Havoc - Verwüstung - Thriller
dir doch gesagt, dass ich die Stadt jetzt nicht verlassen kann.«
»Es wäre doch nur für ein Wochenende, nicht für vierzehn Tage, Geliebter. Ich habe dich so lange nicht gesehen.«
Das Beste wäre, auf der Stelle Schluss zu machen, entschied er. Zwar war sie eine einigermaßen interessante Gesprächspartnerin und im Bett nahezu unersättlich, aber sie wurde allmählich doch etwas lästig. »Und du wirst mich noch länger nicht sehen«, warnte er sie, »wenn du mich weiter so bedrängst.«
»Dich bedrängen? Scher dich zum Teufel! Ich dachte, wir würden ein wenig Spaß haben. Wenn ich dir lästig werde, dann fahr zur Hölle!« Sie legte auf.
Doch das Telefon klingelte sofort wieder. Verdammt. Er hätte sie nicht so schroff abfertigen sollen, ehe der Anruf kam, auf den er ungeduldig wartete. Nun müsste er wertvolle Zeit damit vergeuden, sie zu besänftigen, damit er das Gespräch halbwegs harmonisch beenden konnte. Später würde er dann endgültig mit ihr Schluss machen. Er aktivierte die Anrufer-identifikation des Mobiltelefons. Es war ein Ferngespräch mit einer Ländervorwahl, die er nicht kannte. Das war es, worauf er gewartet hatte!
»Poli?«, fragte er, nachdem er das Gespräch angenommen hatte.
»Keine Namen!«, zischte der einäugige bulgarische Berufsmörder.
Der Mann in New York ignorierte die barsche Zurechtweisung. Gleich würde er die Nachricht erhalten, auf die er schon sein ganzes Leben wartete. »War es dort?«
»Irgendwann war es das vielleicht - und vielleicht war es das auch nicht.«
»Was reden Sie da? War es nun dort?«
»Wenn es dort gewesen sein sollte, dann ist uns schon vor langer Zeit jemand zuvorgekommen.«
»Ist es weg?«
»Ich habe mich dort nicht lange genug herumgetrieben, um die gesamte Gegend abzusuchen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass alles verschwunden ist.«
»Sie haben sich dort nicht herumgetrieben? Ich zahle Ihnen eine Menge Geld, um mehr zu tun, als sich nur irgendwo herumzutreiben.«
»Sie haben mir eine Menge Geld versprochen«, korrigierte der Killer scharf. »Und ich bin nicht dort geblieben, weil sie ebenfalls dort aufgetaucht sind.«
Die Enttäuschung war zu groß. Die ganze Angelegenheit
hätte innerhalb von zwei Tagen erledigt sein können. Nun wurde ihm erklärt, dass das Erz verschwunden sei. Erst jetzt wurde dem Mann bewusst, was Poli ihm gerade mitgeteilt hatte. »Moment mal, sie? Wer sind denn sie?« Aber er wusste es schon. Er wusste es nur zu gut, aber er wollte sich nicht damit abfinden. »Mein Gott, Mann, Sie hatten eine ganze Armee zur Verfügung. Caribe Dayce’ Männer sind doch mehr als ein ausreichender Schutz.«
»Dayce ist tot und mit ihm viele seiner Männer, daher brauchen Sie ihm nicht die andere Hälfte zu zahlen, die Sie ihm dafür schuldeten, mich zu diesem Dorf zu bringen. Ich bin selbst kaum heil da wieder rausgekommen. Das Ganze ist vor fünf Tagen passiert. So lange habe ich gebraucht, um bis nach Khartoum zu kommen.« Ein Unterton professioneller Hochachtung schlich sich in Polis Stimme, als er hinzufügte: »Sie haben mich gewarnt, dass ich es mit einem ernstzunehmenden Gegner zu tun hätte. Ich hatte keine Ahnung, dass eine Kampftruppe so beweglich sein kann.«
»Sie hatten immerhin einige Jahrhunderte Zeit, ihr Handwerk zu erlernen und zu perfektionieren. Was ist mit dem Amerikaner, der sich auch da in der Nähe rumtrieb?«
»Welchen meinen Sie? Sie waren zu zweit. Ein Mann und eine Frau.«
»Von der Frau weiß ich nichts«, gab der Mann in New York zu.
»In beiden Fällen weiß ich nicht, was mit ihnen geschehen ist. Ich habe mich aus dem Staub gemacht, kaum dass der Gegner aufgetaucht war. Als ich das Pärchen zum letzten Mal sah, waren sie an Pfähle gefesselt und kurz davor, von Dayce hingerichtet zu werden. Möglich, dass sie ins Kreuzfeuer gerieten und gestorben sind. Ich weiß es nicht.«
»Ich werde einige Erkundigungen einziehen. Sie kommen
am besten nach New York. Ich habe das Gefühl, dass Sie hier gebraucht werden.«
»Meine Maschine startet in zwei Stunden.«
Mercer wusste genau, wie er Chester Bowie finden würde, und begann seine Suche mit dem Optimismus des gründlich Irregeleiteten. Er ging von der logischen Annahme aus, dass Bowie nicht der glücklichste Mistkerl der Menschheitsgeschichte war, sondern als Geologe tätig gewesen sein musste und diesen Job auch verdammt gut erledigt hatte. Außerdem nahm er an, dass jemand, der älter war als fünfzig Jahre, wohl kaum ohne Hilfsteam einen
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