Havoc - Verwüstung - Thriller
schnellstens das brennende Gebäude zu verlassen. Also kroch Mercer über geborstenes Glas und den Schutt, der den Fußboden in einer dicken Schicht bedeckte, und näherte sich einem der zerschossenen Fenster. Er schleuderte Erasmus Fess’ angesengtes Exemplar des TV Guide durch die Öffnung und wagte, als kein Gewehrschuss ertönte, einen kurzen Blick nach draußen. Hier entdeckte er nichts Ungewöhnliches, ließ den Blick aber noch ein wenig länger auf dem Hof ruhen und versuchte in den tiefen Schatten etwas zu erkennen.
Lichtblitze trafen seine Augen, und jetzt begriff er, weshalb Poli den Rückzug angetreten hatte. Er sah auch die blinkenden roten und blauen Lichter einer ganzen Kolonne von Polizeiwagen zwischen den Kiefernstämmen. Sie waren in rasender Fahrt unterwegs zum Schrottplatz, und das führende Fahrzeug war nur noch wenige Sekunden weit entfernt.
Da er die Vordertür wegen des eingebrochenen Verandadachs nicht benutzen konnte und weil der hintere Teil des Hauses in Flammen gehüllt war, entschied sich Mercer für das Fenster und achtete darauf, dass Erasmus und Lizzie als Erste hindurchkletterten. Harry sträubte sich noch, ihnen zu folgen, daher konnte Cali zuerst ein langes Bein auf die Fensterbank schwingen und sich dann nach draußen schlängeln. Sie half Harry von der Fensterbank herunter - und schließlich schlüpfte Mercer als Letzter hinaus. Er trieb sie zur anderen Seite von Fess’ Abschleppwagen, wo er und Cali von einem heftigen Hustenkrampf heimgesucht wurden, während sie gierig nach frischer Luft rangen.
Aus irgendeinem Grund waren Harry und die Fesses nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Harry holte seine Zigarettenpackung heraus, zündete drei Glimmstängel gleichzeitig an und gab je einen an Erasmus und an Lizzie weiter.
Durch den Tabakrauch sagte Harry: »Die vielen Jahre, in denen ich mir unter großen Opfern mühsam meine Unverwundbarkeit zugelegt habe, dürften sich endlich einmal ausgezahlt haben.«
Die Streifenwagen der New Jersey State Police bremsten scharf auf dem Hof und wirbelten dabei einen Geröllschauer auf. Der Beamte öffnete die Tür und stieg mit gezückter Pistole aus, wobei er darauf achtete, dass er durch die Masse des Wagens stets geschützt war. »Los, Hände hoch, Arschlöcher, damit ich sie sehen kann!«, brüllte er, berauscht von Adrenalin und der Aussicht auf eine Beförderung in der näheren Zukunft. »Sobald jemand auch nur einen Finger rührt, ist er tot!«
Die fünf folgten seinen Anordnungen, während weitere Polizeiwagen auf den Hof schaukelten.
Ehe der nächste Beamte sie ins Visier nehmen konnte, brach der hintere Teil des Hauses unter einem dichten Funkenschauer zusammen, und die Flammen schlugen noch höher. Lizzie wandte sich an ihren Ehemann und sagte nüchtern: »Ras, wir ziehen nach Florida um.«
Arlington, Virginia
Mercer ließ den Rest seines Wodka Gimlet im Glas kreisen und trank ihn dann mit einem einzigen großen Schluck. Es war sein dritter, und er fasste bereits einen vierten ins Auge. Harry lümmelte neben ihm auf seinem Lieblingshocker an Mercers Hausbar. Beide hatten gerötete Augen und waren sichtlich erschöpft, aber keiner von ihnen schien bereit, Schluss zu machen.
Es hatte mehr als acht Stunden gedauert, und die direkte Intervention von Ira Lasko sowie eines geheimnisvollen Vertreters der Homeland Security waren nötig gewesen, bis die Polizei von New Jersey und das FBI endlich begriffen, dass sie keineswegs die Staatsfeinde Nummer eins bis drei geschnappt hatten. Lizzie und Erasmus hatten nicht mehr als eine Stunde im Gewahrsam der Polizei verbracht, wo sie ihre Aussagen machten und dann sofort freigelassen wurden. Ira versicherte Mercer, dass dem Schrotthändler sämtliche Schäden großzügig ersetzt würden.
Cali war schon vor Mercer und Harry vom Schauplatz des Geschehens verschwunden, in Windeseile weggebracht von einem Agenten der Homeland Security, und zwar in einer Regierungslimousine - während Mercer die Erlaubnis erhielt, zum Deco Palace zurückzukehren, um seinen Jaguar abzuholen. Es war eine lange Heimfahrt.
Zwei Stunden nachdem Mercer ihn vor seinem eigenen Apartment abgesetzt hatte, war Harry schon wieder bei ihm aufgetaucht, mit Drag im Schlepptau, der sich allerdings nur
mit sichtlichem Widerwillen mitschleifen ließ. Sie hatten sich zwar chinesisches Essen bestellt, aber keiner hatte richtig Appetit auf eine Mahlzeit. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
»Nun, wenigstens hat
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