Hawaii
länger in der Truppe. Gebt eure Uniformen zurück.« Man gab ihnen keine Erklärung und bot ihnen keine Alternative. So lieferten Tadao und Minoru ihre sauer verdienten amerikanischen Uniformen ab und erschienen am nächsten Tag in Zivil. Ein weißer Soldat aus Arkansas sah sie auf der Straße und grölte: »Warum seid ihr gelbbäuchigen Hunde nicht in Uniform wie wir? Sollen wir kämpfen, um euch Schlitzaugen zu schützen?« Minoru, der ein ziemlich draufgängerischer Stürmer in Punahou war, hätte es gern auf einen Boxkampf ankommen lassen, und er schritt auf den Burschen aus Arkansas zu. Aber der ruhigere Tadao hielt ihn am Arm fest und zog ihn mit sich fort. »Wenn du einen Soldaten niederschlägst, lynchen sie dich.«
»Ich kann viel vertragen«, murmelte Minoru. »Aber was zu weit geht, geht zu weit.«
Aber sie sollten noch am selben Tag erfahren, wieviel sie hinunterschlucken mußten. Als sie von der R.O.T.C.-Dienststelle zurückkamen, wo man ihre freiwillige Meldung zur Truppe abermals zurückgewiesen hatte, sahen sie, wie ihre Mutter in dem gewohnten schwarzen Kimono und Stroh-Getas, nach Bauernart ein wenig vorgebeugt, durch Kakaako schlurfte. Sie machte, wie Minoru zugeben mußte, einen außerordentlich fremdländischen Eindruck, und er war deshalb nicht überrascht, als sich eine Menge um sie scharte. Die Leute schrien auf sie ein und erklärten ihr in Worten, die sie nicht verstand, daß die schlitzäugigen Japaner mit ihren schmutzigen Kimonos in den Straßen Honolulus unerwünscht seien. Noch ehe die Jungen ihrer Mutter zu Hilfe eilen konnten, begannen schon die Rowdys an ihrem Kimono zu zerren.
»Warum trägst du nicht Schuhe wie anständige Amerikaner?« schrien die Burschen. Sie drängten die fassungslose Frau in eine Ecke, und ein starker Mann begann, gegen ihre beleidigenden Zori zu treten. »Zieh sie aus, verdammt noch mal. Zieh sie aus!«
Rasch sprangen Minoru und Tadao unter die Menge, um ihre Mutter zu schützen. Einige Sportbegeisterte erkannten sie sogleich und schrien: »Es sind die Sakagawa-Jungen.« Der Zwischenfall endete ohne weitere Unannehmlichkeiten. Aber Tadao, der ein Diplomat war, flüsterte seiner erschrockenen Mutter ins Ohr: »Wirf deine Zori fort. Das war es, was sie wild gemacht hat.« Geschickt schleuderte sie ihre japanischen Schuhe fort, und die Menge johlte.
Auf dem Heimweg riet ihr Tadao: »Du darfst in der Öffentlichkeit nicht mehr den Kimono tragen.«
»Und kauf dir ein Paar richtige Schuhe!« warf Minoru ein, denn wie alle Jungen seines Alters konnte er nicht verstehen, warum Eltern an alten Gewohnheiten festhielten.
In den folgenden Tagen wurden Minoru und Tadao immer wieder auf die Probe gestellt. Da sie in Amerika geboren wurden, waren sie Bürger der Vereinigten Staaten und konnten sogar zum Präsidenten gewählt werden. Aber sie waren auch Japaner und wurden deshalb Demütigungen unterworfen, wie sie kein Ausländer erduldete. Oft wurden sie von betrunkenen Soldaten bedroht, und die Klugheit gebot ihnen, sich von der Straße fernzuhalten.
Dennoch nahm der Haß gegen die japanische Bevölkerung nur noch weiter zu, als man in Hawaii nach der völligen Vernichtung des Flottenstützpunktes durch die Japaner begann, eine Erklärung für diese Niederlage zu suchen. »Ihr könnt mir nicht weismachen, daß die Japaner unsere Schiffe getroffen hätten, wenn ihnen nicht die hiesigen Schlitzaugen Informationsmaterial geliefert hätten!« rief ein Mann in einer Bar.
»Ich weiß mit Bestimmtheit, daß die Plantagenarbeiter auf der Malama-Zucker Pfeile in die Zuckerfelder schnitten, um den Nipponfliegern die Richtung auf Pearl Harbor zu weisen«, berichtete ein Luna. »Der F.B.I. hat erwiesen, daß fast jedes japanische Dienstmädchen, das für das Militär arbeitete, eine bezahlte Agentin des Mikado war«, verkündete ein Beamter.
Und der Oberbefehlshaber der Flotte erklärte der Presse, nachdem er das Ausmaß der Verheerung überblickt hatte: »Hawaii wurde das Opfer der wirksamsten Fünften Kolonnen, die es bisher in diesem Krieg gegeben hat, mit Ausnahme von Norwegen.«
Es war deshalb kein Wunder, daß viele Japaner verhaftet und in Notgefängnisse geworfen wurden und daß diejenigen, die noch auf freiem Fuß standen, dem Gerücht Glauben schenkten, daß alle Japaner Hawaiis nach Molokai evakuiert werden sollten. Aber als die Gefängnisse überfüllt waren und tatsächlich Schiffe im Hafen erschienen, die die eingesperrten Japaner nach den
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