Havoc - Verwüstung - Thriller
seinen lädierten Rücken achten musste. »Wir haben ein Boot.«
»Fantastisch.«
Als Mercer Ira Lasko von der Lage des Grabmals erzählt hatte, war der Admiral sofort zum Präsidenten gegangen und hatte ihm darüber Bericht erstattet. Zwei Stunden später rief Ira Mercer zurück und meinte, sie wollten die ägyptische Regierung noch nicht in die Sache mit hineinziehen. Im Grunde wollten sie die Ägypter sogar ganz außen vor lassen, wenn es irgendwie möglich war. Nach internationalem Recht waren das Grabmal und alles, was sich darin befand, ägyptisches Eigentum. Niemand in der Administration wünschte, dass eine weitere Nation im Mittleren Osten über nukleares Material verfügte. Die Beziehungen, die sie mit Kairo pflegten, waren zwar gut, doch das hieß noch lange nicht, dass sie sich in der Zukunft nicht verschlechtern konnten. Wie in so vielen arabischen Staaten gab es auch in Ägypten eine fundamentalistische Minderheit, die das Land in eine Theokratie umwandeln wollte.
Man entschied, dass Mercer, Cali und Booker als Touristen getarnt nach Ägypten reisen und sich das versunkene Tal erst einmal von Weitem anschauen sollten. Der Präsident wollte, dass sie, wenn möglich, den Alambic irgendwie in ihren Besitz brachten. Ein mit Lenkraketen bewaffneter Kreuzer wurde von einem Freundschaftsbesuch Zyperns abberufen und sollte durch den Suezkanal Kurs auf das Rote Meer nehmen. Wenn sie den Alambic finden und bergen sollten, könnten sie mit dem Schiff an der verlassenen Küste des Roten Meers zusammentreffen. Zu diesem Zeitpunkt mochte die Lage des Alexandergrabes dann auf eine Art und Weise publik gemacht werden, derzufolge die Vereinigten Staaten einen gewissen Nutzen daraus ziehen konnten. Falls sie den Alambic nicht heimlich bergen könnten, wäre es die Aufgabe der Diplomaten, die beste Lösung zu finden.
Obwohl das Ende des Shu’ta-Tals nur knapp einen Kilometer vom Ufer des Nassersees entfernt war, entschied Mercer, statt eines Flugzeugs ein Boot zu benutzen, um das versunkene Grabmal zu erreichen. Sie mussten eine umfangreiche Ausrüstung mitnehmen, und er vertraute keineswegs darauf, dass irgendeine Charterfluggesellschaft ihre Aktivitäten geheim hielte.
Booker war gleich am frühen Morgen des Tages losgezogen, um ein passendes Schiff zu suchen.
»Was ist es denn?«, fragte Mercer.
Booker lächelte breit. »Ich hoffe, du führst über das, was die Regierung dir schuldet, Buch - denn das Einzige, das sich für uns eignet, ist ein Riva.«
Mercer wusste, dass der italienische Schiffsbauer ausschließlich Luxusboote baute, und konnte sich vorstellen, wie hoch die Miete wäre. »Wie viel?«
»Es ist ein Zwanzig-Meter-Mercurius. Das Prachtstück hat vier Schlafplätze und einen Kompressor zum Auffüllen der Tauchflaschen, natürlich nur gegen Aufpreis. Dem Vermieter zufolge schafft das Boot vierzig Knoten und war nur zu bekommen, weil das deutsche Ehepaar, das das Boot für diese Woche gemietet hatte, ein bisschen Ärger hatte, als der Ehemann seine Frau mit seinem Geschäftspartner im Bett erwischte. Und weil wir nicht die Mannschaft des Eigners benutzen wollen, beträgt der Preis armselige zwei Riesen pro Tag.«
Cali zuckte zusammen. »Admiral Lasko wird ganz schön kreativ sein müssen, um dies bei der nächsten Budgetplanungskonferenz zu rechtfertigen.«
Mercer setzte seine Sonnenbrille auf. »Wann können wir starten?«
»Sie tanken das Boot soeben auf.«
Sie zogen aus dem Hotel aus, bezahlten die drei Zimmer mit Mercers Amex-Karte und nahmen die Fähre zur Corniche von Assuan, wo sich sofort fliegende Händler auf sie stürzten und versuchten, ihnen eisgekühltes Mineralwasser, Postkarten, T-Shirts und anderen Krimskrams aufzuschwatzen. In der Nähe des Postamts befand sich ein Taxistand. Zehn Minuten später fuhren sie über den Hochdamm, ein gut drei Kilometer langes Ungetüm, das die Fluten des Nils aufstaute.
Er war 1960 für eine Milliarde Dollar erbaut worden, finanziert teils von der Sowjetunion - mit dem politischen Hintergedanken, sich in der Region neue Freunde zu schaffen - und teils aus den Gebühren für die Benutzung des Suezkanals, die seit seiner Verstaatlichung in die ägyptische Staatskasse flossen. Um für den fünfeinhalbtausend Quadratkilometer großen Stausee Platz zu schaffen, wurden fast hunderttausend Nubier in den nördlichen Sudan und nach Südägypten umgesiedelt, häufig auf landwirtschaftlich nicht nutzbares Land. Zwanzig antike Tempel und Heiligtümer
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