Havoc - Verwüstung - Thriller
Fanatiker überall auf der Welt unterstützte, hatte es doch noch nie zuvor seine Nachbarn bedroht. Ibriham Ahmad behauptete nichts anderes, als dass die Saudis für das schlimmste Terrorattentat der Menschheitsgeschichte verantwortlich waren und jetzt auch noch beabsichtigten, ihre Nachbarn mit einer schmutzigen Bombe zu bedrohen.
»Und nur damit Sie unsere Schuldhaftigkeit als Janitscharen bei allem, was kürzlich geschah, richtig verstehen«, fügte Ahmad hinzu, »müssen Sie wissen, dass Salibis Großmutter die Frau war, die meinem Mentor sein Herz stahl. Ich kann nur vermuten, dass sie Salibi von dem Alambic und seiner Gefährlichkeit erzählt hat.«
Das interessierte Mercer zu diesem Zeitpunkt herzlich wenig. Er suchte immer noch nach Gründen, weshalb jemand in Saudi-Arabien einen solchen Plan verfolgen sollte. »Ich begreife das nicht«, sagte er nach einigen Sekunden. »Warum nur?«
»Versetzen Sie sich doch mal in Khomeinis Lage, und versuchen Sie zu denken wie er«, sagte Ahmad, weil er wollte, dass Mercer aus eigenen Stücken die richtigen Schlüsse zog. »Wir haben es hier mit einem Krieg zu tun, und in jedem Krieg geht es um Macht. Denken Sie weiter, und seien Sie zynischer, als Sie es sonst sind.«
»Öl«, sagte Cali. »Kaspisches Öl.«
»Tut mir leid, Mercer, aber Miss Stowe hat Ihnen einiges voraus.«
Sie wandte sich an Mercer. »Erinnern Sie sich daran, worüber wir uns in Ihrem Haus unterhalten haben. Dass die einzige Möglichkeit, sich wirkungsvoll gegen den Fundamentalismus zur Wehr zu setzen, darin besteht, Öl obsolet zu machen.
Nun, die saudische Regierung kann ihr Kartenhaus nur dann aufrechterhalten, wenn sie weiterhin ihre Position als Hauptöllieferant innebehält. Sobald wir unser Rohöl aus dem Kaspischen Meer beziehen, verlieren die Saudis an Bedeutung und werden ins Abseits gedrängt.«
»Zwei bedeutende Pipelines sind bereits in Betrieb, eine zum russischen Schwarzmeerhafen Novorossijsk und eine andere, die jährlich eine Million Barrel zur türkischen Stadt Ceyhan am Mittelmeer transportieren wird«, sagte Ahmad.
»Hat Poli etwa den Befehl, die Ölförderung im Kaspischen Meer zu sabotieren?«, fragte Mercer und fand sofort selbst die Antwort. »Das schafft er niemals, selbst wenn er noch wesentlich mehr Plutonium zur Verfügung hätte. Um sämtliche Raffinerien, Tankerhäfen, Pipelines und Ölterminals rund um das Kaspische Meer lahmzulegen, wäre ein Atombombenangriff oder eine Invasion in großem Stil nötig. Ich bin kein Fachmann für Ölvorkommen, aber ich habe Bilder von Baku gesehen. Die industrielle Infrastrukur allein in dieser Stadt ist gewaltig.«
»Sie gehen noch nicht weit genug. Sie brauchen all diese Dinge, die Sie aufgezählt haben, gar nicht zu zerstören. Alles, was nötig wäre, sind Selbstmordattentate an einigen Schlüsselstellen sowie Geistliche und Imame, die ihre Gläubigen anstacheln. Schon nach kürzester Zeit gäbe es Dutzende, wenn nicht gar Hunderte von Märtyrern, die bereit sind, sich umzubringen, weil sie glauben, einen heiligen Krieg gegen das Christentum zu führen, während sie in Wirklichkeit durch ihre Aktionen lediglich helfen, das saudische Ölmonopol zu erhalten. Schon nach wenigen Monaten würde das Öl aus dem Kaspischen Meer nur noch tropfenweise fließen, und Saudi-Arabien und die OPEC stünden wieder unangefochten an erster Stelle der Öllieferanten.«
»Gibt es denn solche Geistlichen?«
»Ich habe sie gehört, in den Moscheen in Baku und Istanbul, in Ankara und in Grozny, wo die Tschetschenen schon längst Selbstmordattentäter für die Verwirklichung ihrer eigenen Ziele ausbilden.«
»Was zum Teufel ist bloß los mit dieser Welt?«, fragte Mercer und wehrte sich innerlich dagegen, die Logik hinter dem Komplott zu erkennen.
»Diese Frage stelle ich mir oft genug«, sagte Ahmad bitter, »und noch eine andere: Was ist in dieser Welt eigentlich noch in Ordnung?«
Mercer würde niemals in diese Falle tappen. Immer hatte er in seinem ganzen Leben inmitten des Chaos nach dem Guten gesucht. Die Erinnerung, die ihm nach seinem jüngsten Aufenthalt in Afrika am längsten erhalten blieb, war nicht das Elend und das Blutvergießen. Es war der Flüchtling, der ihm eine Tomate schenkte, weil er seine Familie gerettet hatte, diese zutiefst persönliche Geste der Freundschaft, aus der er für immer Kraft und Zuversicht schöpfen würde.
Es war zu einfach, sich lediglich dem Hass und der Hässlichkeit zu ergeben. Er war durch den Tod
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