Havoc
Gesicht sah, lachte sie und rief überglücklich: » Seth!«
Er breitete die Arme aus und drückte sie so fest an sich, dass sie kaum noch Luft bekam. Kady spürte, wie sein Herz gegen ihre Rippen schlug. Er lebte! Sie konnte kaum fassen, dass er tatsächlich da war.
»Du bist zurückgekommen!«, flüsterte sie. »Du hast mich gefunden!«
»Hab ich dir doch versprochen«, sagte Seth. »Und den Shard hab ich auch mitgebrach t …«
Sie musste gegen die Tränen anblinzeln, die ihr in die Augen schossen. »Ich hätte es wissen müssen. Sir Knight hält eben immer Wort.«
Plötzlich ließ Seth sie los. »Wo ist Justin?«, fragte er besorgt.
Erst jetzt bemerkte Kady, dass seine Jacke an der Schulter zerrissen war und der Stoff sich mit Blut vollgesogen hatte.
»Seth! Du bist verletzt!«
Er winkte ab. »Sieht schlimmer aus, als es ist. Ich hab mir die Wunde im Zug angesehen. Sie hat stark geblutet, ist aber nicht tief.«
»Was ist passiert?«
»Ich bin jemandem über den Weg gelaufen, der mich fressen wollte. Das Übliche.« Er grinste. »Aber jetzt sag scho n – wo steckt Justin?«
Kady zeigte auf die Tür, die zu den Kontrollräumen führte. »Da drinnen. Zusammen mit ein paar Leuten von Havoc. Sie wollen in die Schaltzentrale.«
Seth sah sie erschrocken an. »Wir müssen sie aufhalten!«, rief er.
»Wieso? Was ist los?«
»Sie laufen direkt in eine Falle!«
2
Kady rannte auf Scotty zu und blieb atemlos vor ihm stehen. »Wir müssen ihnen hinterher«, rief sie.
Scotty starrte sie verwundert an und musterte dann den Jungen, der vor Tatyana kniete und gerade die Arme um ihren Hals schlang. Die Säbelzahntigerin war sofort aufgesprungen und auf ihn zugelaufen, als sie ihn entdeckt hatte, und leckte ihm jetzt mit ihrer Blechzunge zärtlich übers Gesicht.
»Wer ist das?«
»Das ist mein Freund Seth, von dem ich dir schon erzählt habe«, erklärte Kady. »Er hat den Shard mitgebracht!«
Scotty fiel die Kinnlade herunter. »Wa s … im Ernst?«
Kady nickte. »Ja, aber jetzt müssen wir erst mal da rein und die anderen aufhalten. Seth hat den neuen Comic gelesen und alles über Jans Plan erfahren, und das bedeutet, dass Tall Jake auch davon weiß.«
Scotty riss die Augen auf. »Warum stehst du dann noch hier rum? Du musst sie warnen!«
»Was ist mit dir? Kommst du nicht mit?«
»Jemand muss die Tür bewachen. Stell dir mal vor, ihr kommt da raus und lauft direkt irgendwelchen Regulatoren in die Arme. Klopft dreimal von innen an die Tür, dann lasse ich euch raus, sobald die Luft rein ist.«
Kady nickte zustimmend. »Du hast Recht. Wie gut, dass du mitdenkst.« Sie sah Seth an. »Los, komm schon! Wir dürfen keine Zeit verlieren!«
Seth sprang auf und nickte Scotty kurz zu. Als der Moment günstig war und niemand auf sie achtete, öffnete Scotty die Tür und sie schlüpften, gefolgt von Tatyana, hastig hindurch.
Sie fanden sich in einer Art Vorraum wieder, von dem aus eine Wendeltreppe in die Tiefe führte. Kühle, feuchte Luft wehte ihnen von unten entgegen. Hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss.
Tatyana stieg als Erste die Stufen hinunter, hinter ihr folgte Seth und Kady bildete die Nachhut. In ihre Freude über das überraschende Wiedersehen mischte sich auch ein Hauch von Enttäuschung. Sie hatte sich so sehr danach gesehnt, Seth endlich wiederzusehen, und sich immer wieder ausgemalt, wie sie ihm ausführlich erzählen würde, was in der Zwischenzeit alles passiert war. Aber jetzt hatten sie nur ein paar Minuten für sich gehabt, bevor sie sich schon wieder in das nächste Abenteuer stürzen mussten.
Die Treppe endete auf einem stählernen Steg, der sich wie eine schmale Brücke quer über einen Abgrund spannte. Sie befanden sich jetzt in einem riesigen Gewölbe, das auf mächtigen Pfeilern ruhte. Der untere Teil des Raums war mit Wasser geflutet und lag wie ein rechteckiger tintenschwarzer See unter ihnen. Ein Zug, der über ihre Köpfe hinwegrumpelte, brachte die Oberfläche des Sees zum Zittern. Auch die Lampen, die an dem schmalen Steg hingen, pendelten hin und her und ließen die unzähligen winzigen Wellen glitzern.
Aber sie hatten keine Zeit, den Zauber dieses Anblicks zu genießen, sie mussten sich beeilen und die anderen einholen, bevor es zu spät war. Nach ein paar Metern blieben sie abrupt stehen. In der Mitte des Stegs lag etwas. Es hatte einen gelb glänzenden Messingpanzer, war mit schlaff herunterhängenden Scheren bewehrt und sah aus wie eine mechanische Roboterkrabbe. Ihr
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