Havoc
protestieren, aber Jan hob die Hand. »Ich will nichts mehr von dir hören!«, blaffte er und sah dann Scotty an. »Du bleibst bei ihr. Sorg dafür, dass sie nicht abhaut oder auf die Idee kommt, uns die Regulatoren auf den Hals zu hetzen.«
»Was soll der Quatsch?«, sagte Scotty. »Ich mein e – hallo? Das ist Kady! «
»Sie ist ein Risiko«, antwortete Jan. »Und der Tiger bleibt auch hier. Alle anderen kommen mit. Und damit eins klar ist: Wer sich weigert, kann seine Sachen packen, sobald wir wieder zurück sind. Havoc kann es sich nämlich nicht leisten, Feiglinge durchzufüttern.«
Damit war alles gesagt. Er drehte sich um und öffnete die Tür. Dylan klopfte Scotty aufmunternd auf die Schulter, als er an ihm vorbeiging. Justin warf Kady einen entschuldigenden Blick zu. Sie funkelte ihn wütend an. Natürlich wusste sie, dass ihm gar nichts anderes übrig blieb, als mitzugehen, wenn er nicht aus der Gruppe geworfen werden wollte. Trotzdem fühlte sie sich verraten. Außerdem hatte sie den Verdacht, dass er gar nichts dagegen hatte, Jan zu folgen. Die Vorstellung, den gesamten Zugverkehr lahmzulegen, war viel zu verlockend für ihn. Diesen Spaß wollte er sich garantiert nicht entgehen lassen.
Die Tür fiel mit einem Knall ins Schloss und weg waren sie. Tatyana gähnte, legte sich auf den Boden und schlief auf der Stelle ein. Kady schäumte vor Wut. Scotty beobachtete sie nervös.
»Vielleicht geht ja alles gut«, sagte er, aber statt sie zu beruhigen, machte er sie nur noch wütender.
»Er spielt mit Menschenleben!«, stieß sie hervor. »Dabei ist das Ganze doch nichts weiter als ein einziger großer Ego-trip!«
»Damit zeigt er allen in Malice, dass es Leute gibt, die gegen Tall Jake kämpfen.«
»Ach was, da gibt es bessere Methoden«, schnaubte Kady. »Er setzt rücksichtslos das Leben seiner Leute aufs Spiel. Redet ihnen ein, sie wären so eine Art Guerilla-Armee, dabei sind wir nichts weiter als eine Handvoll Jugendliche. Zugegeben, die Aktion klingt vielversprechend, und falls es tatsächlich klappt, hätten wir Tall Jake mächtig eins ausgewischt. Aber Jan geht es doch vor allem darum, allen zu zeigen, was für ein toller Kerl er ist. Ein wirklich guter Anführer würde für seinen eigenen Ruhm niemals das Leben seiner Freunde aufs Spiel setzen.«
Scotty hob hilflos die Schultern und sah zu Boden. »Genau deswegen brauchen wir dich, Kady.«
Kady lehnte sich gegen den Pfeiler und ließ sich daran zu Boden gleiten. Scotty setzte sich neben sie. Für Vorübergehende sahen sie aus wie zwei müde Reisende mit ihrem mechanischen Haustier.
Kady seufzte. Sie war nicht hier, um Anführerin zu werden. Genau genommen hatte sie Justin nur begleitet, weil sie niemanden sonst gehabt hatte, nachdem Seth wieder in die reale Welt zurückgekehrt war, um den Shard zu holen. Justin war derjenige gewesen, der unbedingt bei Havoc hatte mitmachen wollen.
Aber nun hatte sich alles geändert. Sie hatte erfahren, dass sie früher einmal die Anführerin dieser Gruppe gewesen war, und es gab immer noch einige Mitglieder, die sie dafür bewunderten und respektierten.
Kady verspürte der Gruppe gegenüber eine gewisse Verantwortung und das war genau das, was Jan fürchtete. Sie wurde automatisch zu seiner Rivalin und früher oder später würde sie gezwungen sein, seine Führung offiziell infrage zu stellen. Auch wenn Jan nach außen hin großspurig auftrat, war er im tiefsten Inneren unsicher. Er spielte ein gefährliches Spiel, ohne an die Konsequenzen zu denken, und wenn er so weitermachte, würde jemand mit dem Leben dafür bezahlen müssen.
Sie ließ ihren Blick über die verschiedenartigen Wesen in der Bahnhofshalle schweifen, als sie sich plötzlich ruckartig aufsetzte. Das war doc h … nein, das konnte nicht sei n … war das etwa…
Doch!
Im nächsten Moment war sie auch schon aufgesprungen und schob sich durch das Gedränge. Scotty rappelte sich erstaunt auf. »Hey!«
Tatyana öffnete ein Auge, entschied, dass nichts passiert war, wofür es sich lohnte aufzuwachen und klappte es wieder zu.
»Entschuldigung, darf ich mal? Kann ich bitte durch!«, rief Kady aufgeregt, während sie sich einen Weg durch die Menge bahnte und immer wieder suchend den Kopf reckte. Wo war er? Hatte sie sich womöglich geirrt? Aber sie hatte doch seinen Rucksack erkann t …
Und dann stand sie plötzlich direkt hinter ihm, packte ihn an der Schulter und wirbelte ihn zu sich herum. Als sie den überraschten Ausdruck auf seinem
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