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Havoc - Verwüstung - Thriller

Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wahrscheinlich mit der Nacht.
    Indem er darauf achtete, dass nur seine Augen über Wasser blieben, glitt Booker Sykes in die Bucht. Das Hausboot ankerte nur fünfzig Meter entfernt vom Strand. Der Schütze war zwar wach, achtete jedoch nicht auf die Umgebung des Bootes, sondern hatte nur Augen für das Freudenfest und bedauerte sicher, nicht daran teilnehmen zu können.
    Book schwamm einen so weiten Bogen um das Boot herum, dass er sich ihm von der Seeseite her näherte. Auf dieser Seite des kastenförmigen Bootes drang Licht aus einem Fenster, und er konnte arabische Musik von einem Kassettenrecorder hören. Er steuerte auf das Heck zu, also weg von dem Wächter. Der Bootsrumpf bestand aus Holz und war glitschig. Book streckte sich nach der Reling, die um das niedrige Deck herum verlief, und bewegte sich dabei so langsam, dass kein Wasser aus seiner Kleidung tropfte. Anstatt sich vollends hochzuziehen, schwang er ein Bein über den Bootsrand und rollte sich aufs Deck. Dabei verursachte er keinen Laut, während seine Bewegungen derart langsam erfolgten, dass sein zusätzliches Körpergewicht das Hausboot trotz seines
flachen Rumpfes in keinerlei verräterische Schaukelbewegung versetzte.
    Der kastenförmige Aufbau nahm fast das gesamte Deck ein, so dass auf drei Seiten lediglich ein schmaler Laufgang übrig blieb. Bloß der hintere Teil des Decks, wo der Maschinengewehrschütze Wache hielt, war frei. Booker schlich nach achtern und duckte sich, während er zu dem erleuchteten Fenster gelangte. Sich im Zeitlupentempo aufrichtend, warf er einen Blick durch die schmutzige Fensterscheibe. Zwei Araber saßen an einem Tisch und lasen im Koran, während ein dritter auf einer durchgesessenen Couch lag und schlief.
    Booker ging wieder in die Hocke. Er hatte schon damit gerechnet, dass sich mehr als nur ein Mann auf dem Hausboot aufhielte, aber nicht gleich vier - und er hatte keine Ahnung, ob nicht noch weitere Männer in den Kabinen schliefen. Während eines Einsatzes begann in Bookers Kopf gewöhnlich eine Uhr zu ticken, so dass er die zeitlichen Abläufe auf die Sekunde genau verfolgen konnte. So wusste er auch, dass er noch zwei Minuten Zeit hatte, ehe Ahmads Männer ihre Deckung verließen und den Angriff starteten.
    Er wusste nicht, wie viele Männer er während seiner militärischen Laufbahn bereits getötet hatte. Er schätzte, dass nur in einer Nacht in Mogadischu an die hundert Rebellen unter seinem Feuer gefallen waren. Aber diejenigen, an die er sich erinnerte, insgesamt elf, hatte er allesamt mit einem Messer erwischt. Seine Albträume waren mit jedem Detail ihres Todes erfüllt, vom Geruch ihrer letzten Mahlzeiten bis hin zur Wärme ihres Blutes. Auf seiner Handfläche spürte er immer noch die Bartstoppeln des Wachtpostens, den er vor der Hacienda eines Drogenbarons ausgeschaltet hatte. Und er konnte nach wie vor das Ausströmen der Atemluft hören, als er die Kehle eines nordkoreanischen Matrosen aufgeschlitzt
hatte, während dieser ein mit Sprengstoff gefülltes Mini-U-Boot bewachte. Und er sah ihre Augen. Die Augen schwebten jederzeit vor ihm, ganz gleich ob er schlief oder wach war.
    So langsam, dass das Geräusch nicht lauter wurde als das Seufzen eines Säuglings, zog er das Messer, das ihm einer der Janitscharen gegeben hatte.

    Mercer glitt von der Seite unter die Plane des Küchenzelts. Von drinnen hatte er das Schnarchen nur eines Mannes gehört. Da der Mond fast untergegangen war, herrschte im Zelt vollkommene Dunkelheit. Mercer wartete noch einen Moment, bis sich seine Augen daran gewöhnten. Die Kontrolllampe des Kochherds spendete genügend Licht, um sich im Zelt orientieren zu können. Zwei Herde standen dort, mehrere Wasserbehälter aus Plastik sowie Esstische. Die Pritsche befand sich an einer Zeltwand, darauf lag eine einzelne Gestalt unter dem Laken. Die Kleidung des Kochs bildete einen unordentlichen Haufen neben einem kleinen Gebetsteppich. Eine Kalaschnikow hing an einer Zeltstange.
    Leise näherte sich Mercer dem Feldbett. Er fand die Kufiya des Mannes. Weil er keine Ahnung hatte, wie das traditionelle Kopftuch getragen wurde, drapierte er es einfach auf seinem Schädel und band die Enden zusammen, um sein Gesicht zu verbergen. Er sah auf die Uhr. Eine Minute.
    Obwohl der Mann Teil einer Terroristenzelle war, diente er ihr lediglich als Koch. Mercer vermutete, dass man ihm diesen Job übertragen hatte, weil er sich nicht als Kämpfer eignete. Und ganz gleich, von welcher Seite Mercer es

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