Havoc - Verwüstung - Thriller
Patrone in die Kammer gehebelt, ehe er wusste, dass er sein Ziel getroffen hatte. Der mit vollem Choke versehene Lauf verhinderte, dass das Streufeld des Stahlschrots auf kurze Entfernung mehr als nur fünf Zentimeter betrug, daher durchschlug die vollständige Ladung das Vierkantholz, das das eine Ende des Verandadachs stützte. Der Holzpfosten löste sich förmlich auf, und sein Partner am anderen Ende der Veranda zitterte erst und zerbrach dann mit einem Knall, der sogar noch über den Lärm des Hubschraubers, der sich gerade entfernte, zu hören war. Als hinge es an Scharnieren, klappte das gesamte Dach einfach nach unten.
Der Schütze war nicht schnell genug. Er versuchte, den Vorbau mit einem gewagten Sprung zu verlassen, doch das Dach erwischte ihn und stieß ihn nach hinten und mit dem Rücken gegen die Hauswand, bis ihn ein größeres Bruchstück Sperrholz - begleitet von einer Lawine Holzschindeln - ganz unter sich begrub.
Poli und seine Männer eröffneten das Feuer und überschütteten die Vorderfront und die Seitenfronten des Hauses mit einer Dauersalve. Fenster verdampften regelrecht, und Lizzies billige dünne Fenstervorhänge wurden in Fetzen gerissen. Mercer versuchte, das Feuer zu erwidern, die Schrotflinte krachte und übertönte sogar das Rattern der Sturmgewehre, doch der Kugelregen der Angreifer war einfach zu dicht. Die Hochgeschwindigkeitsgeschosse fraßen sich durch die Aluminiumverkleidung des Farmhauses, durchdrangen die verrottete Isolierung, die Verschalung und den Gipskarton, ohne dabei auch nur einen spürbaren Deut langsamer zu werden. Gipsstaub und Projektile durchsetzten die Luft im Wohnzimmer. Jeder warf sich flach auf den Fußboden, als die Luft plötzlich lebendig wurde.
Zahlreiche Lampen wurden zertrümmert und ließen das Wohnzimmer in beinahe vollständiger Dunkelheit versinken. Die Couch fing sich eine dichte Salve ein, Polstermaterial und Stofffetzen wirbelten in einer dichten Wolke auf. Eine Kugel traf eine Steckdose in der Küche und entfachte damit ein Feuer, das schnell um sich griff.
Der Lärm war höllisch, wie nicht von dieser Welt, ein ständiges Dröhnen und Krachen, das die Trommelfelle misshandelte und jeglicher Vernunft spottete. Und es ließ nicht nach. Sobald einer der Schützen sein Magazin geleert hatte, setzte er ein frisches ein, als verfügte er über einen unerschöpflichen Vorrat davon. Dicke Gipsbrocken lösten sich von den
Wänden, und das Feuer in der Küche nahm an Heftigkeit noch zu, so dass Mercer die Hitze durch seine Kleider spüren konnte. Ein Geschoss verirrte sich in den Fernseher und sprengte ihn mit einem durchdringenden Klang wie von einer übergroßen Champagnerflasche.
Der Qualm wurde allmählich dichter. Von ihrem Mann auf den Fußboden gepresst, begann Lizzie Fess zu husten.
Mercer fing Calis Blick auf. Ihr Gesicht war aschfahl vor Angst, und ihre wunderschönen Lippen öffneten sich, während sie versuchte, Sauerstoff aus der mit Pulverdampf geschwängerten Luft zu filtern. Er blickte über die Schulter zur Küche. Der gesamte Raum war von einem Flammenmeer erfüllt. Er hatte keine Ahnung, ob die Fesses mit Erdgas kochten, aber wenn sie es taten, dann wäre es sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis die Hitze oder irgendein Geschoss die Gasleitung zum Platzen brachte und das gesamte Haus von seinem Fundament sprengte.
Und genauso schnell und heftig, wie der Angriff begonnen hatte, stoppte er auch wieder. In Mercers Ohren hallte es so laut, und das Knattern und Toben des Feuers war dermaßen überwältigend, dass er nur daran, dass in den Wänden keine weiteren Einschusslöcher erschienen, erkannte, dass Polis Truppe ihr Feuer offenbar eingestellt hatte. Als seine Sinne wieder zurückkehrten, hörte er erneut das Dröhnen von Polis Helikopter. Das wuchtige Flappen der Rotoren verriet ihm, dass der Jet Ranger startete und abhob.
Poli hatte das heftige Angriffsfeuer benutzt, um sich den Safe zu schnappen, per Funk den Helikopter anzufordern und sich schnellstens aus dem Kampfgebiet abholen zu lassen. Was Mercer nicht verstehen konnte, war, weshalb sich Poli und seine Männer aus dem Staub machten, ohne vorher dafür gesorgt zu haben, dass im Haus auch wirklich jeder tot
war. Es war, wie er bislang erkennen konnte, der erste Fehler, der Poli unterlaufen war.
Er rechnete zwar damit, dass Poli ihnen vielleicht eine Falle gestellt und einen Scharfschützen zurückgelassen hatte, war jedoch von dem unwiderstehlichen Drang getrieben,
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