Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Havoc - Verwüstung - Thriller

Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
sich noch an die Anthrax-Attacken und daran erinnern, dass die Leute plötzlich anfingen, Cipro-Vorräte anzulegen?«
    »Unseligerweise«, schaltete sich Ira ein, »hat die heftige Konkurrenz in den Medien dazu geführt, dass sie einander mit Katastrophenmeldungen zu übertreffen versuchen anstatt Werbezeit zu verkaufen. Die Meldung von einer schmutzigen Bombe wäre für die Medien ein gefundenes Fressen und würde sie zum Entwurf der gewagtesten Horrorszenarien animieren, wodurch den Terroristen bei ihrem Bestreben, Angst zu verbreiten, enorm geholfen würde. Ihr müsst euch doch darüber klar sein, dass wir schon seit Langem keine freie Presse mehr haben. Und es ist weder eine rechte noch eine linke Verschwörung, die sie um ihre Objektivität gebracht hat. Es ist unser eigenes Konsumverhalten, das letztlich dazu geführt hat, dass die Medien von der Madison Avenue dazu benutzt wurden, Damenunterwäsche und billige Computer zu verkaufen. Ihr müsst euch darüber doch im Klaren sein, dass da draußen Reporter und Nachrichtenredakteure sitzen, die gierig auf einen Terroristenangriff oder einen Flugzeugabsturz
oder einen Prominentenmord warten, weil sie damit ihre Einschaltquoten und gleichzeitig ihre Werbepreise erhöhen können. Solange die Werbeindustrie die Medien über ihre Aufträge subventioniert, wird die Presse immer wieder mit Horrormeldungen aufwarten. Sensationsgier ist nun mal ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Natur.«
    »Was aber könnte die Alternative sein?«, fragte Harry. »In Ländern, in denen der Staat die Nachrichten liefert, bekommt man nichts als Propaganda zu hören und zu sehen.«
    »Ich weiß nicht«, gab Ira zu. »Aber es ärgert mich jedes Mal, dass sie, wenn es mal keine interessanten Nachrichten gibt, losziehen und irgendwas besonders Schreckliches suchen, um es dann gnadenlos auszuschlachten. Tausende von Teenagern sterben jedes Jahr, aber es kommt erst während einer eher ereignislosen Phase vor, dass ein Todesfall unter jungen Leuten zu einer nationalen Tragödie aufgebauscht wird. Und das geschieht auch nicht, weil wir diesen speziellen Teenager als jemand Besonderen unter seinen Altersgenossen betrachten, sondern weil die schamlose Darstellung selbst intimster Details das Interesse der Öffentlichkeit erst richtig anheizt.«
    »Ziemlich zynisch«, stellte Harry fest. »Und ich kann es nicht mal leugnen.«
    »Traurig, was?«, sagte Ira müde.
    Mercer beugte sich vor. »Wir kommen aber vom Thema ab.«
    »Tut mir leid.« Ira kratzte sich den kahlen Schädel. »Ich habe den Vormittag mit unseren Medienberatern verbracht und zu diesem Angriff eine wilde Geschichte zusammengestrickt. So was hinterlässt einen schlechten Geschmack im Mund.«
    »Wir haben den größten Teil des Plutoniums, das Chester
Bowie aus der Erde geholt hat, an einen sicheren Ort gebracht«, erklärte Mercer. »Wegen des kleinen Rests, der sich noch im Safe befand, mache ich mir keine Sorgen. Bleibt immer noch der Alambic von Skanderbeg, nach dem wir noch immer auf der Suche sind, und natürlich das Plutonium, das die Russen zu Tage gefördert haben, nachdem Bowie Afrika verlassen hatte. Bist du in diesem Punkt irgendwie weitergekommen?«
    »Das bin ich tatsächlich.« Ira öffnete den Aktenkoffer, den er zwischen den Beinen auf den Fußboden gestellt hatte, und holte einen Schnellhefter daraus hervor. »Und so habe ich meinen Nachmittag verbracht. Von Grigori Popow, einem Knaben, dessen Karriere der meinen bis aufs Haar gleicht, habe ich dies erhalten. Er war U-Boot-Fahrer in der Pazifikflotte, ehe er zum Marinegeheimdienst überwechselte. Jetzt ist er stellvertretender Direktor im Verteidigungsministerium. Ich kenne ihn schon seit vielen Jahren, und während ich ihm einerseits nicht so weit traue, wie ich spucken kann, haben wir doch schon lange genug miteinander zu tun, um zu wissen, wann es an der Zeit ist, alle Karten rückhaltlos auf den Tisch zu legen.«
    Ira warf einen Blick auf seine Notizen. »Wir lagen im Großen und Ganzen völlig richtig, als wir uns vor ein paar Tagen in meinem Büro unterhielten. Die Russen hatten die Pläne für unsere Atombombe gestohlen, doch sie wussten gleichzeitig, dass sie für mindestens zehn Jahre nicht über die Möglichkeiten verfügen würden, Uran anzureichern. Plutonium zu produzieren würde sogar noch länger dauern. Als der Zweite Weltkrieg endete, richtete der KGB eine neue Abteilung mit dem aufschlussreichen Titel Wissenschaftliche Operationen ein, die von

Weitere Kostenlose Bücher