Havoc
noch ich der Anführer von Havoc«, mischte Jan sich wieder ein und wandte sich dann an die Gruppe. »Wir haben das jetzt so lange geplant, Leute! Wir sind ganz dicht dran!«, drängte er. »Ihr könnt jetzt doch nicht doch abspringen!«
»Geht nicht durch diese Tür!«, flehte Kady. »Tall Jake wartet nur darauf.«
»Wie oft muss ich dir das noch sagen. Ich treffe hier die Entscheidungen«, knurrte Jan. »Und ich sage: Wir gehen.«
Dylan schüttelte den Kopf. »Ohne mich.«
Jan sah ihn entgeistert an. »Was?«
»Ohne mich«, wiederholte Dylan. »Wenn Kady sagt, dass es eine Falle ist, dann ist es auch eine. Und ich renne bestimmt nicht freiwillig in den Tod.«
»Dann kannst du gleich abhauen«, fauchte Jan. »Havoc kann auf solche Verräter wie dich gut verzichten. Bin mal gespannt, wie du alleine klarkommst.«
Dylan zuckte mit den Schultern. »Vielleicht bist du ja nicht mehr unser Anführer, wenn du zurückkommst. Falls du überhaupt zurückkommst«, sagte er ruhig und stellte sich demonstrativ neben Kady, Justin und Seth. Die übrigen Mitglieder wechselten unsichere Blicke.
Jan sah Kady mit einem wahnsinnigen Glitzern in den Augen an. »Siehst du, was du anrichtest? Du reißt Havoc auseinander!«
»Vielleicht ist ja genau das nötig«, erwiderte sie kühl und sah die anderen aus der Gruppe fragend an. »Wer von euch kommt mit mir zurück?«
Einen Moment lang rührte sich keiner von ihnen. Dann trat ein Mädchen, das sie nicht kannte, auf ihre Seite über.
»Okay. Du bist auch draußen!«, rief Jan, als sich auch schon die nächsten drei in Bewegung setzten und die Seite wechselten. Allerdings hielten sie die Köpfe gesenkt und wagten es nicht, Jan anzusehen.
Bald waren nur noch er und sein Schlägertrupp übrig. Aber nicht einmal Parker sah sonderlich überzeugt aus.
Jan spuckte auf den Boden. »Ihr seid alle Feiglinge!«, höhnte er. »Erbärmliche Memmen. Aber ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt. Mal sehen, wie viele Anhänger du noch haben wirst, wenn ich zurückkomme und wir als Helden gefeiert werden, Kady!«
»Komm endlich zur Vernunft, Jan. Lass uns gemeinsam zurückgehen und in Ruh e …«, versuchte sie ihn noch einmal umzustimmen, aber es war sinnlos. Jan hörte ihr schon gar nicht mehr zu, sondern ging auf die Stahltür zu und zog sie einen Spaltbreit auf. Einen Finger an die Lippen gelegt, winkte er seine drei verbliebenen Mitstreiter zu sich.
»Die Luft ist rein«, flüsterte er. »Los!«
Sie schlüpften an ihm vorbei durch die Tür. Als Parker an der Reihe war, drehte er sich an der Schwelle noch einmal um und öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen. Vielleicht überlegte er, seine Meinung im letzten Moment doch noch zu ändern. Aber Jan packte ihn am Unterarm und befahl ihm, weiterzugehen. Parker gehorchte.
»Feiglinge«, knurrte Jan noch einmal und warf Kady einen letzten, hasserfüllten Blick zu. Dann folgte er den anderen und zog die Tür hinter sich zu.
Kady atmete erschöpft aus. Die direkte Auseinandersetzung mit Jan hatte sie viel Kraft gekostet. Sie legte den Shard in Seths Rucksack zurück und zog den Reißverschluss zu.
»Okay, ich glaube, wir sollten lieber gehe n …«, sagte sie, als um sie herum plötzlich ein schrilles Bimmeln ertönte.
»Das ist eine Alarmanlage«, rief einer der Jungs und im nächsten Moment drangen auch schon das surrende Geräusch von Harpunen und markerschütternde Schreie durch die geschlossene Tür.
Kadys Magen krampfte sich zusammen.
»Oh mein Gott«, flüsterte sie und presste eine Hand auf den Mund.
»Raus hier!«, brüllte Justin und scheuchte die anderen in den Gang hinaus.
Geschlossen rannten sie durch die Flure, über den schmalen Steg zur Wendeltreppe zurück und stürmten über die engen Stufen in den Vorraum hinauf, wo Kady hastig dreimal gegen die Tür klopfte, bis sie von Scotty herausgelassen wurden.
Die ganze Zeit über schrillte der Alarm.
Wie geht es weiter?
1
Während der folgenden Tage herrschte in der Tauchstation ziemlich gedrückte Stimmung. Sie alle brauchten Zeit, um sich zu erholen, ihre Wunden zu versorgen und die Toten zu betrauern.
Auch wenn Jan und seine Schlägerkumpane nicht sonderlich beliebt gewesen waren, ließ ihr Tod niemanden unberührt. Es war lange her, dass ein Mitglied von Havoc ums Leben gekommen war, jetzt hatten sie an einem einzigen Tag gleich vier auf einmal verloren. Und wenn Seth nicht rechtzeitig aufgetaucht wäre, hätte es mit Sicherheit noch
Weitere Kostenlose Bücher