Havoc - Verwüstung - Thriller
Mobilfunknummer und seine private Festnetznummer. »Sie können mich Tag und Nacht anrufen.«
Zum Abendessen bereitete Cali für Mercer, Book und Harry Pasta carbonara - ihre absolute Spezialität, wie sie behauptete, was die Männer jedoch das Schlimmste befürchten ließ. Ihre Enttäuschung, dass sie mit Mercer nicht allein sein konnte, war aufrichtiger Begeisterung gewichen, als er ihr berichtete, was sie an diesem Tag unternommen hatten - und ihr eine Kopie von Jacobis CD-ROM überreichte.
Nach dem Essen machten sie es sich in der Bar mit einer Flasche Brandy gemütlich und diskutierten weiter über die Möglichkeiten, die sich aus den Erkenntnissen dieses Tages ergaben. Abgesehen von dem geheimnisumwitterten Alambic sollte das Grabmal Alexanders des Großen das imposanteste und prächtigste aller Zeiten sein. Es hieß, dass sein aus Kristall und Gold gefertigter Sarkophag das bedeutendste Kunstwerk sei, das in der gesamten Antike geschaffen worden war.
Mercer hatte sich soeben seinen zweiten Drink eingeschenkt, als das Telefon klingelte. Die Unterhaltung erstarb mitten im Satz. »Hallo.«
»Ich habe gute und schlechte Neuigkeiten«, sagte Emily French ohne Einleitung.
»O-kay«, sagte Mercer und zog das Wort in die Länge, wobei er sich bemühte, seine aufkeimende Hoffnung im Zaum zu halten, was ihm aber nicht gelang.
Sie brauchte fünf Minuten, um zu berichten, was sie herausgefunden hatte. Sie schloss ihre Ausführungen mit der Ankündigung, dass sie ihm die vollständige Übersetzung per E-Mail schicken werde. Er nannte ihr seine Adresse, legte das Schnurlostelefon zurück auf den Couchtisch und brach in brüllendes Gelächter aus. Die anderen starrten ihn ein wenig
irritiert an, doch schon bald hatte sein Lachen eine ansteckende Wirkung, und nun begannen auch die anderen zu kichern und in sein Gelächter mit einzustimmen, bis Harry schließlich meinte: »Was ist denn nur so lustig? Willst du uns an dem Witz nicht teilhaben lassen?«
Mercer musste sich tatsächlich die Tränen aus den Augen wischen und mehrmals tief durchatmen. Und dennoch konnte er das Lachen in seiner Stimme nicht unterdrücken. »Es war tatsächlich dort vermerkt.«
»Du meinst die Lage des Grabmals.«
»Jawohl. Er wurde nicht in Alexandrien oder in der Sawi-Oase bestattet, wie einige Gelehrte vermuten. Sie haben seine sterbliche Hülle auf dem Nil nach Norden transportiert und ihn in einer Höhle am Ende eines Tals beerdigt, dem sie den Namen Shu’ta-Tal gaben.«
»Also suchen wir dieses Tal, graben den Alambic aus und machen diesem Albtraum ein Ende«, sagte Cali.
»Nicht so hastig.« Mercer kicherte wieder los. »Emily French hat einige weitere Recherchen für uns angestellt und das Shu’ta-Tal gefunden. Dabei brachte sie in Erfahrung, dass es im Jahr 1970 unter dreißig Metern Wasser versunken sein muss, als der Assuan-Staudamm gebaut wurde. Ich möchte natürlich immer noch dorthin und mir alles mit eigenen Augen ansehen, aber sie sagt, dass die Gegend inzwischen völlig unzugänglich ist.« Die Ironie dieser Information ließ Mercer abermals in schallendes Gelächter ausbrechen.
Assuan, Ägypten
Mercer musste unwillkürlich an seinen letzten Besuch in Ägypten denken. Es war vor zwei Jahren gewesen, er hatte mit einer Diplomatin aus Eritrea namens Salome eine zweiwöchige Kreuzfahrt auf dem Nil unternommen. Er hatte sie seitdem nicht mehr gesehen und auch nichts mehr von ihr gehört, so dass die Erinnerung an sie bei ihm lediglich ein rätselhaftes Lächeln hervorrief.
»Einen Penny für deine Gedanken«, sagte Cali. Sie saßen am Swimming-Pool eines Luxushotels auf Elephantine Island mitten im träge dahinfließenden Nil. Zwischen ihnen und der Stadt Assuan durchpflügten Touristenboote und mit Lateinsegeln ausgerüstete Feluken das Wasser.
»Ich war mal mit jemandem hier«, erwiderte Mercer. Er wollte die Wahrheit nicht mit einer Notlüge verschleiern, ganz egal welche Folgen das haben würde.
»Was für ein Glück die Frau doch hatte«, sagte Cali. »Sie kommt her, um hier ein paar romantische Tage zu verbringen, während ich hinter alten Gräbern und schmutzigen Bomben herjage.«
Er hätte sich eigentlich denken können, dass Cali so etwas wie Eifersucht völlig fremd war.
Booker kam an ihren Tisch. In seinem schwarzen Achselshirt und der Khakihose, deren Beine er an den Knien abgeschnitten hatte, bot er einen durchaus imposanten Anblick. Er ließ sich langsam in einen Sessel sinken, weil er immer noch auf
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