, fragte Stan Slaughbaugh gespannt, als Mercer seinen Taucherhelm abgenommen hatte.
»Wir haben sie gleich beim ersten Versuch gefunden.« Er streckte Cali eine Hand entgegen und hievte sie mühelos aus dem Fluss.
»Verdammt noch mal. Ich kann es kaum erwarten, die Proben ins Labor zu bringen. Ich werde schon Karriere machen, nur wenn ich sie analysiere.«
»Gut gemacht, Boss«, sagte Jesse Williams zu Cali.
»Wie ist es gelaufen?«, rief Brian Crenna vom Deck des Kranschiffs herüber.
»Wir haben alle vier Kisten gefunden«, rief Cali zurück und erhob ihre Stimme über den Wind. »Wenn ich mich ein bisschen aufgewärmt habe und die Luftflaschen aufgefüllt wurden, können Jesse und ich mit einem Kabel von Ihrem
Kran gleich wieder runtergehen. Wir müssen die Kisten zuerst aus dem Frachtraum herausziehen, deshalb muss ich zuerst einen Flaschenzug installieren, damit Sie beim Heraufziehen freie Bahn haben.«
»In welchem Frachtraum liegen die Kisten?«
»Im zweiten. Wir kommen aber durch den ersten heran.«
»Ich kann den Kranausleger etwa fünfzig Meter weit ausfahren. Damit müsste er über dem hinteren Ende des Frachtraums stehen, und ich kann die Kisten zurückziehen, ohne einen Flaschenzug einsetzen zu müssen.«
»Das klingt, als könnte es tatsächlich klappen.«
»Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie so weit sind.« Crenna wandte sich ab, um mit seinen Männern einige Vorbereitungen zu treffen.
Cali verzehrte ein MRE und ruhte sich in der Kabine aus, während Jesse und Mercer mit dem Kompressor auf dem Kahn die Atemtanks füllten. Mercer bemerkte, dass das Fischerboot, das er vorher bereits gesehen hatte, immer noch am Kai lag. Zwei Männer standen an der Reling und hatten Angeln in der Hand, während sich der Schwarze mit der Mütze ein paar Schritte vom Heck entfernt im Cockpit lümmelte.
Es war auf Mercers Uhr halb zwölf, als sie für den zweiten Tauchgang bereit waren. Sie hatten auf dem Deck der Schute eine Fläche freigeräumt und dort voluminöse, mit Gummi beschichtete Säcke bereitgelegt, um die Kisten aufzunehmen. Stan hatte Mercer erklärt, dass
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