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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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auf die Masten, und während das Kanu in der Finsternis durch die Wogen dahineilte, befestigten die beiden jungen Häuptlinge die kräftigen Mattensegel und glitten schließlich mit einem Ausruf der Erleichterung wieder herab. Dann begannen sie die Segel auszurichten, bis der Wind sich in ihnen fing und das Kanu voranpeitschte. Während der letzten Stunden dieser Nacht und in der dritten enttäuschenden Morgendämmerung raste das Kanu auf einem Kurs dahin, den niemand kannte. Der König hatte erkannt, daß auf jeder Reise ein Augenblick kam, da sich ein Mann mit seinem Kanu ganz und gar in die Hände der Götter geben mußte und schon beruhigt sein konnte, wenn die Segel richtig gesetzt waren und der Kurs möglichst genau eingehalten wurde. Wenn alle Versuche, bekannte Punkte zu finden, versagten, war es Pflicht, mit dem Sturm zu segeln.
    Bei Tageslicht legten sich die Männer, die von Ungewißheit verzehrt wurden, schlafen, und Teura trat auf, um die Zeichen zu sammeln. Ein weißer Sturmvogel kreiste in der Luft, brachte aber keine Botschaft. Die Fischer fingen Makrelen, die zwar die Nahrungsmittel ergänzten, aber nichts über ihren Standort sagten. Einige mächtige Sturmböen wirbelten Kalebassen voll süßem Wasser durch die Luft, die von den Segeln aufgefangen wurden.
    Gegen Mittag, als Teura dem König mitteilte, daß alles zum besten stand, fragte er schlau: »Irgendein Zeichen über unseren Standort?«
    »Nichts«, antwortete sie. »Wie steht es mit dem Meer?«
    » Kein Zeichen von Land oder Inseln vor uns. Der Sturm wird noch fünf Tage anhalten.« In einem so kurzen Bericht faßte sie das zweitausendjährige Wissen ihrer Vorfahren zusammen, und wenn man von ihr eine Erklärung verlangt hätte, woher sie wisse, daß kein Land vor ihnen lag, hätte sie diese nicht geben können. Aber es lag kein Land vor ihnen, und dessen war sie absolut sicher.
    »Ist der Albatros zurückgekehrt?« fragte der König besorgt. »Keine Zeichen«, wiederholte sie.
    Es war jetzt sieben Tage her, seitdem sich der Sturm in jener Nacht erhob, da Bora Bora an Havaiki Rache nahm, und drei volle Tage, daß das Kanu auf See war; aber gemäß Teuras Vorhersage und zum Staunen aller hielt der Sturm an. Als die Nachtwache begann, fragten sich Teura und der König, ob man die Segel nicht verringern sollte, da sich wohl auch in dieser Nacht kaum Sterne zeigen würden. Aber als Teroro um seine Meinung gefragt wurde, sagte er: »Ich bin überzeugt, daß wir vorwärts fahren«, und da es niemand gab, der ihm durch höhere Einsicht widersprochen hätte, fragte Tamatoa: »Du möchtest auch heute nacht mit allen Segeln fahren?«
    »Wir müssen«, sagte Teroro. Und so ließ er sein Kanu durch die sternenlose Nacht und die sternenlose Dämmerung vor dem Wind dahinschießen, weil es der Name so wollte. Vor mehr als hundert Jahren hatte ein weiser Mann den Vorgänger des Vorgängers dieses Kanus WARTET-AUF-DEN-WESTWIND getauft, weil er erfahren hatte, daß die Bewohner Bora Boras nur dann an ihre Ziele gelangten, wenn sie sich von den westlichen Stürmen treiben ließen. Und solange die Sterne keine Möglichkeit hatten, das Gegenteil zu beweisen, war Teroro gewillt, bei der alten Weisheit zu verharren. Er wurde jedoch ein wenig in seinem Glauben erschüttert, als in der fünften Nacht Tupuna zu ihm in den Bug des Schiffes kroch und flüsterte: »Ich habe noch nie erlebt, daß ein Sturm aus dem Westen so lange angehalten hatte. Wir gehen in die neunte Nacht. Er muß umgesprungen sein.«
    Es entstand eine lange Pause, während der Teroro auf den schlanken Körper seiner Frau herabblickte, die sich an dem Mast zusammengekauert hatte. Er überlegte, was sie wohl zu diesem Problem sagen würde, aber sie war nicht wie Malama. Sie hatte keine Ideen. So mühte er sich alleine mit den Alternativen ab und wurde ungeduldig, als Tupuna ihn drängte: »Kannst du dich an einen stetigen Wind von solcher Dauer erinnern?«
    »Nein«, sagte Teroro barsch, und die beiden Männer trennten sich. In der Dämmerung des fünften Tages, als es feststand, daß sich keine Sterne mehr zeigen würden, bekam Tupuna Furcht: »Wir müssen die Segel einziehen. Wir wissen nicht, wo wir sind.«
    Er bestand darauf, daß eine Konferenz mit dem König abgehalten würde, in der sich ergab, daß drei Stimmen gegen Teroro standen. Denn es war offensichtlich, daß das Kanu die Richtung verloren hatte und daß es Wahnsinn war, ohne die Bestätigung der Sterne auf dem jetzigen Kurs blind zu

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