Havoc
Schatten an die Wände. Über ihnen schwangen die Arme gigantischer Maschinen. Alles war Lärm und Bewegung, hämmerte auf ihre Sinne ein.
Justin streckte den Kopf aus dem Aufzug und zog ihn gleich wieder zurück. »Ich glaube, wir sind ein bisschen zu weit runtergefahren«, sagte er. »Wir sind direkt in der Hölle gelandet.«
»Dann scheinen wir ja genau richtig zu sein«, sagte Seth. »Los komm, wir suchen einen guten Platz, an dem wir die Bombe deponieren können.«
Sie traten aus dem Aufzug und gingen an einer langen Reihe von Heizöfen entlang. Seths Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Das Flackern der Flammen befeuerte seine Fantasie, sodass er überall im Dunklen bedrohliche Schatten lauern sah. Bei diesem infernalischen Lärm würden sie es niemals hören, wenn sich jemand von hinten an sie heranschlich. Er verstärkte den Griff um sein Stuhlbein. Wenigstens hatte er eine Waffe, das beruhigte ihn etwas, auch wenn er den Verdacht hatte, dass sie sich im Ernstfall als ziemlich nutzlos erweisen würde.
Seth zuckte zurück, als etwa einen Meter vor ihm plötzlich ein Schwall glühend heißer Wasserdampf aus einem Rohr schoss. Er stolperte gegen Justin, der ihn jedoch auffing und geistesgegenwärtig zur Seite zog, sodass er nicht verbrüht wurde.
Ungefähr dreißig Sekunden quoll Dampf aus dem Rohr, dann war der Spuk wieder vorbei und zurück blieb nichts als eine glitzernde Wasserlache auf dem Betonboden.
»Also, wenn du mich fragst, verstößt das eindeutig gegen die Sicherheitsvorschriften«, knurrte Justin.
Seths Gesicht und Hände waren feucht vom Wasserdampf und brannten höllisch. Vorsichtshalber trat er einen Schritt zurück, als Justin das Eisenrohr, aus dem der Dampf geschossen war, näher untersuchte.
»Hey, schau dir das mal an!«, rief er.
»Bist du sicher, dass es nicht gleich wieder losgeht?«
»Nein, jetzt ist es vorbei.«
Justin deutete auf ein Druckmessgerät an der Seite des Rohrs. Der größte Teil des Messbereichs war grün eingefärbt, aber es gab auch einen roten Bereich, ab dem der Druck gefährlich hoch war. Die Messnadel stand auf Grün.
»Wenn die Nadel im roten Bereich steht, kommt der Wasserdampf raus«, sagte Justin. »Eigentlich müsste jemand hier sein, der die Dinger kontrolliert und von Zeit zu Zeit Dampf ablässt. Aber die sind im Moment wahrscheinlich alle anderweitig beschäftigt.«
In diesem Moment hörten sie irgendwo im Raum lautes Scheppern, als wäre etwas Metallisches zu Boden gefallen.
»Nicht alle«, warnte Seth.
»Das kann alles Mögliche gewesen sein«, beruhigte Justin ihn und klopfte auf das Messgerät. »Auf die Dinger hier sollten wir achten.«
Sie gingen weiter durch den Maschinenraum und behielten von jetzt an die Messgeräte im Auge. Seth wollte die Bombe möglichst zentral im Raum verstecken, um sicherzugehen, dass sie ihre größtmögliche Zerstörungskraft entfalten konnte. Das Haus des Todes musste dem Erdboden gleichgemacht werden und sie hatten nur diese eine Chance.
Auf einmal packte Justin ihn am Arm und deutete auf einen der Öfen. Eine schwarze Silhouette zeichnete sich deutlich vor dem Gitterrost mit den dahinter zuckenden Flammen ab. Eine riesige Silhouette.
»Lass uns die Bombe hier irgendwo hinlegen und verschwinden«, drängte Justin.
Seth zögerte kurz, dann kniete er sich neben ein paar Heizungsrohre und zog mit zitternden Fingern die Bombe der Laq aus seinem Rucksack. Das Licht in dem Glasröhrchen strahlte hell. Stirnrunzelnd betrachtete Seth die Schaltuhr, die daran angebracht wa r – er hatte keine Ahnung, wie man den Timer richtig einstellte. Zur Sicherheit drehte er ihn bis zum Anschlag auf. Als er sich das Kästchen anschließend ans Ohr hielt, hörte er lautes Ticken. Befriedigt steckte er die Bombe in seinen Rucksack zurück und wollte ihn hinter die Rohre schieben, als er ein Hindernis spürte. Er nahm den Rucksack wieder heraus, griff in den Spalt und zog eine kleine Metallkiste hervor.
»Was ist das?«, fragte Justin, der ihm über die Schulter geschaut hatte.
»Keine Ahnung«, sagte Seth und schob den Rucksack jetzt ganz in das Versteck. Dann drehte er sich um und ließ die Kiste aufschnappen. Er hatte gerade den Deckel gehoben, als Justin ihm auf die Schulter tippte.
»Äh, Alter?«
Der Tonfall seines Freundes jagte Seth eine Gänsehaut über den Rücken. Er blickte auf. In der Mitte des Gangs stand breitbeinig ein Oger. Derselbe, der ihn und Alicia bei ihrem letzten Besuch im Haus des Todes durch die
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