Hawaii
ich sie nicht, und da war noch ein anderer Mann, der seine Frau auch nicht mochte.«
»So habt ihr getauscht?« fragte Hale. Ein Lächeln spielte um seine Lippen. Ihm schien alles so einfach.
»Ja. In diesem Land bin ich mit einer anderen Frau verheiratet.«
»Aber gewiß ist das hier Ihr richtiges Land, und darauf kommt es nur an«, sagte Hale.
»Nein «, erwiderte Kamejiro geduldig. »Japan ist meine richtige Heimat, und ich müßte mich schämen, wenn mein Dorf wüßte, was für eine schlimme Tat ich begangen habe.«
Hale war von Kamejiro beeindruckt, der auch noch unter diesen Umständen offen zu Japan stand, und er sagte herablassend: »Ich kann mir nicht vorstellen, daß das nach so langer Zeit noch von Bedeutung sein sollte.«
»O doch!« erwiderte Kamejiro. Und was er nun sagte, schlug eine Saite in Hales eigener Erinnerung an. »Weil sich die Frau, die ich durch diesen Tausch bekam, als die beste erwies, die je ein Mann besaß. Die Frau jedoch, die ich meinem Freund überließ, entwickelte sich wirklich zu einer sehr schlechten Frau. Sein Leben wurde durch sie zerstört, und ich mußte danebenstehen und zusehen. Für mein Glück trug er das Opfer, und ich möchte nichts unternehmen, was ihn noch mehr demütigen könnte. Wenigstens in meinem Dorf soll er noch für einen anständigen Mann gehalten werden, und dabei möchte ich es belassen.«
Hales Hände verkrampften sich, denn er dachte an seine eigene Reaktion auf ein ähnliches Problem und an seine Beharrlichkeit gegenüber dem Drängen seiner Freunde. Er hatte darauf bestanden, daß Malama bei ihm blieb, obwohl ihr Verstand bereits jene Grenze hinter sich gelassen hatte, die die Einlieferung in eine Anstalt erfordert hätte. Und in diesem Augenblick, da er an die Liebe zu seiner Frau erinnert wurde und an die Angst um das Leben seines Sohnes in diesem Krieg, fühlte er eine innige Verwandtschaft zu dem kleinen, O-beinigen Japaner, der da vor ihm saß. Zu dem F.B.I.-Beamten sagte er: »Diesen Mann können Sie unbesorgt freilassen.« Und Kamejiro
kehrte zu seiner Familie zurück.
Als allerdings der Gärtner Ichiro Ogawa, der durch Hewlett Janders vor dem Konzentrationslager bewahrt worden war, später darauf bestand, daß sein Tageslohn von $ 1,40, den ihm Janders zahlte, erhöht wurde, geriet der große Hewie außer sich und klagte über den mangelnden Patriotismus des kleinen Japaners, der in einer so kritischen Zeit der amerikanischen Geschichte Lohnerhöhung forderte. »Ich denke die ganze Zeit an deine Wohlfahrt, Ichiro«, erklärte Hewie. »Du mußt diese Dinge mir überlassen.«
»Aber ich kann nicht mehr mit $ 1,40 am Tag leben. Kriegspreise.«
»Willst du mir drohen?« brauste Janders auf. »Ich muß mehr Lohn bekommen«, beharrte Ichiro.
Sobald der Japaner gegangen war, rief Janders den Sicherheitsdienst in Pearl Harbor an. »Lemuel«, begann er. »Ich habe hier draußen einen Arbeiter, der mir verdächtig erscheint. Ich meine, er sollte besser gleich fortgeschafft werden.«
»Wie heißt er?«
»Ichiro Ogawa, ein rechter Unruhestifter.«
An diesem Abend wurde Ogawa fortgeholt und einem Konzentrationslager auf dem Festland zugewiesen, nach welchem Vorfall es zu keinen neuen Lohnforderungen kam.
Niemand auf Hawaii entging der Nachwirkung des Angriffs auf Pearl Harbor, und noch am Morgen des 8. Dezember hätte kaum einer vorhersehen können, zu welchen Veränderungen es in seinem Leben kommen sollte. So wurde zum Beispiel der bärbeißige Hewlett Janders zu seiner größten Verwunderung ein höherer Marineoffizier und mit der Oberaufsicht über die Hafenanlagen beauftragt. Er trug eine teure Khakiuniform mit einigen der schönsten Dekorationen des ganzen Pazifiks, und schließlich wurde er sogar vom Präsidenten lobend erwähnt, weil er dafür gesorgt hatte, daß der Hafen stets für Schiffe mit
Kriegsmaterial freigehalten wurde. John Whipple Hewletts Frau wurde für drei Jahre auf dem Kontinent festgehalten. Neunzehn Nachkommen des alten New-Bedford-Kapitäns Rafer Hoxworth versahen Dienst in Uniform, eingeschlossen zwei Mädchen, die sich zu der Frauenhilfsorganisation meldeten. Auf der anderen Seite heirateten insgesamt neun weibliche Nachkommen des alten Dr. John Whipple Offiziere, die zufällig durch Hawaii kamen.
Natürlich wurde die Familie Sakagawa am nachhaltigsten betroffen, aber ich will mir das für später aufheben, denn es ist wichtig, daß jeder versteht, wie aus dieser großen Familie japanischer Fremdlinge durch die
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