Havoc - Verwüstung - Thriller
Konservendose gelöffelt hatte, in seinem Magen unangenehm in Wallung versetzte.
»Wie fühlen Sie sich?«, fragte er Cali, während er die Kapuze über ihren Kopf zog und am Anzug befestigte.
»Iggitt. Hier drin riecht es wie im Umkleideraum einer weiblichen Volleyballmannschaft.«
»Ich habe in meinem Anzug Mundgeruch und Pisse. Sollen wir lieber tauschen?«
»Ich verzichte.«
Sie standen mit Ahmad, Devrin und Ludmilla vor dem Eingang zur alten Mine. Die russische Wissenschaftlerin inspizierte ihre Schutzanzüge und benutzte eine Rolle Klebeband, um ihre Handschuhe und Stiefel sorgfältig abzudichten. Sie strich mit den Händen über die Anzüge, um sich zu vergewissern, dass sie bei der Untersuchung des entgleisten Zuges keine Risse oder Löcher abbekommen hatten. Mercer war sich nicht ganz sicher, mit wessen Rückenpartie sie sich eingehender beschäftigte - seiner oder Calis -, aber die Überprüfung speziell in diesem Bereich war mehr als gründlich gewesen.
»Vielleicht sollten Sie das lieber den Russen überlassen«, empfahl Professor Ahmad zum zweiten oder dritten Mal. »Devrin und ich brechen von hier auf, ehe der Hubschrauber,
den Hauptmann Federow angefordert hat, eintrifft. Wir können Sie und Cali zum Flughafen in Samara mitnehmen.«
»Ich hab es Ihnen doch erklärt, Ibriham.« Mercer musste seine Stimme erheben, um außerhalb seines gelben Anzugs überhaupt verstanden zu werden. »Der Mann, der für den Diebstahl verantwortlich ist, wird seine Schuld sicher verschleiern wollen. Er hält sich zurzeit in Novorossijsk auf und sucht nach diesen beiden fehlenden Fässern. Wenn er sie findet, wird er sie sofort zu dem gestrandeten Zug zurückbringen, sie irgendwo zwischen den Trümmern deponieren und so tun, als sei nichts geschehen.«
»Dann steht Ihr Wort gegen seins.«
»Glauben Sie mir, diese Affäre wird vor keinem Gericht der Welt verhandelt werden.« Mercer überprüfte seine Taschenlampe und die Ersatzlampe in seinem Schultersack. Er hatte nicht die Absicht, sich so lange in der Mine aufzuhalten, dass auch nur eine der Lampen ihren Batteriestrom verbrauchte, aber er hatte die Hälfte seines Lebens unter der Erde verbracht und wusste, dass man niemals zu gründlich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein konnte. »Ms. Stowe«, sagte er und deutete mit einer eleganten Geste auf den kleinen Gabelstapler, den Poli mit hergebracht und dann zurückgelassen hatte. »Unsere Kutsche wartet.«
Sie stiegen auf das Gefährt und teilten sich den Einzelsitz. Dabei mussten sie ihre Hüften gegeneinanderpressen, doch durch die dicke Gummihaut ihrer Anzüge spürte der eine vom anderen nicht allzu viel. Mercer startete jetzt den Elektromotor, der summend zum Leben erwachte. Ein Fußpedal kontrollierte die Geschwindigkeit, und mit Hilfe eines kleinen Speichenrades ließen sich die Hinterräder lenken. Als er die Scheinwerfer einschaltete, stellte er fest, dass in den Batterien noch reichlich Strom vorhanden war.
Mercer winkte den Türken und Ludmilla über die Schulter zu und lenkte den Gabelstapler in die Mine. Sobald sie nicht mehr als ein Dutzend Meter in den dunklen Tunnel vorgedrungen waren, spürte er, wie die Temperatur sank, als saugte das Gestein die Wärme aus seinem Körper heraus. Der Schacht war mindestens zwölf bis dreizehn Meter breit und fünf Meter hoch und damit viel größer, als Mercer erwartet hatte. Daher warfen die schwachen Lampen des Gabelstaplers nur einen matten Lichtfleck auf die Decke, die Wände und den Boden, der wenige Meter vor ihnen absank, während sie abwärts fuhren. Die dreifachen Gleise, die zum Abtransport des Erzes und des tauben Gesteins dienten, waren unter anderem von dem feuchten Klima, das beständig in der Mine herrschte, ganz stumpf geworden.
Der Hauptschacht bohrte sich fast anderthalb Kilometer weit schnurgerade in die Erde, ehe sie an den ersten Quertunnel gelangten. Mercer unterbrach die Stromzuführung zum Motor des Gabelstaplers, um seine Batterien zu schonen, und sprang vom Sitz. Cali folgte ihm, und gemeinsam betraten sie den Nebentunnel. Sie hatte einen Gammastrahlendetektor in der Hand, dessen Anzeige sie nicht aus den Augen ließ.
Nach fünfzig Metern erreichten sie eine Kammer, in der die Bergleute etwas angewandt hatten, das als Kammerbau bezeichnet wurde. Im Grunde hatten sie nichts anderes getan, als eine große Höhle von allem Gestein zu leeren. Dabei hatten sie aber einige Felssäulen und Zwischenwände stehen lassen, die das Gewicht
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