Havoc - Verwüstung - Thriller
Gestank des Gummioveralls die Ausdünstungen seines ungewaschenen Körpers hinzu. Sich an den Angaben der Anzeige des Gammastrahlendetektors orientierend, drangen sie tiefer in eine Nebenkammer der Haupthöhle ein.
»Sehen Sie.« Mercers Finger deutete auf den Steinboden. Sie konnten im Staub Spuren erkennen, die von den Gummireifen des Gabelstaplers stammten.
»Spurenlesen ist wohl eine Kunst für sich, oder, Cochise?«, neckte Cali. »Wir hätten einfach den Reifenabdrücken folgen können.«
Mercer zuckte die Achseln. Als er einen Schritt vorwärts machte, spürte er, wie etwas gegen seinen Knöchel stieß, und für eine Minisekunde wünschte er sich, diesen schicksalshaften Schritt zurücknehmen zu können. Er hätte eigentlich wissen müssen, dass Poli eine Überraschung zurückgelassen hatte. Er warf sich gegen Cali, riss sie beide zu Boden, wo er sie mit seinem Körper so gut schützte, wie er konnte.
Die Falle war ein simpler Stolperdraht, der mit ein paar Handgranaten verbunden war, deren Sicherungsstifte bereits entfernt worden waren. Der Draht spannte sich kreuz und quer durch den Raum, in dem die Granaten hinter einem massiven Holzbalken versteckt waren, der den Eingang zum Haupttunnel abstützte.
Der Anzug sorgte dafür, dass Mercer nicht hörte, wie die Stifte wegsprangen und die Granaten scharf gemacht wurden. Doch er wusste, dass genau dies in diesem Moment geschah. »Mund auf!«, brüllte er in den Sekunden, ehe die Explosionen erfolgten.
Die drei Handgranaten detonierten fast gleichzeitig. Eingeengt durch den umgebenden Fels schoss die Druckwelle quer durch den Raum, erwischte Cali und Mercer und drückte ihre Gummianzüge schmerzhaft gegen sie. Hätte Cali nicht Mercers rechtzeitige Ermahnung befolgt, wären ihre Trommelfelle mit Sicherheit zerplatzt.
Er wälzte sich von ihr herunter, sobald die Druckwelle sie überrollt hatte. Die Höhle hatte sich mit derart viel Staub gefüllt, das der Lichtstrahl seiner Lampe nicht viel weiter reichte als nur ein paar wenige Schritte. Er ging auf die Knie hoch und kam dann schwankend auf die Füße. Von der Explosion war er noch ganz benommen. In seinem Kopf war ein lästiges Klingeln zu hören, und sein Gleichgewichtssinn setzte auf Grund der brutalen Attacke gegen sein Innenohr für einige Zeit völlig aus. Er blickte auf Cali hinab und ignorierte sämtliche Regeln der Grubenrettung, die er jemals gelernt oder gelehrt hatte.
Humpelnd, weil er sich schon wieder sein ramponiertes Knie gestoßen hatte, näherte er sich dem Ausgang zum Hauptschacht. Er beleuchtete das Portal. Die Granaten hatten die Holzstütze von dort entfernt, wo sie ein halbes Jahrhundert
lang ihren Dienst versehen hatte, und der hölzerne Querbalken, so dick wie eine Eisenbahnschwelle, war ebenfalls herabgestürzt. Das Gestein über der Öffnung war bei der Explosion geborsten, und da es nicht mehr abgestützt wurde, erschienen nun Risse, die sich zusehends weiteten. Ein Brocken, groß wie ein Schmiedeamboss, krachte auf den Grund. Mercer warf einen letzten Blick dorthin, wo Cali vermutlich bewusstlos auf dem Boden lag, vielleicht auch verletzt - wenn nicht gar in einem noch schlimmeren Zustand -, und rannte durch den Hauptschacht und ließ sie hinter einer Steinlawine zurück, die sie lebendig begrub.
Das Weiße Haus, Washington, D.C.
»Sie müssen mir glauben, Wladimir, dass es im besten Interesse unserer Länder liegt, dass dieses Attentat nicht als terroristischer Angriff behandelt wird«, sagte der Präsident der Vereinigten Staaten, wobei seine kontrollierte Stimme seine Ungehaltenheit erfolgreich kaschierte. Er hörte sich die Antwort des russischen Präsidenten an. »Wollen Sie es lieber als Malheur verkaufen und sich dem Vorwurf aussetzen, inkompetent zu sein, oder zugeben, dass es ein terroristischer Akt war und damit weitere Fanatiker ermutigen?«
Ira Lasko und John Kleinschmidt, sein Chef, lauschten den Ausführungen ihres Präsidenten von der Wagenburg in der Mitte des Oval Office, die aus Sofas arrangiert worden war. Als nationaler Sicherheitsberater hatte Kleinschmidt Tag und Nacht direkten Zugang zum Präsidenten - und er hatte dem Chef der Administration eine Stunde zuvor Mercers Erkenntnisse präsentiert. Die Administration war schon mehr als einmal von Philip Mercer gerettet worden. Wenn dieser nun darum bat, der Präsident möge intervenieren, hörte der ehemalige Senator von Ohio gewöhnlich aufmerksam zu.
»Äpfel und Orangen«, erwiderte der Präsident auf
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