Havoc - Verwüstung - Thriller
einigen Monaten aufsuchte, hatte ich dafür gesorgt, dass zwei Männer über dem Eingang zu dem Grab campieren. Ich selbst bin heute Nachmittag erst eingetroffen.«
»Und jetzt wird es wohl so sein, dass er das Grabmal sehr bald findet.«
Ahmad blickte beschämt zu Boden. »Mir ist die Bedeutung dieser lang gestreckten Vertiefung niemals aufgegangen, bis Poli dort mit seinen Grabungen begann. Ich hatte zwar gehofft, mehr Männer zusammenzubekommen und mitbringen zu können, aber wir greifen trotzdem heute Nacht an.«
»Haben Sie den Verstand verloren?«, zischte Cali. »Da unten sind fünfzig oder sechzig Männer, und Sie und Ihre stolze Truppe sind nur zu sechst.«
»Caribe Dayce hatte mehr als hundert Männer zur Verfügung«, erwiderte Ahmad.
Mercer erinnerte sich gut an die Wildheit und Brutalität des Gegenangriffs, während er und Cali auf ihre Hinrichtung gewartet hatten. Und er schätzte, dass Dayce mindestens hundertfünfzig Krieger unter seinem Kommando gehabt haben musste. Und dennoch hatte Ahmads Team sie innerhalb
von Minuten bis auf den letzten Mann ausgelöscht. »Sie waren nur zu sechst?« Er konnte es nicht glauben.
»Tatsächlich ist Devrin sogar in Istanbul gewesen. Daher waren wir nur zu fünft. Dr. Mercer, die Janitscharen sind ein militärischer Orden. Wir wurden während unseres ganzen Lebens für den Kampf ausgebildet.«
»Mercer hat mir von Ihrem erfolgreichen Einsatz in Afrika berichtet«, ergriff Booker das Wort, »aber eine Bande betrunkener und unter Drogen stehender Teenager auszuschalten ist nicht das Gleiche, wie gegen fünfzig kampferprobte Terroristen anzutreten.«
»Wir haben aber keine andere Wahl«, erwiderte Ahmad ernst. »Wir müssen dieser Sache hier und jetzt ein Ende machen.«
»Es wäre der reinste Selbstmord«, erwiderte Cali. »Sie wissen doch, wozu diese Fanatiker fähig sind. Sie sprengen sich sogar selbst in die Luft, wenn sie glauben, sie können nur einen von Ihren Leuten mitnehmen.«
»Er hat aber recht, Cali«, sagte Mercer. »Es gibt keine andere Möglichkeit.« Er konnte kaum fassen, was er dann sagte, als er sich wieder zu Ahmad umdrehte. »Ich bin dabei. Wie sieht Ihr Plan aus?«
Ehe Ahmad seine Strategie erläutern konnte, schallte von Polis Lager ein lauter Schrei herüber. Jeder im Wadi blickte zu den Arbeitern am Berghang. Mehrere von ihnen tanzten im Kreis herum, stießen laute Freudenrufe aus und hoben ihre Schaufeln triumphierend in die Luft. Als Wächter in der Nähe erkannten, dass die Arbeiter den Tunnel erreicht hatten, jagten sie begeistert kurze Feuerstöße aus ihren Maschinenpistolen in die Luft. Einer von ihnen rannte zu den Zelten hinunter. Mercer folgte ihm mit den Augen. Noch ehe er ein Zelt erreichte, das von den anderen ein wenig abseits
stand, erschien Poli im Eingang. Er war nur mit einer Hose und Safaristiefeln bekleidet. Seine Brust wirkte im matten Licht ungewöhnlich bleich, aber dafür unvorstellbar breit und muskulös. Seine Arme erschienen so dick wie Baumäste. Er streckte und reckte sie kurz, dann trabte er den Berg zur Grabungsstätte hinauf.
Der Mann, der einigen Terroristen noch kurz vorher einen Vortrag gehalten hatte, erhob sich mit flatternden Gewändern und eilte hinter Poli her.
»Mist! Jetzt sind sie durchgebrochen.«
Ahmad achtete nicht auf die Männer, die ihren Erfolg feierten. Er studierte lieber den Mann in dem weiten Gewand. Dabei presste er die Lippen zusammen, und rasender Zorn loderte in seinen Augen. »Al-Salibi!«
»Das ist also der Kerl, der die ganze Operation finanziert?«, fragte Cali. »Derselbe, der auch bei der OPEC arbeitet?«
»Er benutzt den Islam nur als Werkzeug, um seinen eigenen Wohlstand und seine Macht zu mehren«, erklärte Devrin mit ebenso viel Hass in der Stimme wie sein Anführer.
Poli ging auf das Gewimmel der begeistert feiernden Männer zu, drängte sich zwischen den Al-Qaida-Kämpfern hindurch, bis er direkt am Grabungsloch stand. Al-Salibi trat nur wenige Sekunden später neben ihn und klopfte dem Söldner auf die Schulter. Ein breites Lächeln lag auf seinem Gesicht. Selbst Feines schien mit sich zufrieden zu sein, dass er diesen Plan entwickelt hatte, um sich Zugang zu dem Grabmal zu verschaffen.
»Sie haben es geschafft, mein Freund«, gratulierte ihm Salibi.
Salibi war zwar niemals sein Freund, aber Poli verzichtete auf eine entsprechende Bemerkung.
Das Erdloch war gut einen Quadratmeter groß, und Sand rieselte über seine Ränder in die Dunkelheit. Die
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