Havoc - Verwüstung - Thriller
des Gesteins über ihnen trugen.
Mercer ließ den Lichtstrahl seiner Taschenlampe über ein paar Säulen wandern und stieß einen leisen Pfiff aus, als der Strahl von etwas reflektiert wurde. Er kam sich so vor, als sei er in ein Militärmuseum geraten. Er erkannte das Haifischmaul
einer ME-262, des außergewöhnlichen Düsenjägers, den die Deutschen während der letzten Kriegswochen eingesetzt hatten. Die Tragflächen des Flugzeugs waren abmontiert worden und lehnten an einer Säule in der Nähe der zu ihrer Zeit gefürchteten Maschine. Ein Stück weiter stieß er auf ein weiteres Exemplar und dahinter auf ein drittes. Dann sah er Flugzeugtypen, die er noch gar nicht kannte. Selbst für die heutige Zeit machten sie einen hochentwickelten Eindruck. Es waren kleine und schlanke, für Angriffsoperationen vorgesehene Einmann-Maschinen, die so aussahen, als erreichten sie unglaubliche Geschwindigkeiten.
Er sagte: »Das müssen die Prototypen der Flugzeuge sein, die die Nazis nicht mehr weiterentwickeln konnten, weil ihnen die Zeit dazu fehlte.«
»Das ist auch gut so. Denn unsere Propellerkisten hätten keine Chance gegen sie gehabt.«
»Was sagt der Gammastrahlendetektor?«
»Die Grundstrahlung ist relativ hoch, aber nicht mit dem Wert zu vergleichen, den wir auf der Wetherby gemessen haben.«
In den folgenden fünfzehn Minuten untersuchten sie sämtliche Winkel der Höhle, um ganz sicher sein zu können. Insgesamt fünfzehn Flugmaschinen waren hier abgestellt worden, und alle befanden sich in einem bemerkenswert guten Zustand. Sie fanden auch frühe Raketen. Einige waren auf spezielle Anhänger montiert, um als die ersten Boden-Luft-Raketen der Welt gestartet zu werden. Einige waren klein genug, um von Flugzeugen für den Luftkampf mitgeführt zu werden. Sämtliche Fluggeräte erschienen um einiges weiter entwickelt als alles, was die Alliierten in jener Zeit einsetzen konnten.
»Sie waren ganz schön clever, nicht wahr«, sagte Mercer,
während er einen Raketenwerfer eingehend betrachtete, der einen tödlichen Schwarm kleiner ungelenkter Raketen abfeuern konnte.
»Stellen Sie sich nur mal vor, wie es jetzt auf der Welt aussähe, wenn sie ihren Genius dafür eingesetzt hätten, der Menschheit zu helfen, anstatt sie zu vernichten.«
Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass das Plutonium tiefer im Bergewerk gelagert worden sein musste, kehrten sie zum Gabelstapler zurück und setzten ihre Fahrt durch den abwärts führenden Tunnel fort. Der nächste Quergang entpuppte sich als weiteres Magazin eroberter deutscher Waffentechnik. Auf Bänken und in Regalen lagerten tragbare Waffen - Maschinengewehre, deren Typ Mercer gänzlich unbekannt war, eine Waffe, die einer Bazooka ähnelte und von der sich dünne Drähte abspulten, mittels derer die Geschosse gesteuert werden konnten. Dann stand dort ein Tisch voller Gewehre mit gebogenen Läufen, wahrscheinlich, um damit um die Ecke zu schießen. Am Eingang zu der Kammer befand sich jedoch der größte Kampfpanzer, den Mercer je gesehen hatte. Er musste mindestens dreimal so groß sein wie ein moderner M-1 Abrams. Die Ketten waren einen Meter breit, und statt einer Kanone im kastenförmigen Turmaufbau verfügte dieses Monster über je zwei Geschütze an den Seiten.
»Das ist eine Maus«, sagte Mercer fast andächtig. »Mein Großvater war auf den Bau von militärischen Modellen spezialisiert. Er hat sich eine Maus gebaut und dazu lediglich zwei alte Fotos als Vorlage zur Verfügung gehabt. Hitler hatte soeben Prototypen dieses Modells in Auftrag gegeben, als ihn jemand darauf aufmerksam machte, dass sich ihre Panzer kaum gegen Angriffe mit Eisenbahngeschützen wehren konnten. Ihm ist niemals in den Sinn gekommen, dass die Alliierten natürlich
gar keine Eisenbahngeschütze besaßen. Ich wusste gar nicht, dass eines dieser Monster den Krieg überstanden hat.«
Cali sah ihn von der Seite an. »Schon mal daran gedacht, sich bei einem Fernsehquiz als Kandidat zu melden?«
»Hey, machen Sie mir keine Vorwürfe. Ein fotografisches Gedächtnis ist genauso ein Segen wie ein Fluch. Soll ich Ihnen auch die technischen Daten des Panzers nennen?« Er tippte gegen seinen Helm. »Die sind dort nämlich ebenfalls gespeichert.«
»Ein anderes Mal vielleicht. Ich hab da etwas.«
»Wo?«
»Dort entlang.« Sie deutete in den hinteren Teil der Kammer.
Trotz der herrschenden Kälte im Bergwerk schwitzte Mercer in seinem Anzug und fügte auf diese Art und Weise dem eigenwilligen
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