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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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der Kapitän mit einem Mädchen in seiner Kajüte eingeschlossen und wollte nicht mit dem Missionar sprechen, sondern fluchte nur durch die Türe. Auf dem dritten Schiff fand Abner endlich den Kapitän, der im Zwischendeck saß und Whisky trank. Abner sagte: »Eure Leute treiben in Lahaina ihr Unwesen.«
    »Deshalb habe ich sie hierhergebracht«, sagte der Kapitän. »Sie vergewaltigen unsere Frauen, Kapitän.«
    »Das tun sie immer in Lahaina. Die Frauen wollen das.«
    »In der vergangenen Nacht wurde jemand umgebracht«, fuhr Abner fort.
    »Schafft mir den Mörder her, und er soll hängen.«
    »Aber er könnte einer Eurer Leute sein.«
    »Wahrscheinlich ist es so. Acht von meinen Leuten verdienen den Strang. Und ich würde mich freuen, wenn sie alle am Mast hingen.«
    »Kapitän, fühlen Sie sich nicht verantwortlich für das, was am Ufer vorgeht?«
    »Sehen Sie, Herr Pastor«, sagte der Kapitän gelangweilt, »während der beiden letzten Nächte war ich selber an Land. Der einzige Grund, weshalb ich jetzt nicht dort bin, ist mein Alter. Ich bin zu alt, um drei Nächte hintereinander... Das ist es.«
    Ein Schrei ertönte vom Ufer, und eines der Grashäuser ging in Flammen auf. Von der Kajüte aus konnte Abner den Feuerschein sehen, und er fürchtete, daß es in der Nachbarschaft seines Hauses brannte. Vor Furcht, daß Jerusha in Gefahr sein könnte, hob er seinen Finger und sagte drohend: »Kapitän Jackson von der BEAGLE aus Salem, ich werde an Ihre Kirche schreiben und berichten, wie sich eines ihrer Mitglieder in Lahaina aufgeführt hat.«
    »Teufel!« brüllte der Kapitän und schob sein Glas beiseite. »Wenn Sie in Ihrem Brief meinen Namen erwähnen..«Er fiel über Abner her, verfehlte aber sein Ziel, da er zu betrunken war, und schlug krachend gegen die Wand.
    »Glaubt nicht, daß Ihr zwei Wesen darstellen könnt, Herr Kapitän«, sagte Abner ernst, »ein Tier in Lahaina und einen Heiligen in Salem. Ihr müßt diesen Aufruhr unterbinden.«
    »Ich dreh dir deinen schmutzigen, dünnen Hühnerhals um!« brüllte Kapitän Jackson und griff nach dem Missionar, der keine große Mühe hatte, ihm zu entkommen. »Mach, daß du von meinem Schiff kommst. Lahaina war ein guter Hafen, ehe ihr
    hierher kamt.«
    Am Strand ging ein anderes Haus in Flammen auf, und vom Deck des Walfängers aus konnte er sehen, wie vier Matrosen einem Mädchen nachjagten, das sie mit dem Feuer zu ihrem Spaß aufgeschreckt hatten. »Gott vergib ihnen«, betete Abner. »Aber mit solchen Führern..« Er sprang in sein Kanu und kehrte an Land zurück, entschlossen, wenigstens Jerusha in ihrer Schwangerschaft vor dem Unheil zu bewahren. Aber bevor er zu ihr gelangen konnte, entstand ein neuer Aufruhr, und diesmal kamen selbst die herumlungernden Alten am Strand in Bewegung. Drei große Matrosen hatten sich von hinten an Malamas Anwesen geschlichen und dort ihre Tochter Noelani entdeckt. Jetzt zerrten sie das Mädchen durch die staubigen Straßen, um einen Platz zu finden, wo sie sie vergewaltigen konnten. Noelani schrie auf hawaiisch, während die Matrosen auf englisch fluchten. Einige alte Männer, die zu schwach für die Sandelholzexpedition gewesen waren, zeigten sich ihrer Alii treu und versuchten, die Männer aufzuhalten. Aber sie wurden nur lachend beiseite gestoßen, denn - um den Matrosen gerecht zu werden - sie konnten ja nicht zwischen einem gewöhnlichen Mädchen, mit dem sie es so zu treiben pflegten, und einer Alii unterscheiden, die tabu war. Andere Greise versuchten einzugreifen, aber sie wurden ebenfalls mit schweren Kinnhaken von den Matrosen zur Seite gestoßen, die ihre Gefangene weiterzerrten.
    In diesem Augenblick hinkte Abner Hale hinzu, hielt seinen Zylinder fest und deutete mit seiner rechten Hand auf die Gesichter der Matrosen. »Laßt das Mädchen los!« rief er.
    »Scher dich fort, Kleiner!« warnten ihn die Matrosen.
    »Ich bin ein Priester Gottes!« drohte ihnen Abner.
    Die ersten beiden Matrosen blieben bei diesen Worten stehen, aber der dritte kam breitbeinig auf den Missionar zu und brüllte: »In Lahaina gibt es keinen Gott!«
    Abner, der nur das halbe Gewicht dieses Matrosen hatte, schlug ihm rasch ins Gesicht. »Gott sieht Euch!« sagte er feierlich.
    Der geohrfeigte Mann trat einen Schritt zurück und duckte sich nach englischer Weise, um Abner niederzuschlagen, woraufhin die beiden andern das Mädchen freiließen und ihrem Kameraden in die Arme fielen. Als sie aber sahen, wie die schöne Noelani davonlief - die

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