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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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die Insel umspielte, aus der die klotzigen Basaltberge emporwuchsen. Er staunte über die landschaftliche Pracht dieser mythischen Insel, über ihre tiefen Buchten, über die donnernde Brandung und über die Auslegerkanus, die auf dem Meere kreuzten. - Kein Wunder, erinnern wir uns doch noch immer an Gedichte über dieses Eiland, dachte er und begann ein Lied zu singen, das sein Ururgroßvater Abner Hale übersetzt hatte:
    »Unter strahlend roten Sternen birgt sich das Land, Zerklüftet von Buchten, gekrönt von Bergen, Umrahmt vom Riff des wehenden Gischts, Bora Bora, Land der gedämpften Ruder! Bora Bora, Land der großen Seefahrer!«
    Die andern Passagiere waren nicht weniger beeindruckt von der Insel, aber aus anderen Gründen. Sie besaß einen riesigen
    Ankerplatz. Eine ganze Invasionsflotte hätte in ihrer Lagune Zuflucht finden können. Aber wichtiger noch war, daß die kleinen Inseln vor dem Riff lang und eben waren. »Ein paar Bulldozer, drei Tage lang hier eingesetzt, und schon kann ein Flugzeug landen«, sagte ein Ingenieur.
    »Wir werden noch einmal herumfliegen«, verkündete der General, »und vielleicht können wir uns einigen, welche der kleinen Inseln am ehesten in Frage kommt.« Und während die Offiziere über die Brandung blickten, um das Riff zu studieren, blickte Hoxworth in das Innere der Insel und sah die mächtigen Felsspitzen und die glitzernden Buchten, die tief in das Land einschnitten, so daß jedes Haus, das er auf Bora Bora ausmachen konnte, am Meer lag. Wie wunderbar war diese Insel, ein heiliger Herd in der wogenden See.
    Nun begann sich das Wasserflugzeug auf die Lagune herabzulassen, und Hoxworth mußte denken, wie aufregend es doch war, in einem Flugzeug zu sein, das auf dem Wasser niedergehen konnte, denn das war auch die Art der ersten Tiere dieser Erde gewesen, die das Fliegen gemeistert hatten. Sie mußten so vom Meer aufgestiegen und darauf niedergegangen sein, wie jetzt das Flugboot. Als es dicht über dem Wasser war und mit mehr als hundertsechzig Kilometern in der Stunde dahinbrauste, bemerkte Hoxworth zum erstenmal, wie geschwind dieser Vogel flog, und als es sich mit dem hinteren Absatz seines Rumpfbodens gegen die Wellen senkte, stemmte er sich fester in seinen Sessel, um sich wie das Flugzeug auf die Wasserlandung vorzubereiten. Nachdem es so die Wasserfläche berührt hatte, neigte sich die Maschine langsam in die Horizontale und schoß - halb Vogel, halb Fisch - auf den Wellenkämmen dahin, bis sie schließlich den Flug ganz aufgab und in das ursprünglichere Element zurücksank - ein Flugzeug, das den Pazifik erobert hatte und schließlich zur Ruhe kam.
    »Halloo, Joe!« rief ein Eingeborener an der Tür, und sogleich war das Flugzeug von den kleinen Kanus der Bora Boraner umgeben. Hale war der erste, der an Land ging, weil er einige Brocken Polynesisch und noch mehr Französisch konnte. Als er im Heck seines Kanus saß und über das durchsichtige Wasser der Lagune auf das von Kokospalmen gesäumte Dorf zufuhr, dachte er: Hawaii hat nichts zu bieten, das sich damit vergleichen könnte.
    In einer Hinsicht hatte er recht, denn nachdem der General und sein Stab mit süßem Fisch aus der Lagune und rotem Wein aus Paris gespeist worden waren, näherte sich ihnen verlegen der Vorsteher des Dorfes und sagte auf französisch, dis Hale verdolmetschen mußte: »General, wir Leute von Bora Bora wissen, daß Ihr hierhergekommen seid, um uns zu retten. Gott weiß, daß die Franzosen nichts unternommen hätten, um uns zu schützen; denn sie hassen die Leute von Bora Bora, und wissen Sie warum? Weil wir in der ganzen Geschichte noch nie erobert wurden, nicht einmal von den Franzosen, und offiziell sind wir nur ein freiwilliges Mitglied ihres Weltreichs. Sie haben uns nie verziehen, daß wir uns nicht in Frieden ergeben haben, aber wir denken im stillen, die Franzosen können zum Teufel gehen.«
    »Er soll still sein«, befahl der General. »Die Franzosen haben viel Gutes für uns getan, Hale, und ich möchte nichts mehr von diesen aufrührerischen Ideen hören.«
    Aber der Dorfvorsteher hatte seine Einleitungssätze schon abgeschlossen und wandte sich nun wichtigeren Dingen zu: »Wir Leute von Bora Bora wollen euch helfen, so gut wir können. Ihr sagt, daß ihr eine Rollbahn anlegen wollt. Gut! Wir werden helfen. Ihr sagt, daß ihr Wasser und Nahrungsmittel braucht. Gut! Wir werden euch damit versorgen. Aber es gibt noch eine Sache, an die ihr anscheinend nicht gedacht habt, und

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