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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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mehr in diesen Channel gehen. Und ich würde mich von Mim fernhalten.«
    »Ach was«, schnaubte Philip. »Vor einer wie der hab ich doch keine Angst.«
    »Solltest du aber«, sagte Seth.
    »Klar.« Philip zuckte nur mit den Achseln.
    Seth ging zur Tür und schloss sie auf. Alicia verabschiedete sich hastig von Philip und folgte ihm. In der Tür blieb Seth noch einmal stehen, drehte sich um und fragte: »Warum glaubst du nicht daran?«
    »Weil ich das Ritual gemacht hab und dreimal darfst du raten, was passiert is t – nichts!« Philips Stimme klang verbittert, als würde er sich reingelegt fühlen. »Ich hab Wochen gebraucht, bis ich endlich den Mut hatte, es zu machen. Aber jetzt weiß ich, dass es nichts weiter als ein blödes Kindermärchen ist.«
    Wieder war das leise Trippeln über ihren Köpfen zu hören. Seth blickte schaudernd zur Decke.
    »Wann hast du die Ratten auf dem Speicher eigentlich zum ersten Mal gehört?«
    »Mäuse«, korrigierte Philip ihn stirnrunzelnd. »Keine Ahnung. Ich glaub, das war ungefähr zur selben Zeit. Warum?«
    Seth schüttelte den Kopf, drehte sich ohne ein weiteres Wort um und ging. Es hatte keinen Sinn, Philip überzeugen zu wollen, er würde ihm sowieso nicht glauben. Dafür wusste Seth jetzt wenigstens, weshalb ihn so ein mulmiges Gefühl beschlichen hatte, als er das Haus betreten hatte. Philip hatte Tall Jake gerufen. Bis jetzt hatte er ihn noch nicht nach Malice geholt, vielleicht würde er sehr viel später kommen, erst in zehn Jahren oder vielleicht auch niemals. Aber sobald man sechsmal den Spruch gesagt und das Ritual durchgeführt hatte, stand man unter seinem Ban n – und das bedeutete, dass er jederzeit kommen konnte. Seth war sich sicher, dass Philip in Malice keine Stunde überleben würde.
    Er war zum Tode verurteilt. Er wusste es nur noch nicht.
    In dem Moment, in dem Seth zur Haustür hinaustrat, fiel eine zentnerschwere Last von ihm ab. Er ging eilig weiter, ohne sich umzudrehen, und setzte sich am Ende der Straße auf eine niedrige Gartenmauer, wo er erst einmal tief durchatmete.
    »Was ist los, Seth?«, fragte Alicia, die ihm hinterhergelaufen war. »Warum wolltest du so schnell weg?«
    »Hast du es denn nicht gespürt? In dem Haus war etwa s … Böses .«
    Alicia sah ihn hilflos an. »Nein. Ich hab nichts gemerkt.«
    »Philip hat Tall Jake gerufen und dadurch eine Verbindung zu ihm hergestellt. Ich hab sie ganz deutlich gespürt. Eines Nachts wird er einfach verschwinde n … und keiner kann etwas dagegen tun.« Seine Angst wich ohnmächtiger Wut. Es war ein so grausames und gemeines Spiel, das Tall Jake mit den Jugendlichen trieb.
    Alicia sah ihn erschrocken an. »Du meinst, man kann es nie mehr rückgängig machen? Wenn man den Spruch einmal gesagt hat, ist es für immer zu spät?«
    Seth nickte düster. »Und genau deswegen müssen wir ihn aufhalten.«
    Alicia setzte sich neben ihn auf die Mauer. Sie ließ den Kopf hängen, sodass ihr die dunklen Locken ins Gesicht fielen. Mittlerweile war die Dämmerung hereingebrochen und um sie herum lag alles im gelblichen Schein der Straßenlaternen.
    Ein älteres Pärchen kam den Gehweg entlanggeschlendert. Die Frau warf ihnen im Vorbeigehen einen missbilligenden Blick zu, als vermutete sie, dass sie gerade dabei waren, irgendetwas Verbotenes auszuhecken. Na klar. Weil alle Jugendlichen ja nichts als Unfug im Kopf hatten.
    Seth musste an die Begegnung mit Miss Benjamin denken, an den Moment, als der Blitz für eine Sekunde die dämonische Fratze zum Vorschein gebracht hatte. Was, wenn es mehr von ihrer Sorte gab, die ihn verfolgten und ihn jetzt genau in diesem Augenblick beobachteten?
    »Schwör mir, dass du dir das alles nicht ausgedacht hast«, sagte Alicia plötzlich.
    »Wie bitte?«, fragte Seth verwirrt.
    »Schwör mir, dass du das nicht bloß sagst, um mir Angst zu machen. Dass du wirklich in Malice gewesen bist. Dass Tall Jake wirklich existiert.« In ihrer Stimme schwang ein panischer Unterton mit, der Seth verwunderte.
    »Ich schwöre es«, sagte er. »Ich weiß, dass es sich verrückt anhört, aber Malice existiert wirklich und ich bin dort gewesen.«
    Alicia holte tief Luft und stand entschlossen auf. Sie griff in ihre Tasche, zog ein Haargummi heraus und band sich die Locken zu einem Pferdeschwanz. »Es ist noch relativ früh am Abend. Wir haben also noch genug Zeit, um nach Birmingham zu fahren.«
    Seth brauchte einen Moment, bis er begriff, was sie gerade vorgeschlagen hatte. »Du meins t … wir

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