Hawaii
Missionswerk in heidnischem Land. Ihr werdet dringend ermahnt, euch an folgende Gebote zu halten: Erstens, aller Besitz ist Gemeingut. Ihr seid eine Familie, und als Familie werdet ihr hier von Boston regelmäßig Nachschub erhalten, der keinem Mann und keiner Frau zugedacht ist, sondern der Familie im ganzen gehört. Wenn diejenigen unter euch, die gute Farmer sind, Feldfrüchte bauen und den Überschuß ihrer Ernte verkaufen, so gehört ihr Erlös der Familie. Wenn gute Näherinnen unter euch sind, die Kleider nähen und sie den Seeleuten in Owhyhee verkaufen, so gehört ihr Entgelt der Familie. Ihr seid eine Familie in Christo, und als eine Familie sollt ihr eure Häuser, eure Länder, eure Schulen und eure Kirchen besitzen.
Zweitens, euch ist verboten, in die Regierung des Landes einzugreifen, denn ihr müßt euch unentwegt die Mahnung des Herrn aus dem Matthäus-Evangelium vor Augen halten: >Und sie reichten ihm einen Groschen dar. Und er sprach zu ihnen: Wes ist das Bild und die Aufschrift? Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des
Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!< Euch ist vor allen untersagt, an der Regierung teilzunehmen. Ihr werdet ausgeschickt, um zu bekehren, nicht um zu regieren. Ihr seid verpflichtet, zwei göttliche Aufträge zu erfüllen: den Heiden zu Gott zu führen und ihn zu zivilisieren. Wie er sich regiert, ist seine Sache. Wie er lernt, Christus zu verstehen, ist eure Sache, denn denkt daran, daß er die Bibel und Gottes erlösendes Wort nicht versteht, solange er nicht lesen kann. Um diesen wichtigen Zweck zu beschleunigen, geben wir euch deshalb drei komplette Schrifttypensätze mit, damit ihr die Heilige Bibel und andere Schriften, die den Bewohnern der Inseln zu erfassen möglich sind, in die Sprache Owhyhees übertragt. Gebt ihnen eine Schriftsprache und sie werden Gott preisen.
Drittens, es findet sich in allen Männern aus Neu-England eine eingeborene Neigung, Handel zu treiben; und ich vermute nach dem Bild, das ich mir auf Grund meines Studiums eurer Laufbahnen von den natürlichen Anlagen eines jeden machen kann, daß viele von euch hervorragende Geschäftsleute sein könnten. Aber ihr seid berufen, Gott zu dienen, und es ist dieses Amt, das ihr besorgen müßt. Ihr werdet keinen Lohn empfangen, und es wird von euch erwartet, daß ihr euch keinen verdient. Euer einziger Beruf ist, Gott zu dienen, und wenn ihr das nach Kräften tut, so wird euch keine freie Zeit bleiben, eigenen Geschäften nachzugehen.
Schließlich wird von euch erwartet, daß ihr den Heiden Stufe um Stufe emporhebt, bis er neben euch steht. Im Laufe der Jahre müssen die Schulen, die ihr baut, von ihm geleitet werden, und ehe ihr von der Szene abgeht, müssen die Kanzeln, die ihr errichtet und von denen ihr das Wort Gottes verkündet, von ihm eingenommen worden sein. Ihr brecht auf, um für Gottes Ernte unsterbliche Seelen zu retten.«
Nachdem Pastor Thorn noch auf einige medizinische Fragen eingegangen war, ergriff ein älterer, weißhaariger Geistlicher, der in vielen Teilen Amerikas und Ceylons gearbeitet hatte, kurz das Wort: »Brüder in Gott«, sagte er schlicht, »ihr nehmt keine begrenzte Mission auf euch. Ihr unternehmt nichts Geringeres als die völlige Neubildung und Rettung einer Gesellschaft. Wenn jetzt noch Kinder sterben, müssen sie gerettet werden. Wenn die Menschen jetzt noch unwissend sind, müssen sie aufgeklärt werden. Wenn jetzt der Götzendienst dort noch blüht, muß er durch das Wort Christi ersetzt werden. Und wenn eine Straße grundlos und unzweckmäßig ist, dann muß sie gepflastert und begradigt werden. Wenn unter euch ein Mann oder eine Frau mit hundert Fähigkeiten ist, so werden sie in Owhyhee alle betätigen können. Verausgabt euch im Dienste Christi, daß in späteren Jahren von euch gesagt werden kann: >Sie kamen zu einem Volk in Dunkelheit; sie verließen es im Licht.<«
Am letzten Tag im August wurde die Missionsfamilie mit dem Schiff bekannt gemacht, auf dem sie die sechs Monate der langen Überfahrt nach Hawaii verbringen sollten. Pastor Thorn führte sie von der Backsteinkirche, wo sie ihre Morgenandacht verrichtet hatten, zu dem Kai, an dem ein großer Dreimaster seine Ladung Walfischöl löschte.
»Das ist ein tüchtiges Schiff«, bemerkte Jerusha zu einer andern Frau. »Auf dem wird man nicht so leicht seekrank«, fügte sie hoffnungsvoll hinzu. »Das ist nicht das Missionsschiff«, korrigierte Pastor Thorn. »Eures
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