Hawaii
Christenfamilie anzuschließen. Aber letztere Absicht wurde durch Jerusha zunichte gemacht, die plötzlich von einer Woge der Seekrankheit überfallen wurde, sich nach der Reling vorzutasten versuchte, aber schon vorher zusammenbrach und über das Deck erbrach.
»Vorsicht, meine Dame!« rief ein Matrose lachend, aber Cridland und Mason, die beiden jungen Männer, die heute ihre Bibeln erhalten sollten, eilten herbei, ergriffen Jerusha und trugen sie nach unten. Abner, der wütend war über die
Unterbrechung seiner Mahnrede an die Matrosen, führte seine Predigt stammelnd zu Ende und überließ das Schlußgebet einem anderen Geistlichen. Er war verwirrt und ärgerlich, denn er hatte seinen Gottesdienst so aufgebaut, daß er mit der Überreichung der Bibeln an Cridland und seinen Freund schließen sollte, die dadurch symbolisch in die Familie des Herrn aufgenommen worden wären. Aber als es zu diesem dramatischen Schluß kommen sollte, waren die beiden unter Deck, und Abner entdeckte zum erstenmal, daß seine große Anstrengung ihn, wie so viele andere Geistliche, nur dahin gebracht hatte, daß er verzweifelt nach einem logischen Schluß für seine Rede suchen mußte.
Als der Gottesdienst zu Ende war, meinten einige Mitglieder der Familie, Abners Predigt loben zu müssen, aber sowohl diejenigen, die solches Lob spendeten wie der, der es entgegennahm, wußten, daß dieses Lob leer war. Mit unbändiger Wut und Enttäuschung wollte Abner hinuntergehen, als ihm an der Luke Cridland und Mason begegneten. »Ihrer Frau geht es sehr schlecht, Herr Pastor.«
»Danke«, erwiderte er barsch.
»Der Geistliche, der zuerst krank wurde, steht ihr bei«, sagte Cridland. Abner wollte hinuntersteigen, aber Mason hielt ihn auf und fragte: »Habt Ihr unsere Bibeln, Herr Pastor?«
»Nächste Woche!« rief Abner zurück und war verschwunden. Als er aber seine Frau erblickte und sah, wie aschfahl sie war, da vergaß er seine eignen Probleme und holte Wasser, um ihr schwitzendes Gesicht zu waschen. »Es tut mir leid, mein lieber Gefährte«, hauchte sie. »Ich werde nie ein Seefahrer sein.«
»Wir werden Sie jetzt jeden Tag einige Minuten auf Deck bringen«, sagte er beruhigend. Aber schon bei dem Gedanken an das schwankende Deck kehrte ihre Übelkeit zurück, und sie sagte: »Ich werde wohl noch weniger wiegen als Kapitän Janders prophezeit hat.«
Zur Mittagszeit, als die Hauptmahlzeit gereicht wurde, sah Janders mit Freuden, daß siebzehn seiner Passagiere essen konnten. »Auf jeder Fahrt«, bemerkte er, »geht es den Kranken besser, wenn wir uns Kap Verde nähern.«
»Werden wir die Inseln anlaufen?« fragte John Whipple. »Ja, wenn das Wetter es zuläßt.« Die Nachricht war so erfreulich, daß Abner von seinem Schweinefleischpudding aufstand und in die Kabinen, in denen noch kranke Missionare lagen, rief: »Wir werden bald am Kap Verde sein. Dann können Sie an Land und frisches Obst kaufen.«
»Übrigens, Herr Pastor Hale«, fügte der Kapitän hinzu, »Sie haben heute eine gute Predigt gehalten. Es gibt wirklich ein Erbe, das der Herr denen überläßt, die ihm dienen. Und mögen wir alle in dessen Genuß kommen.«
Die Missionare nickten beifällig, woraufhin Janders seinen Pfeil abschoß: »Mir schien, daß Sie sich am Schluß Ihrer Predigt ein wenig verhedderten.« Alle blickten betreten auf ihre Teller und dachten: Unser Kapitän ist ein kluger Kopf. Aber Abner sah ihn unverhohlen an und sagte: »Ich halte eine Predigt schon dann für einen Erfolg, wenn sie nur einen guten christlichen Gedanken zum Ausdruck bringt.«
»Ich auch«, sagte Janders herzlich. »Und Ihre enthielt mehrere.«
»Mögen wir sie alle beherzigen«, sagte Abner demütig, aber insgeheim bedauerte er, daß der Gottesdienst nicht wie vorgesehen geschlossen hatte. Dann hätte das Schiff erst eine Predigt gehört!
Nach dem Mittagessen lud Kapitän Janders die Missionare zu einem Rundgang auf dem Schiff ein, und John Whipple fragte ihn: »Ich verstehe nicht, warum wir, um nach Hawaii zu kommen, das im Westen liegt, nach Osten bis an die Küste von Afrika segeln.«
»Herr Collins, bringen Sie uns die Seekarte heraus!« Und
Janders zeigte den überraschten Missionaren, warum Schiffe, die Kap Hoorn umfahren wollten, von Boston aus zunächst einen östlichen Kurs einschlugen, der sie fast bis an die Westküste Afrikas führte. »Wenn wir schließlich nach Süden drehen, können wir in einer geraden Linie an Brasilien und Argentinien vorbei bis zur Tierra
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