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Havoc - Verwüstung - Thriller

Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Kollege ist um einiges pragmatischer, als ich es bin. Mein Bauch sagt mir, dass er unserem Szenario folgen wird, aber irgendwann könnte er bei uns auf der Matte stehen und dafür eine Gegenleistung verlangen.«

    Mercer hätte sich am liebsten den Schutzanzug vom Körper gerissen und den Schutthaufen mit bloßen Händen in Angriff genommen, wusste er doch, dass Cali auf der anderen Seite annehmen musste, dass er sie ihrem Schicksal überlassen hatte. Er beruhigte seinen Atem, weil die Filter des Anzugs das wilde Pumpen seiner Lungen nicht bewältigen konnten, und er spürte, dass er jeden Moment zu hyperventilieren begann. Die Sichtscheide des Helms war ebenfalls beschlagen, obwohl die Sicht bei dem Staub, der den Hauptschacht der Mine ausfüllte, kaum mehr als einen halben Meter betrug.
    Er tastete sich wie ein Blinder durch den Tunnel, nachdem er die Lampe ausgeschaltet hatte, weil sie ohnehin nutzlos war.
    Eine der ersten Regeln der Bergwerksrettung, die er aus den Geschichten gelernt hatte, die ihm sein Vater früher erzählt hatte, besagte, dass man sich bei einem Einsturz niemals von seinen Gefährten trennte. Man überlebte oder starb, das
hing allein vom Schicksal ab, aber was auch immer geschah, man ertrug es gemeinsam. Auf diese Art und Weise konnte man sich gegenseitig helfen, während man auf eine Rettung von oben wartete. Deshalb hatte Mercer gegen seine Ausbildung und seinen Instinkt gehandelt und war durch den zusammenbrechenden Mineneingang geflüchtet. In diesem Fall gäbe es keine Rettung.
    Die Explosion war nicht heftig genug gewesen, um an der Erdoberfläche bemerkt zu werden, und selbst wenn Sasha, Ludmilla und die anderen nach ein oder zwei Stunden unruhig werden würden und sich Sorgen machten, blieb doch die Tatsache, dass Mercer und Cali nur drei Lampen zur Verfügung hatten. Wenn die Soldaten des Rettungshubschraubers versuchen sollten, sich durch die Steinlawine zu graben, würden sie die Situation wahrscheinlich nur verschlimmern und am Ende selbst verschüttet werden. Und wenn sie klug waren und Spezialisten anforderten, dann würde es doch mindestens Tage dauern, um sie hierherzubringen, Tage, die zu verlieren Mercer sich nicht leisten konnte.
    Mit seinen Handschuhen berührte er etwas Glattes. Er hatte den Gabelstapler gefunden, zog sich auf den Sitz und schaltete den Motor ein. Durch den Anzug spürte er ein beruhigendes Vibrieren. Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis er das Trümmerfeld erreichte, das den Hauptschacht füllte - dort, wo er eingebrochen war. Anstatt den Geröllhaufen, der sich dem Eingang am nächsten befand, in Angriff zu nehmen, begann Mercer, größere Steine beiseitezuräumen, um sich Platz zum Arbeiten zu verschaffen. Er hob sie mit der Gabel an und schob sie so weit wie möglich tiefer in den Schacht hinein.
    Als eine hinreichend große Fläche von Geröll befreit war, hatte sich der Staub so weit gesenkt, dass er den Felssturz
untersuchen konnte. Er klopfte mit dem Schaft seiner Lampe gegen einige Steine, und während das Klingeln in seinen Ohren nicht nachlassen wollte, konnte er die Festigkeit oder Lockerheit der Trümmer mit den Händen ertasten. Er las die Steine wie ein Blinder einen Text in Braille. In Gedanken merkte er sich die Lage jedes einzelnen Felsbrockens, den er entfernen wollte, und berechnete die Auswirkungen, die eine solche Aktion auf den restlichen Geröllhaufen haben würde. Dabei ging er wie ein Schachmeister vor, der sich ganze Spielabläufe zurechtlegt, ehe er den ersten Zug macht, weil er nun weiß, wie sein Gegenspieler reagieren wird. Mercer kannte diesen Gegner nur zu gut, hatte er sich doch schon Dutzende Male ganz real und tausende Male in seinen Albträumen mit ihm auseinandergesetzt. Um nicht abgelenkt zu werden, verdrängte er jeden Gedanken daran, dass sich Cali auf der anderen Seite der Barriere befand und sich dort vermutlich angsterfüllt klarmachte, dass sie ganz allein im kalten Schoß der Erde wohl sehr bald sterben würde.
    Zwanzig Minuten lang studierte Mercer den Geröllhaufen, und als er schließlich die Hand ausstreckte, ergriff er einen kleinen Brocken, nicht größer als seine Faust, und beobachtete, wie nach seinem Entfernen eine kleine Kaskade pulverisierten Gesteins herabzurieseln begann. Er kniete sich hin, um zu untersuchen, wie sich die Steinchen auf dem Tunnelboden angeordnet hatten. Nachdem er festgestellt hatte, dass sich die Auswirkungen seiner Aktion innerhalb der Grenzen bewegten, die er für sich

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