Havoc - Verwüstung - Thriller
rufe an, sobald ich etwas erfahren habe.«
»Welche Teile dieser Geschichte soll ich aus meinem Bericht an die Vereinten Nationen weglassen?«
Ira brauchte nicht lange nachzudenken. »So viele wie möglich. Ich hab ihnen erzählt, du würdest dem Präsidenten einen persönlichen Gefallen tun. Das heißt aber nicht, dass du den Verein in irgendwelche Geheimnisse einweihen sollst. Verzichte auf jeden Fall auf die Empfehlung, eine Gruppe von der IAEA hinzuschicken.«
Da er in Afrika und anderswo oft genug hatte miterleben müssen, dass sich Einsätze der UN als vollständige Fehlschläge entpuppten, war Mercer geneigt, diesem Vorschlag zuzustimmen. »Ich setze mich mit Connie Van Buren bei der DOE in Verbindung.« Constance Van Buren war die Energieministerin und eine langjährige Freundin Mercers. »Mal sehen, ob sie einige ihrer eigenen Inspektoren in das Gebiet entsenden kann.«
»Ich würde auch damit warten«, sagte Ira vorsichtig. »Wir sollten versuchen, der Angelegenheit ein wenig auf den Grund zu gehen, ehe du dich bei ihr meldest. Deiner Einschätzung zufolge ist es im Augenblick dort sowieso viel zu gefährlich.«
Ira Lasko war längst zu dem Schluss gekommen, dass manches an den Ereignissen nicht ganz ins Bild passte und noch einiger Recherchen bedurfte. Der Admiral blieb für einen Moment am Tisch stehen und blickte auf Mercer hinab, der eine Kreditkarte aus seiner Brieftasche nahm. »Was denkst du über die Gruppe, die Dayce und seine Männer ausgeschaltet hat?«
»Frag mich nicht nach dem Wie oder dem Warum, aber
ich glaube, sie wussten über die Mine Bescheid und sind dort nur aufgetaucht, um dafür zu sorgen, dass Dayce sie nicht entdeckte.«
»Aber wenn die Mine längst ausgebeutet ist, wie du meintest, welchen Sinn sollte das Ganze dann haben?«
Mercer wusste darauf keine einleuchtende Antwort, aber er würde sie gewiss finden.
New York City
Die Eigentumswohnung auf der Upper East Side bot eine grandiose Aussicht auf den Central Park und die Apartmenttürme dahinter. Sie besaß vier Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer und eine kleine abgeschlossene Suite für eine Hausangestellte. Der Esstisch bot Platz für zwölf Gäste. Der Eigentümer stand auf dem Balkon und genoss, wie die ersten leichten Böen einer Frühlingsbrise sein Haar zerzausten. Bekleidet war er mit einer schwarzen Leinenhose, einem schwarzen Oberhemd und schwarzen Schuhen. Wie ein Habicht, der aus der Luft eine Wiese nach Beute absucht, ließ er den Blick über den Park schweifen. In einer Hand hielt er ein schlankes Mobiltelefon. In der anderen befand sich ein Schwenker mit fünfundsiebzig Jahre altem Cognac.
Der Mann war Mitte vierzig und unverheiratet, jedoch so attraktiv, dass es ihm nur selten an weiblicher Gesellschaft mangelte. Er selbst hatte nicht das Geld verdient, um diese Wohnung zu kaufen - das war schon Generationen vor ihm verdient worden. Sein älterer Bruder leitete das Familienunternehmen, ein weit reichendes Firmenkonglomerat mit geschäftlichen Beteiligungen auf vier Kontinenten. Ein kleinlicherer Mensch wäre auf die Macht, die sein Bruder innehatte - nicht nur über die Firma, sondern auch über die Familie -, neidisch gewesen. Doch aufgrund der beruflichen Laufbahn, für die er sich entschieden hatte, und der Art und Weise, wie er die Kontakte ausnutzte, die er unterhielt, stand er dicht davor, einen Einfluss zu gewinnen, von dem sich sein Bruder keine Vorstellung machen konnte.
Seine Unternehmung hatte ihre Wurzeln in der Geschichte seiner eigenen Familie, und zwar in einer Begebenheit, von der er durch seine Großmutter erfahren hatte. Daher hatte er sie zwar seit seiner Kindheit geplant, sich jedoch niemals darüber irgendjemandem gegenüber geäußert. Dies war etwas, das er allein in die Tat umsetzen würde. Sein Bruder brauchte ein ganzes Heer von Anwälten und Buchhaltern, um seine Geschäfte in Gang zu halten, während er im Begriff war, den Lauf der Geschichte mit Hilfe einiger weniger Auserwählter zu ändern.
Der Rufton des Mobiltelefons erklang. Er antwortete sofort. »Hallo?«
»Ich bin’s, Darling. Ich wollte wissen, ob du noch mal über meinen Vorschlag nachgedacht hast.«
Es dauerte einen Moment, bis er die Stimme erkannte - sie gehörte Michaela Taftsbury, einer international tätigen Rechtsanwältin aus London, die zur Zeit in New York arbeitete. Dann erinnerte er sich an ihr Angebot, ein Wochenende in einer Frühstückspension in Vermont mit ihr zu verbringen.
»Michaela, ich habe
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