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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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ohrenbetäubendes Heulen über den Kampfplatz. Ein Windstoß fuhr durch das Heer und zerrte an Kadys Zöpfen. Eine heftige Böe fegte über die Ebene und lichtete den faulig riechenden Nebel.
    Kady wurde blass.
    Aus den Nebelschwaden trat Tall Jakes Armee jetzt deutlich hervor. Aber es war keine Armee, es war eine mordlüsterne Horde . Eine Ansammlung der schlimmsten Monstrositäten aus dem Haus des Todes. Frankensteinartige Ungeheuer, deren Gliedmaßen auf widernatürlichste Weise zusammengenäht worden waren. Gierig sabbernde, vierarmige Zombies mit Hackmessern anstelle von Händen. Grotesk aufgeblähte, blinde Männer mit peitschenden Tentakeln, wo einst Arme gewesen waren. Riesenhafte Hunde, denen man die Haut abgezogen hatte, sodass sie nur noch aus glänzendem, mit Venen und Adern durchzogenem Muskelfleisch und messerscharfen Reißzähnen bestanden. Und dazwischen blitzten die schwarzen Uniformen und Helme der Regulatoren auf.
    Aber das Schlimmste waren die Blutbestien. Kady hatte von ihnen gehört und im Tempel der Laq sogar einer von ihnen gegenübergestanden. Die Blutbestien waren Tall Jakes ganzer Stolz, sozusagen sein Meisterwerk.
    Sie waren riesig wie Dinosaurier, schnappten mit ihren mächtigen Kiefern hungrig ins Leere und rollten bedrohlich mit den Augen. Einige der Ungeheuer hatten zwei Köpfe, die auf langen Schlangenhälsen saßen. Andere sahen aus wie gigantische, mit aufgerissenen Mäulern und Augen übersäte Kugeln, die sich auf dünnen Krabbenbeinen fortbewegten. Und wieder andere ähnelten riesenhaften Gottesanbeterinnen mit halb verwesten Köpfen. Die Blutbestien waren Tall Jakes Spielzeuge, albtraumhafte Ausgeburten seiner kranken Fantasi e – als hätte er mit dem Baukasten der Natur gespielt und die einzelnen Teile nach Lust und Laune zusammengesetzt.
    Kady musste all ihren Mut und ihre Kraft aufbieten, um nicht ihrem ersten Instinkt zu folgen, sich umzudrehen und schreiend davonzulaufen. Und auch die Kämpfer rechts und links von ihr wichen unwillkürlich ein paar Schritte zurück, als hätten sie alle den gleichen Gedanken. Gegen diese Monster würden sie keine Chance haben.
    Doch dann stieß die Königin der Katzen einen markerschütternden Schrei aus, der den Boden unter ihren Füßen erzittern ließ, und augenblicklich durchströmte sie neue Zuversicht. Die großen Raubkatzen in ihrem Heer fielen in den Schrei mit ein und die Erde bebte. Die Coven ließen ebenfalls ihren Kriegsruf ertöne n – ein schrilles Kreischen, das in den Ohren schmerzt e – und stießen dazu ruckartig ihre Piken in den Himmel.
    Auch die übrigen Bewohner von Malice und die Menschen fassten sich ein Herz und brüllten, was ihre Lungen hergaben. Kady spürte, wie sich der Schrei bis zu ihr fortpflanzte. Wie von einer mächtigen Welle ergriffen, hob sie ihre Elektrolanze und schrie, so laut sie konnte, mit, auch wenn sie ihre eigene Stimme inmitten des Kampfgebrülls kaum hören konnte.
    Und dann stürmten die, die in der vordersten Reihe gestanden hatten, auf das Haus des Todes zu. Der Rest der Armee folgte wie ein Erdrutsch nach. Kady wurde vom Sog mitgerisse n – ihr blieb gar nichts anderes übrig, als loszulaufen, wenn sie nicht zertrampelt werden wollte.
    Die Schlacht hatte begonnen.
    2
    Diesmal war Seth vorbereitet. Obwohl er sich nicht mehr an die genaue Route durch die Gänge unter der Fabrik erinnerte, war er nicht überrascht, als sich die Mauern unbemerkt veränderten und durch die schlierige Metallverschalung ersetzt wurden. Irgendwann blieb er stehen und sagte ruhig: »Okay. Wir sind da.«
    Sie bogen um die nächste Ecke und kamen in einen Raum, der durch flackernde Glühbirnen erhellt wurde. An einer Wand stand eine Reihe von Stahlbottichen, in die kleine Bullaugen eingelassen waren, aber Seth machte sich nicht die Mühe hineinzusehen. Er wusste, was sich darin befand.
    »Das ist das Haus des Todes?«, sagte Justin erstaunt, als Seth die Bombe der Laq in seinen Rucksack packte, weil sie jetzt nicht mehr auf das Licht angewiesen waren. »Komisch. Ich hab gar nichts gefühlt. Den Übergang hätte ich mir irgendwie spannender vorgestellt, mit so einem pulsierenden Lichttunnel wie bei ›Stargate‹ vielleicht.«
    » Stargate? «, fragte Seth verständnislos.
    »Du hättest wirklich ein bisschen öfter fernsehen sollen«, seufzte Justin. Er stemmte die Hände in die Hüften und sah sich in dem Raum um. »Tja. Das war ein kurzer Besuch in der realen Welt, was? Und schwups! Sind wir wieder zurück in

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