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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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entfernt vom Kanu, folgte ihm eine Zeitlang träge und versuchte, Teuras Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Als sie ihn erblickte, jauchzte ihr Herz vor Freude, denn dieses große blaue Tier des Meeres war seit langem ihr persönlicher Gott. Und jetzt, da die andern ganz von ihrer Arbeit in Anspruch genommen waren, schwamm es an der linken Seite des Kanus entlang und streckte seinen blauen Kopf aus den Wellen. »Habt ihr euch verirrt, Teura?« fragte er sanft. »Ja, Mano«, antwortete sie, »wir haben uns verirrt.«
    »Sucht ihr nach Nuku Hiva?« fragte der Hai. »Ja. Ich habe gesagt, daß es... «
    »Ihr werdet Nuku Hiva nicht sehen«, verkündete der große blaue Hai. »Es liegt weit im Süden.«
    »Was sollen wir tun, Mano?«
    »Heute nacht werden die Sterne scheinen, Teura«, flüsterte der Hai. »All die Sterne, die ihr braucht.«
    In völliger Demut schloß die alte Frau ihre müden Augen. »Ich habe seit vielen Tagen auf dich gewartet«, sagte sie sanft. »Aber ich fühlte mich nicht völlig verloren, Mano, denn ich wußte, daß du uns beobachtest.«
    »Ich bin euch gefolgt«, sagte der Hai. »Es war tapfer von euren Leuten, Teura, die Segel oben zu behalten.«
    Teura öffnete ihre Augen und lächelte zu dem Hai hinüber. »Ich schäme mich, dir zu sagen, daß ich dagegen gestimmt habe.«
    »Wir alle machen Fehler«, sagte das blaue Tier, »aber ihr seid auf dem richtigen Kurs. Du wirst es sehen, wenn die Sterne hervortreten.«
    Und mit dieser tröstlichen Versicherung wandte er sich vom Kanu ab.
    »Da draußen ist ein Hai!« rief ein Seemann. »Ist das ein gutes Zeichen, Teura?«
    »Tamatoa«, sagte das alte Weib leise, »heute nacht werden die Sterne scheinen.« Während sie sprach, flogen zwei
    Landvögel mit braungefleckten Schwingen fast wie absichtlich über sie hinweg nach Süden. Tamatoa bemerkte sie. »Bedeutet das, daß unser Land weit im Süden liegt?«
    »Wir werden es nie sehen, denn wir laufen einen neuen Kurs.«
    »Bist du sicher?«
    »Du wirst es sehen, wenn die Sterne hervortreten.«
    Mit welch erregter Besorgnis erwarteten Tupuna und Teroro die Abenddämmerung. Sie wußten, daß, wenn die SIEBEN KLEINEN AUGEN über den östlichen Horizont heraufzogen, die Richtung des Kanus feststand; und wenn DREI IN EINER REIHE auftauchte, konnten sie ableiten, wo Nuku Hiva liegen mußte. Mit welcher Besorgnis warteten sie!
    Genauso wie es Teura vorausgesagt hatte, verschwanden die Wolken am späten Nachmittag, und die Abendsonne trat hervor. Als sie unterging, erfüllte eine ungeheure Freude das Kanu, denn der Sonne folgte der strahlende Abendstern, der schon im Zwielicht sichtbar wurde. Bald gesellte sich ein zweiter Wandelstern von großer Helligkeit hinzu, und wie die beiden Götter, von denen das Kanu abhing, wanderten die beiden Sterne majestätisch zum Rand des Ozeans und verschwanden in den ihnen zubestimmten himmlischen Gruben.
    Auf der Plattform gebot Tupuna allen Mitreisenden Schweigen, während er sein weißes Haupt zurückwarf und ein Gebet zu singen begann: »O Tane, während wir durch den Sturm deines Bruders Ta'aroa so sehr in Anspruch genommen waren, haben wir nicht so oft an dich gedacht, wie wir hätten tun sollen. Vergib uns, gütiger Tane, denn wir mußten kämpfen, um am Leben zu bleiben. Jetzt, da die Himmel sich erneuern, um uns an deine allgegenwärtige Güte zu erinnern, bitten wir dich, uns mit Wohlgefallen zu betrachten. Großer Tane, zünde die Himmel an, daß wir sehen können. Großer Tane, zeig uns den
    Weg.« Und alle beteten zu Tane und spürten, wie sich seine Güte aus den Himmeln auf sie herabsenkte.
    Als dann die Nacht über den noch immer wogenden Ozean hereinbrach und als der Wind plötzlich in den prächtig geblähten Segeln erstarb, gingen die Sterne auf. Zuerst die mächtigen goldenen Sterne des Südens, diese freundlichen, vertrauten Leuchtfeuer, die den Weg nach Tahiti wiesen, dann folgten die blauen, kalten Sterne des Nordens. Sie glitzerten an ihren gewohnten Stellen und standen im Wettstreit mit dem Viertelmond. Als die Sterne ihre Plätze einnahmen, wurde jeder von seinen Freunden im Kanu mit freudigen Rufen des Wiedererkennens begrüßt, und eine Sicherheit, die seit Tagen verloren schien, kehrte zurück.
    Die wichtigsten Sterne waren noch nicht aufgegangen, so daß die Männer trotz ihrer Freude doch nicht die Frage unterdrücken konnten, die so oft einen Reisenden ängstigt: »Was wird sein, wenn wir uns von den Gestirnen entfernt haben, die wir kennen?

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