Hawaii
geschehen?«
Hoxworth hielt die Tür auf, achtete nicht auf das Telegramm und gab dem Jungen ein Zeichen, hereinzukommen. Sie gingen zu dem Rundfunkempfänger und hörten, wie der Ansager aufgeregt, aber mit einer Stimme, die jede Panik zu dämpfen suchte, verkündete. »Ich wiederhole. Es ist kein Manöver. Japanische Bomber greifen Honolulu an. Ich wiederhole. Es ist kein Scherz. Es ist Krieg.«
Hoxworth Hale bedeckte sein Gesicht und stöhnte: »Wie furchtbar das ist.« Er sah den helläugigen Shig an, der nur ein Jahr älter als sein Sohn war, und sagte: »Du mußt jetzt all deinen Mut zusammennehmen, Shig.« Shig antwortete: »Draußen haben Sie gesagt: >Dein Land hat meinem den Krieg erklärt.« Ihr Land und meines sind dasselbe, Herr Hale. Ich bin ein
Amerikaner.«
»Entschuldige, Shig. Viele von uns werden sich in den nächsten Tagen so versprechen. Gott, sieh nur diese Explosion!« Die beiden zuckten zusammen, als ein mächtiger Donnerschlag die Luft erfüllte und eine dicke Rauchsäule aus den Ruinen Pearl Harbors in den Himmel stieg. »Irgend etwas Furchtbares ist geschehen«, murmelte Hale.
Dann hörten sie von der Treppe hinter ihnen eine erschrockene Stimmt schwach und zitternd wie die eines Kindes, und Hoxworth wollte Shigeo schnell zur Tür stoßen. Aber inzwischen war die Dame, die die Treppe heruntergekommen war, ins Zimmer getreten und starrte ihren Mann und dessen Besucher an. Es war Hales Frau, eine zarte und sehr schöne Frau von achtunddreißig Jahren. Sie hatte hellbraune Haare und große Augen, die Mühe hatten, sich auf einen Gegenstand zu konzentrieren. Sie trug einen hauchdünnen Morgenrock, wie ihn Shig bisher nur im Film gesehen hatte, und sie ging mit zögerndem, unsicherem Schritt. »Was ist das für ein Lärm, Hoxworth?« fragte sie.
»Malalama, du hättest nicht herunterkommen sollen«, sagte ihr Mann vorwurfsvoll. »Aber ich hörte Schüsse«, erklärte sie sanft. »Und ich fürchtete, du seist in Not.«
In diesem Augenblick kurvte ein Bomber, der von dem Flakfeuer aus seiner Bahn getrieben worden war, über dem Diamond-Head-Viertel, und Shig konnte deutlich den japanischen roten Kreis an der Unterseite der Tragflächen sehen. »Du gehst jetzt besser«, sagte Hale.
»Sie haben das Telegramm noch nicht bestätigt, Herr Hale«, sagte Shig, und während Hoxworth den Empfangsschein unterschrieb, ging seine Frau geisterhaft zur Tür und sah nach Pearl Harbor hinüber, wo noch immer die Bomben einschlugen.
»Ahhh!« schrie sie mit irrer Stimme. »Es ist Krieg, und mein Sohn wird umkommen.« Sie warf die durchsichtigen Ärmel über ihr Gesicht und lief schluchzend zu ihrem Mann. »Es ist Krieg, und Bromley wird nicht lebend nach Hause kommen.«
Hale, der seine Frau mit dem rechten Arm festhielt, gab die Empfangsbestätigung mit seiner linken Hand zurück und packte Shigeo bei der Schulter. »Sprich mit niemandem über das hier«, sagte er.
»Nein«, versprach Shigeo und verstand nicht recht, was er eigentlich geheimhalten sollte.
Kamejiro war an diesem Morgen um sechs Uhr aufgestanden und in seinen Friseurladen gegangen, um dort alle Geräte zu sterilisieren und gründlich zu putzen, denn der Erfolg seines Ladens schrieb sich zum Teil von seiner peinlichen Sauberkeit her. Jetzt war er wieder zu Hause und wartete auf sein Frühstück. Seine Frau Yoriko, die niemals am Sonntag wusch, bereitete ihm in Ruhe das Mahl. Goro genoß seinen Urlaub und schlief noch, aber Tadao, der sich zu dem R.O.T.C., dem Wehrertüchtigungslager an der Universität gemeldet hatte, war schon aufgestanden. Reikochan zog sich an, um in den Gottesdienst zu gehen. Der neunzehnjährige Minoru, der bereits zu der Fußballmannschaft von Punahou gehörte, schlief noch fest.
Der erste, der erkannte, was vorging, war Goro. Als die Bomben einschlugen, sprang er aus dem Bett, rannte in seinen kurzen Hosen auf den Hof und rief: »Das ist kein Scherz. Jemand hat den Krieg erklärt!« Er rannte zum Radioapparat, den er für die Familie gebaut hatte, und hörte die amtliche Bestätigung seiner Ahnung: »Feindliche Flugzeuge unbekannter Nationalität greifen Pearl Harbor und Hickam Field an.« Er wandte sich seiner Familie zu und verkündete auf japanisch: »Ich glaube, die Japaner haben uns den Krieg erklärt.«
Die Rückflugsroute derjenigen Bomber, die den östlichen Teil Pearl Harbors angegriffen hatten, führte über Kakaako, und während sie triumphierend über den Himmel brausten, versammelte sich die Familie
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